Conchita Wurst und Rea Garvey: «Ich will zum ESC!»
Auditions, Coaches, Gesangstalente und mehr oder weniger freundliche Absagen – das kennen geneigte Zuschauer*innen bereits vom privaten Fernsehen. Nun geht der NDR auch diesen Weg, um den neuen deutschen ESC-Star finden. Ein neuer Weg zu mehr Erfolg? Nur mit Hintertür.
Von Christiane Bosch, dpa
Deutschland hatte zuletzt beim Eurovision Song Contest (ESC) wenig Glück mit seinen Künstler*innen, die oft auf den letzten Plätzen landeten (MANNSCHAFT berichtete). Immer wieder wurde deshalb auch der Ruf nach einem neuen Auswahl-Verfahren laut. Nun hat der Norddeutsche Rundfunk (NDR), der federführend für den deutschen ESC-Beitrag zuständig ist, geliefert. Und zwar mithilfe von ESC-Gewinnerin Conchita Wurst («Rise like a Phoenix») und Musiker Rea Garvey («Supergirl», «The Voice of Germany»).
Die beiden dürfen in der sechsteiligen Docutainment-Serie «Ich will zum ESC!» (ab 25. Januar in der ARD-Mediathek) ein musikalisches Talent bis in den deutschen ESC-Vorentscheid heben. Dort warten bereits acht Acts auf die Entscheidungsshow am 16. Februar in Berlin, darunter Max Mutzke und Marie Reim.
Die Moderatorin, Sängerin und Drag-Künstlerin Conchita Wurst, hinter der der Entertainer Tom Neuwirth steckt, findet es grossartig, dass Deutschland bei der Suche nach ESC-Erfolg nicht aufgibt. «Ich liebe ja den Ehrgeiz. Deutschland könnte es ja auch wurscht sein», sagte Wurst dazu der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg.
Sie und Garvey wollen nun die Person finden, «die genau das jetzt wieder ins Positive kehrt». Conchita Wurst hatte 2014 mit «Rise Like a Phoenix» den ESC für Österreich gewonnen.
Ein Geheimrezept für den Erfolg gebe es allerdings nicht. «Das Einzige, was auffällig ist: Es gewinnen immer die Stars. Die, die eine gute Nummer haben, gut performen, Ausstrahlung haben und mit denen die Leute connecten können.» Und Conchita Wurst ist überzeugt: «Solche Leute haben wir. Ja, das glaube ich ganz fest.» Sie hätte glatt auch das gesamte Kandidat*innenfeld für den Vorentscheid auswählen können. «Hätte man mich gelassen, ich hätte es gemacht.»
Bootcamp mit zwei Teams Ganz wie bei «The Voice of Germany» entscheiden nach dem Auftritt erst die Coaches, ob sie das Talent in ihr Team aufnehmen, und dann entscheiden die Singenden, wer ihr Coach sein darf. Nicht alle der 15 Bewerber*innen schaffen es ins Bootcamp und nur zwei pro Team Conchita und Team Rea stehen am Ende im Finale um das letzte Ticket für den deutschen Vorentscheid. «Ich kenne keine Castingshow, wo der Preis so gigantisch gross ist, wie bei uns», sagte Wurst dazu.
Und den wollen 15 sehr verschiedene Sänger*innen haben – der Typ von Nebenan, eine Tiktok-Schauspielerin, ein Strassenmusiker, eine trans Frau, ein Musicaldarsteller, ein Student, eine Berufssängerin. Ob einer von ihnen am Ende Deutschland beim ESC in Malmö vertreten wird und das neue Format vielleicht sogar fester Bestandteil des künftigen Auswahlprozesses werden kann, entscheidet sich erst am 16. Februar.
Die Sendung ist tatsächlich sehr unterhaltsam. Und daran haben die Coaches Conchita Wurst und Rea Garvey einen grossen Anteil. Das Duo kommt ausgesprochen sympathisch rüber, plaudert auch hier und da aus dem Nähkästchen und ist bei den Beurteilungen so ehrlich wie achtsam. Sie funktionieren harmonisch und man kann und will viel mit ihnen lachen.
«Genuss und ein Geschenk» «Wir sind so ein eingespieltes Team. Mit Rea zu arbeiten, ist echt ein Genuss und ein Geschenk», sagte Conchita dazu. Und Rea Garvey ergänzte: «Ich liebe die Harmonie zwischen Conchita und mir. Das macht sehr viel Spass.»
Der bessere Coach sei aber trotzdem sie, sagte Conchita Wurst lachend. «Ich weiss, wie es dort abläuft. Musikalisch fühle ich mich auch relativ fit. Ich sage jetzt mal provokant: Rea, in Sachen Song Contest: Thank You for Participating, I am Taking Over Now.» (dt.: Danke fürs Mitmachen, ich übernehme jetzt). Wurst ist davon überzeugt, dass ihre Talente im Vorentscheid begeistern werden: «Ich bin total zuversichtlich. Hits, Hits, Hits haben wir in der Tasche.»
Rea Garvey zeigte sich nach der Aufzeichnung der ersten Folgen überrascht vom Potenzial der Talente. Für ihn war die Show zunächst vor allem als gute Unterhaltung gedacht, sagte er dazu. «Dass wir jetzt durch den Prozess gegangen sind und wissen, dass wir wirklich gute Chancen haben, die Sieger dieser Show zu sein, das ist schon aufregend. Das habe ich nicht erwartet.»
Das Finale der Sendung ist am Donnerstag, 8. Februar, live in der Mediathek und im NDR (22.00 Uhr). Dann entscheiden die Zuschauer*innen.
2024 ist erstmals die Karibik beim ESC dabei – in welcher Form ist allerdings nicht ganz klar (MANNSCHAFT berichtete).
Das könnte dich auch interessieren
Österreich
Wien oder Wels? Rechtsextreme streiten über den ESC
FPÖ-Bürgermeister Rabl möchte, dass der ESC im nächsten Jahr in Wels ausgetragen wird. Wels gilt als Musterstadt der rechtsextremen Freiheitlichen. Andere FPÖ-Politiker sind gegen den ESC.
Von Christian Höller
Eurovision Song Contest
Queerfeindlichkeit
Bühne
«Hooligan» in Zürich: «Es geht um die Homoerotik in der Homophobie»
David Attenberger tanzt, schwitzt und inszeniert sich in «Hooligan» durch toxische Männlichkeit und Schwulenfeindlichkeit im Fussball. Noch bis 12. Juni im Theater Neumarkt Zürich.
Von Cesare Macri
Schweiz
Kultur
Queerfeindlichkeit
Schwul
Serie
In «Wednesday» wird Lady Gaga zur Lehrerin
Back in black: Sie kommt zurück – und zwar in zwei Teilen. Staffel zwei der Hit-Serie «Wednesday» wird aufgeteilt. Start ist im Hochsommer. Neu dabei: Lady Gaga als Lehrerin Rosaline Rotwood
Von Newsdesk/©DPA
Unterhaltung
Kultur
People
Ryan Philippe hatte als Teenager Angst vor schwuler Rolle
Mit nur 17 Jahren spielte Ryan Phillippe den ersten schwulen Teenager im US-Fernsehen – und war sich nicht sicher, was das für seine Karriere bedeuten würde. Heute spricht der 50-Jährige über die Wirkung dieser Rolle auf eine ganze Generation.
Von Newsdesk Staff
TV
Schwul
Unterhaltung