Aufbruch und «Homoheilung»: «Ku’damm 56»-Musical feiert Premiere

Viel queere Prominenz war ins Theater des Westens gekommen

Ulf Leo Sommer, Klaus Wowereit, Franziska Giffey, Annette Hess&  Peter Plate (Foto:  Dominic Ernst)
Ulf Leo Sommer, Klaus Wowereit, Franziska Giffey, Annette Hess& Peter Plate (Foto: Dominic Ernst)

Berlin hat ein neues Hit-Musical: Die Show «Ku’damm 56» nach der gleichnamigen ZDF-Saga feierte am Sonntag Premiere im Stage Theater des Westens.

Die Drehbuchautorin Annette Hess schuf die Bühnenversion der Serie gemeinsam mit Peter Plate und Ulf Leo Sommer, die für die Musik von Rosenstolz bekannt sind (MANNSCHAFT berichtete). Für die Adaption fanden die Songschreiber eine Mischung aus Rock’n’Roll-Nostalgie und dem Sound von heute.

David Jakobs (Foto: Annette Riedl/dpa)
David Jakobs (Foto: Annette Riedl/dpa)

In der Geschichte geht es um drei Schwestern und ihre strenge Mutter, eine Tanzschule am Berliner Kurfürstendamm, um Emanzipation und Aufbruch, aber auch um die Enge der 50er Jahre. Ob Lieder wie «Monika», «Früher» oder «Berlin, Berlin»: Das Premieren-Publikum war begeistert, einige tanzten am Ende mit.

Gekommen war auch viel queere Prominenz, darunter Jannik Schümann, Berlin Regierender Bürgermeister a.D., Klaus Wowereit sowie Georg Preuße, Julian F. M. Stoeckel und Georg Uecker.

Die Inszenierung verzichtet auf Bühnenbombast. Die Handlung ist verdichtet, die Show bewahrt den Humor aus der Fernsehfassung und auch die feministische Botschaft. Auch der Handlungsstrang um den schwulen Staatsanwalt Wolfgang von Boost kommt in der Musical-Fassung nicht zu kurz: Nach seiner Heirat mit Helga sucht er Hilfe bei Professor Jürgen Fassbender, um sich von seiner Homosexualität «heilen» zu lassen, u.a. mit Elektroschocks. (Solche schädlichen Behandlungen sind mittlerweile in Deutschland verboten – MANNSCHAFT berichtete).

Er habe die Serie gesehen, sie sei als Musical «1a umgesetzt», sagte Klaus Wowereit. Die Show sei spannend, politisch und künstlerisch. «Es macht unheimlich Spass.» Neben Wowereit waren auch die wohl künftige Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) und Schauspielerin Maria Furtwängler unter den Gästen. Für den Abend galt die 2G-plus-Corona-Regel: Man musste geimpft oder genesen sowie getestet sein.

Den Part von Monika und Freddy spielten Sandra Leitner und David Jakobs. Inspiriert ist die Figur der Monika von einer gleichnamigen Jugendfreundin ihrer Mutter, wie Annette Hess im Programmheft schreibt. «Sie war laut, rebellisch, gefährlich – ein ganz schlechter Umgang.»

Monikas Leben habe nach einem schweren Unfall eine tragische Wendung genommen. Sie habe einen Mann geheiratet, von dem sie schwanger war und den sie aber nicht liebte, sie sei keine 50 Jahre alt geworden. «Ich wollte von ihr erzählen, wie meine Mutter mir von ihr erzählt hat», so Hess. Es sei so wichtig, von Frauen zu erzählen, die sich nicht abfänden mit Unterdrückung und Gewalt.

Am Freitag war die Musical-Legende Stephen Sondheim im Alter von 91 Jahren gestorben (MANNSCHAFT berichtete).

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