Bret Easton Ellis: «Konnte früher nicht sagen, dass ich schwul bin»
Der Star-Autor spricht über Gefühle des Fremd- und Andersseins
Mit dem Roman «American Psycho» schuf der Schriftsteller und Essayist einen queeren Klassiker. Nun kommt sein neues Buch auf Deutsch heraus.
Schriftsteller Bret Easton Ellis (58) hat seine Bücher nach eigenen Worten nicht unter Drogeneinfluss geschrieben. Nur ein einziges Mal habe er es versucht, als er 1983 an der ersten Version von «Unter Null» gearbeitet habe, sagte er in einem Interview der Süddeutschen Zeitung vom Samstag. «Danach nie, nie wieder. Ich habe in meinem ganzen Leben nie betrunken und nie auf Drogen geschrieben.»
Allerdings belohnte sich der Autor von «American Psycho» für das Schreiben früher mit Drogen – kontrolliert und zur Entspannung. Mit 44 oder 45 Jahren habe er aufgehört. Heute trinke er nur noch Cocktails.
Ihm mache das Schreiben eines Buchs mehr Spass als jede Droge. «Die Droge Schreiben wirkt viel besser als alle echten Drogen.»
«Fühlte mich fremd» Schon in seiner Schulzeit hätten ihn Bücher beschützt, sagte er. Er, der sich als Einzelgänger sieht, konnte darin verschwinden. Mit ihnen und mit Filmen sei er nicht allein gewesen. «Meinen Klassenkameraden gegenüber fühlte ich mich fremd, was hauptsächlich damit zu tun hatte, dass ich schwul war und es nicht sagen konnte.»
Popsongs, die von heterosexueller Sehnsucht handelten, habe er sich immer erst übersetzen müssen. «Das brachte mich in Distanz zu allem – aber genau das machte mich auch zum Schriftsteller.»
Anders als in der Filmversion von «American Psycho» aus dem Jahr 2000 (mit Christian Bale als Patrick Bateman) arbeitete die spätere Musicalfassung von Roberto Aguirre-Sacasa und Duncan Sheik 2013 die schwulen Aspekte der Geschichte sehr viel deutlicher heraus.
Matt Smith als Patrick Bateman In London spielte Matt Smith («The Crown») den Patrick Bateman als jemanden, der damit kämpft, dass er einen Kollegen aus dem Wall-Street-Büro anziehend findet und sich diese Attraktion nicht eingestehen will, weswegen er sich eine Art Alibi-Freundin zulegt.
Das Musical wanderte 2016 weiter an den Broadway, wo er anders als in London nicht erfolgreich war, 2019 kam es in Sydney heraus. Eine deutschsprachige Erstaufführung lässt auf sich warten, auch weil die Musicalszene in der Schweiz, Österreich und Deutschland sich mit LGBTIQ-Themen besonders schwer tut (MANNSCHAFT berichtete).
Ellis‘ neuer Roman «The Shards» erscheint am 17. Januar auf Deutsch.
Laut einer neuen Studie nehmen Homosexuelle mehr Drogen als Heteros; Grund: Minderheitenstress (MANNSCHAFT berichtete).
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