Schwule und Bi-Männer regulär zur Blutspende zulassen!
Pink Cross startet eine Petition verbunden mit einem Appell
Weil Männer in der Schweiz nur Blut spenden dürfen, wenn sie 12 Monate keinen Sex mit einem anderen Mann hatten, sind Schwule und Bi-Männer faktisch ausgeschlossen – obwohl auch deren Blut und Blutplasma Menschenleben retten kann.
Die bz Basel berichtete am Freitag über den Basler Lehrer Laurent Voegelin. Er ist kerngesund – aber schwul. Dass er mit seinem Partner seit vier Jahren in einer festen Beziehung lebt, ändert nichts an der Tatsache: Als Blutspender ist er nicht zugelassen.
Bei Spender*innen gilt generell: Ausgeschlossen wird nur, wer wechselnde Partner hat oder sexuelle Kontakte mit jemandem, den er seit «weniger als vier Monaten» kennt. Dass es bei Schwulen und Bi-Männern anders gehandhabt wird, ist für Pink Cross klar diskriminerend.
«Wir wollen, dass nach wissenschaftlichen Kriterien entschieden wird, wer zugelassen wird – nicht nach ideologischen», sagt Roman Heggli. Vor drei Jahren hat das Schweizerische Heilmittelinstitut Swissmedic ein Gesuch der Dachorganisation Blutspende SRK Schweiz bewilligt und den unbefristeten Ausschluss für Männer, die Sex mit Männern haben, aufgehoben. Seither gilt eine Abstinenzpflicht von 12 Monaten.
Blutplasma-Spenden von Männern, die von Covid-19 genesen sind, werden im Moment händeringend gesucht, schreibt nun Pink Cross in einem Appell. «Im Blutplasma befinden sich mit hoher Wahrscheinlichkeit die begehrten Antikörper, die für eine neue Therapiemethode für Coronapatient*innen benötigt werden. Das Blutplasma von Frauen ist für die neue Therapiemethode nicht geeignet, denn aufgrund von Schwangerschaften tauchen bei Frauen spezielle Antikörper im Plasma auf.»
Besonders in der momentanen Krise ist diese Regelung absurd, findet man bei Pink Cross. «Begründet wird sie damit, dass das Risiko einer Übertragung von HIV durch Blutspenden von Männern, die Sex mit Männern haben, höher sei. Doch wissenschaftlich gesehen gibt es dafür keine Gründe: Aktuelle Studien zeigen, dass das Risiko nicht höher ist, nur weil man mit einem anderen Mann Sex hatte. Die für alle Personen gültigen Kriterien (in den letzten 4 Monaten kein*e neue*r oder wechselnde*r Sexualpartner*in) reichen vollkommen, denn jede Blutspende wird getestet und eine HIV-Infektion ist spätestens 6 Wochen nach der Infektion nachweisbar.»
Auch der Vergleich mit dem Ausland zeige: Eine nicht-diskriminierende Regelung, wie sie beispielsweise Italien oder Spanien kennt, ist problemlos möglich. Denn dort, aber auch in Bulgarien oder Lettland entscheiden die Spendedienste nach dem Risikoverhalten. (In den USA könnte man mit einer unbeschränkten Zulassung von schwulen und bisexuellen Männern einer Million Menschen helfen – MANNSCHAFT berichtete).
Blutspendekriterien dürfen nicht ideologisch festgelegt werden, sondern müssen wissenschaftlich begründet sein. «Wir kämpfen dafür, dass die sexuelle Orientierung nicht darüber entscheidet, ob wir helfen dürfen oder nicht!»
Pink Cross fordert Blutspende SRK Schweiz und Swissmedic dazu auf, dass dieser diskriminierende und faktische Ausschluss von schwulen und bisexuellen Männern in der aktuellen Krise aufgehoben wird. Hier geht es zur Petition!
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