Bewegende Filme am Queersicht Filmfestival in Bern
Freuen darf man sich auf Titel wie «Grosse Freiheit» und «Kiss Me Kosher»
Vorpremieren und queere Perlen: Vom 4. bis 10. November flimmern am Queersicht Filmfestival in Bern wieder LGBTIQ-Kurz- und -Langfilme über die Kinoleinwände.
Nach einer Corona-bedingten Auszeit im letzten Jahr meldet sich das Queersicht mit einer bunten Auswahl an Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilmen zurück. So ganz spurlos geht die Pandemie am Filmfestival jedoch nicht vorbei. Der traditionelle Brunch und die Lounge pausieren, mit 25 Langfilmen ist das Programm etwas kleiner als üblich. Auch das Queersicht-Geburtstagsfest muss bis nächstes Jahr warten. 2022 wollen die Veranstalter*innen das 25+1 Jubiläum gebührend feiern.
Bei der Qualität und Vielfalt der Filme wurden jedoch keine Abstriche gemacht. Eröffnungsfilm ist die österreichisch-deutsche Produktion «Grosse Freiheit», der in der Schweiz und Deutschland erst am 18. November in den Kinos startet. Franz Rogowski stellt in der Hauptrolle einen schwulen Mann dar, der im Nachkriegsdeutschland wegen seiner Homosexualität und dem Strafparagrafen 175 immer wieder ins Gefängnis muss. Der Film feierte seine Weltpremiere beim Filmfestival in Cannes (MANNSCHAFT berichtete) und gewann dort den Jurypreis gewonnen. «Grosse Freiheit» wird am 8. November nochmals gezeigt.
Eine traurige und ermutigende Geschichte zugleich erzählt der Film «Wet Sand. In dieser schweizerisch-georgischen Produktion bringt der Tod eines Bewohners eine georgische Dorfgemeinschaft aus ihrem labilen Gleichgewicht. Geheimnisse werden an die Oberfläche gespült, die das Gesicht der wertkonservativen Gesellschaft fratzenhaft verzerren. Eine feinfühlige Geschichte über eine Beziehung, die nicht sein durfte und deswegen eine andere Beziehung erst ermöglicht – traurig und erbaulich zugleich.
Der rumänische Spielfilm «Poppy Field» konnte gleich mehrere Auszeichnungen ergattern. Die Handlung dreht sich um den ungeouteten Polizisten Cristi (Conrad Mericoffer), der sein Privatleben geheimhalten möchte. Eines Tages ist er an einem Einsatz in einem Kino beteiligt, wo religiöse Fanatiker die Vorführung eines LGBTIQ-Films stören. Als er hier von einem ehemaligen Liebhaber erkannt wird, droht ihm ein mögliches Outing.
Im brasilianischen Film «Valentina» zieht die namensgebenden Protagonistin mit ihrer Mutter aufs Land, um neu anzufangen. Dort versucht sie, sich an der Schule unter ihrem neuen Namen einzuschreiben, und hofft, ihre Transidentität geheim halten zu können. Im konservativen Umfeld der Kleinstadt lernt sie sich allmählich zu behaupten – eine hoffnungsvolle Geschichte über Identität und Courage.
Auch das «L» im queeren Alphabet nimmt im Queersicht-Programm einen wichtigen Platz ein, unter anderem im Dokumentarfilm «Rebel Dykes». Bis in die Achtzigerjahren war London kein Ort für Lesben. Doch dann kamen die Rebel Dykes: Sie waren laut, trugen Lederjacken, fuhren Motorräder, besetzten Häuser, schufen Clubs, machten Kunst, organisierten Schlammringen, liebten Sex und BDSM, rebellierten gegen das Thatcher-Regime und den lesbischen Mainstream. Ein Juwel der Zeitgeschichte mit tollen Archivaufnahmen und Animationen.
Für lockere Kinounterhaltung soll jüdischer Humor sorgen. Im deutschen Spielfilm «Kiss Me Kosher» verliebt sich die israelische Shira in die aus Deutschland stammende Maria – Stoff für eine herrliche Komödie mit (politischem) Tiefgang. Die Idee für den Film bekam Regisseurin Shirel Pele, als sie ihre deutsche Freundin ihren Eltern in Israel vostellte (MANNSCHAFT berichtete). «Die deutsche Familie hat allerdings nichts mit der Familie meiner Partnerin zu tun, das muss ich ganz deutlich dazusagen, sonst kriege ich Probleme», sagte sie lachend.
Mehr Informationen zum Kinoprogramm und Links für den Vorverkauf gibt es auf der Website des Queersicht Filmfestivals.
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