AfD-Mann lästert über LGBTIQ als «sexuelle Abnormitäten»
Seit ihrem Erscheinen ist die Handreichung «Murat spielt Prinzessin ... » den Rechtspopulisten ein Dorn im Auge
Im Berliner Abgeordnetenhaus hat sich ein AfD-Politiker zur Bildungspolitik des rot-rot-grünen Senats geäussert und LGBTIQ als «sexuelle Abnormitäten» bezeichnet. Das macht jetzt der queerpolitische Sprecher der Grünen, Sebastian Walter, öffentlich.
Die 140-seitige Broschüre mit dem Titel «Murat spielt Prinzessin, Alex hat zwei Mütter und Sophie heißt jetzt Ben» wurde von der Berliner Bildungsinitiative Queerformat und dem sozialpädagogischen Fortbildungsinstitut Berlin-Brandenburg herausgegeben und vom Berliner Senat finanziert. Sie richtet sich an die Fachkräfte in den Kitas und widmet sich sexueller und gleichgeschlechtlicher Vielfalt als Thema frühkindlicher Inklusionspädagogik. Das ganze LGBTIQ-Spektrum deckt sie ab.
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Sie entstand im Zuge der Initiative «Berlin tritt ein für Selbstbestimmung und Akzeptanz sexueller Vielfalt», die sich vor allem gegen Homophobie richtet. Denn immer wieder werden Schwule, Lesben oder trans Menschen in Berlin beleidigt, bepöbelt und geschlagen (MANNSCHAFT berichtete). Von Menschen, für die es offenbar immer noch eine Sensation ist, dass es gleichgeschlechtlich empfindende Menschen gibt.
Viele wollten und wollen diese Broschüre partout falsch verstehen. So wie die AfD. Deren bildungspolitischer Sprecher Stefan Frank Kerker sprach erst diesen August wieder im Abgeordnetenhaus von Belehrungen über «sexuelle Abnormitäten», die der queerpolitische Sprecher der Grünen, Sebastian Walter, jetzt öffentlich machte.
Als die Broschüre Anfang 2018 erschien, nannte Kerker die Broschüre bereits «Geldverschwendung» und sprach von einem «fragwürdigen Trend zur Hypersexualisierung», die der kindlichen Entwicklung schade.
Sein Kollege Steffen Königer aus Brandenberg, wo die AfD am Sonntag zweitstärkste Kraft wurde (MANNSCHAFT berichtete), meinte einst gar, dass pädagogische Vorstellungen, wie sie der Broschüre zugrunde liegen, «kranken Hirnen mit pädophilen Hintergedanken entsprungen zu sein» scheinen.
Auch die Berliner CDU hatte die Broschüre kritisiert – offenbar ohne sie richtig zu lesen. Das nahmen die Grünen im vergangenen Jahr zum Anlass, den Christdemokraten ein paar Exemplare vorbei zu bringen.
Die Bildungsinitiative Queerformat, die die Handreichung «Murat spielt Prinzessin, Alex hat zwei Mütter und Sophie heißt jetzt Ben» herausgegeben hatte, wurde im November 2018 vom Bündnis gegen Homophobie mit dem Respektpreis ausgezeichnet (MANNSCHAFT berichtete.
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