++ Erster Waltraud-Schiffels-Preis ++ Berlin hisst Transflagge ++
Die LGBTIQ News: kurz, knapp, queer
Für den schnellen Überblick: Unsere LGBTIQ-News aus Deutschland ab dem 28. März 2022.
++ Erster Waltraud-Schiffels-Preis ++
Zum Transgender Day of Visibility (31. März) wird aus Mitteln des Fonds erstmals der mit 1.000 Euro dotierte Waltraud-Schiffels-Preis für herausragende trans Projekte vergeben. Schiffels (1944 – 2021) hat als Schriftstellerin in mehreren Werken ihre Transition beschrieben. So wurde sie zu einer der ersten Frauen, die sich öffentlich mit ihrer Transition auseinandergesetzt haben. Besonders durch das Buch «Von Walter zu Waltraud», erschienen 1992, beeinflusste sie viele jüngere trans Frauen. Sie hat zudem in Saarbrücken eine Selbsthilfegruppe für trans Menschen gegründet
Janka Kluge, Stifterin des Waltraud-Schiffels-Fonds, zum Preis, der an die «Praxisgruppe Klassismus und trans*inter*nicht-binär» ging: «Das Projekt greift ein Thema auf, das mir ganz persönlich sehr am Herzen liegt. Die Erwerbs- und Bildungsbiografien so vieler trans und inter Personen sind durch die Erfahrung, ausgeschlossen und ausgegrenzt zu werden, massiv beeinträchtigt. In der Folge verfügen die Betroffenen über ein vermindertes Erwerbseinkommen.» Sie seien dadurch nicht nur in der gesellschaftlichen Teilhabe, sondern auch in der Gestaltung ihrer Transition benachteiligt.
++ Innensenatorin hisst Transflagge ++
Am Vortag, des Internationalen Transgender Day of Visibility, hat die Berliner Innensenatorin Iris Spranger (SPD) an ihrem Dienstsitz drei Transflaggen gehisst, gemeinsam mit zwei Geflüchteten aus der Ukraine und dem Präventionsbereich des Berliner LKA.
«Ihre Sichtbarkeit bedeutet leider oft Gefahr für Sie», so Spranger. «Eins will ich Ihnen daher versichern: Mir ist als Senatorin die Sicherheit und der Schutz der trans Community sehr wichtig, ein sehr grosses Anliegen. Jeden Tag wird in der Regenbogenhauptstadt immer noch jemand aus der queeren Community angegriffen, oft verbal und viel zu oft leider auch körperlich.» Die Regenbogenhauptstadt Berlin sei ein Ort, an dem trans Menschen selbstbestimmt, sichtbar und frei leben können sollen.
++ Emma-Redakteurin verlässt LSVD ++
Mindestens 20 Jahre sei sie Mitglied des Verbands, nun tritt Chantal Louis aus: «Ich fühle mich als lesbische Frau von euch nicht nur nicht mehr vertreten, sondern verraten.» Grund ist das Buch über Transsexualität, das sie mit Alice Schwarzer gemeinsam herausgeben (MANNSCHAFT berichtete). Der LSVD hatte die darin vertretenen Position «gefährlich» und «unverantwortlich» genannt.
Louis fühlt sich diffamiert, nicht zum ersten Mal: Seit geraumer Zeit beschimpfe der LSVD Frauen, auch die lesbischen, als transphob – «und interessiert euch null für deren Argumente und berechtigte Ängste».
++ Mehr LGBTIQ-feindliche Delikte ++
Wegen der Pandemie und verbesserten Meldemöglichkeiten sind im vergangenen Jahr in Berlin deutlich mehr rechtsradikale, LGBTIQ-feindliche und rassistische Propaganda sowie andere Vorfälle registriert worden. Insgesamt seien 4841 Vorkommnisse (2021: 3422) erfasst worden, teilte die Dokumentationsstelle Berliner Register zusammen mit vielen anderen Initiativen am Dienstag mit.
4 Prozent waren LGBTIQ-feindlich motiviert. Während es im Jahr 2020 noch 169 Fälle waren, wurden 2021 insgesamt 198 Fälle gezählt. Vor allem die Zahlen der Propagandadelikte wie gemalte Nazi-Symbole, Holocaust-Vergleiche und Antisemitismus stiegen demnach, häufig im Zusammenhang mit Corona-Demonstrationen. Auch die Wahlkämpfe hätten dazu beigetragen.
++ Berliner Amt diskriminiert schwule Geflüchtete ++
Zwei schwule Asylbewerber aus Russland sollen laut einer Darstellung der schwulen Hilfsorganisation Maneo beim Berliner Flüchtlingsamt (LAF) diskriminierend behandelt worden sein (MANNSCHAFT berichtete). Die beiden 19-Jährigen wollten nicht in einer allgemeinen Notunterkunft untergebracht werden, weil sie dort von anderen Bewohnern diskriminiert werden könnten, so Maneo am Montag. Obwohl sie einen besonderen Schutzstatus hätten, seien sie aber von einer Mitarbeiterin des LAF nicht in die spezielle Unterkunft für LGBTIQ verwiesen worden. Die Frau habe dem Paar gesagt: Wenn sie in der normalen Unterkunft «nicht überall rumvögeln» würden, so würden sie auch «keine Probleme kriegen».
Mittlerweile wurden die beiden Männer weiter nach Osnabrück in ein allgemeines Flüchtlingsheim und einem Raum mit 40 weiteren Menschen geschickt worden. Dabei hätten beide laut Maneo in Berlin problemlos im Heim für LGBTIQ-Geflüchtete wohnen können. «Hier drängt sich uns der Verdacht auf, dass die beiden Russen durch das Abschieben nach Osnabrück bestraft werden sollen», so Maneo-Leiter Bastian Finke. Ein Sprecher des Flüchtlingsamtes teilte mit, das dargestellte Verhalten sei nicht akzeptabel. Die Mitarbeiterin sei noch nicht identifiziert, möglicherweise gehöre sie zum externen Wachdienst.
++ AfD schiesst gegen Queer-Beauftragten ++
Der grüne Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann, hatte in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erklärt, dass es kein «normales Familienmodell» gebe, sondern Vielfalt. Dazu erkärt die familienpolitische Sprecherin der AfD-Fraktion im Bayerischen Landtag, Anne Cyron: «Während unser Land von einer politisch verschuldeten Krise in die nächste taumelt, haben die Grünen nichts anderes zu tun, als die traditionelle Familie weiter zu delegitimieren. Das ist bei einem ,Queer-Beauftragten‘, der sich primär als ‚Aktivist‘ versteht, allerdings kein Wunder.»
Die Unterstützung von Müttern und Vätern, die tagtäglich Beruf und Kindererziehung unter einen Hut bringen müssten, sei der Ampel-Koalition kein vordringliches Anliegen, so die AfD-Politikerin. Stattdessen gehe es ihr um «Pseudo-Probleme» wie eine «nicht vorhandene Unterdrückung» von Menschen, die sich ihrer biologischen Geschlechtsidentität nicht zugehörig fühlen. Die bayrische Staatsregierung solle sich solchen Plänen auf Bundesebene entgegenstellen. «Wir brauchen keinen ,Queer-Beauftragten‘, der Familien bekämpft, sondern eine Politik, die Familien stärkt!», so Cyron.
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