«Anstössige Inhalte»: Schulen im US-Staat Utah verbannen Bibel
Das Buch behandle u.a. Inzest, Oralverkehr, sexuelle Handlungen mit Tieren, Dildos und Kindsmord
Auf Bestreben der Konservativen sind Tausende Bücher aus US-Schulen verbannt, in denen es um Sexualität oder Rassismus geht. Aus Protest gegen die harschen Regeln war auch eine Beschwerde gegen die Heilige Schrift eingegangen. Nun gibt es eine Entscheidung.
Wegen «anstössiger und gewaltsamer Inhalte» hat ein Schulbezirk im US-Bundesstaat Utah die Bibel aus Grund- und Mittelschulen verbannt. Der Bezirk Davis County nördlich von Salt Lake City nahm damit eine entsprechende Beschwerde an, die aus Protest gegen Buchverbote eingereicht worden war. Die Bibel werde in Davis County ab sofort aus den Schulbeständen genommen, berichteten mehrere US-Medien.
Mit ihrer grossen Mehrheit in beiden Kongresskammern des westlichen Bundesstaates hatten die konservativen Republikaner*innen 2022 ein Gesetz verabschiedet, das es ermöglicht, Bücher und Filme mit «pornografischen und unanständigen Inhalten» aus den Bibliotheken von Schulen oder dem Unterricht zu verbannen (MANNSCHAFT berichtete).
«Eines der sexgeladendsten Bücher überhaupt» Die im Dezember eingegangene Beschwerde war vom Schulbezirk anonym veröffentlicht worden und steht unter anderem auf der Webseite der Zeitung The Salt Lake Tribune. Das neue Gesetz sei «arglistig», heisst es darin. «Jetzt können wir alle Bücher verbieten und müssen sie nicht einmal mehr lesen», steht in dem Schreiben weiter.
In der Liste der bislang verbannten Bücher fehle «eines der sexgeladendsten Bücher überhaupt»: die Bibel. Sie enthalte schliesslich unangemessene Inhalte wie «Inzest, Masturbation, sexuelle Handlungen mit Tieren, Prostitution, Genitalverstümmelung, Oralverkehr, Dildos, Vergewaltigung und sogar Kindsmord».
Zwar sei das mit der Durchsicht der Bibel beauftragte Komitee zu dem Schluss gekommen, dass die Schrift nicht gegen das Gesetz verstosse, hiess es. Trotzdem habe man sich dafür entschieden, den Zugang auf Schüler*innen im High-School-Alter zu beschränken. Betroffen seien laut Schulbehörde sieben oder acht Schulen im Bezirk, berichtete die Zeitung weiter. In Kürze werde über eine Anfechtung des Beschlusses verhandelt.
Kulturkampf zwischen Liberalen und Konservativen Utah ist nicht der einzige US-Bundesstaat, in dem bestimmte Themen im Schulunterricht künftig keinen Platz mehr haben sollen. In den USA tobt seit Jahren ein Kulturkampf zwischen Liberalen und Konservativen um Bücherverbote an Schulen, der zuletzt immer radikaler geführt wurde. Oft geht es Kritiker*innen wie den umstrittenen konservativen Organisationen «Parents United» («Vereinte Eltern») oder «Moms for Liberty» («Mamas für Freiheit») um Bücher, die Sexualität oder Rassismus behandeln.
Eine Analyse der Washington Post von 1‘065 eingegangenen Beschwerden aus 37 Bundesstaaten zeigte, dass sich die am häufigsten genannten Titel in der Regel für mehr Toleranz einsetzen. Die Mehrheit dieser untersuchten Beschwerden ging auf nur elf Verfasser*innen zurück. Gegner*innen der neuen Verbote finden, dass dadurch ein rückschrittliches Gesellschaftsbild propagiert wurde.
In Florida will der Gouverneur und Präsidentschaftskandidat der Republikaner, Ron DeSantis, den Schulunterricht über sexuelle Orientierung und Geschlechteridentität für alle Altersstufen verbieten (MANNSCHAFT berichtete). Schon jetzt ist dieser Unterricht vom Kindergarten bis zur dritten Klasse untersagt. Das Verbot geht auf ein Gesetz aus dem vergangenen Jahr zurück, das von Gegnern als «Don’t Say Gay» («Sag nicht schwul») bezeichnet wird.
Im deutschen Sprachraum wird darüber debattiert, ob der Bibeltext künftig mit Gendersternen veröffentlicht werden sollte – als Signal für mehr Offenheit (MANNSCHAFT berichtete).
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