Abor & Tynna: «Die Kritik kam vor allem aus Deutschland»
Am Dienstagmittag luden die beiden Botschaften von Deutschland und Österreich zum Empfang der beiden Delegationen in das Restaurant Rhypark ein. Dabei performten Abor & Tynna ihren Song und JJ legte sich ein Schweigegelübde auf.
Begrüsst wurden die vielen Gäste, Fans und Künstler*innen aus anderen Teilnehmerländern, unter anderem waren die Delegationen aus Litauen oder Malta anwesend.
Als JJ auf die Bühne kam, hatte er ein liebevoll gestaltetes und sebstgebasteltes Schild um den Hals hängen. Auf diesem stand: «Conchita put me on vocal rest» («Conchita hat mir eine Stimmpause verordnet»).
Er fühle sich ganz toll, sagte er, er liebe die Stadt sehr und hätte gerade die beste Zeit seines Lebens. Als ausgebildeter Opernsänger, hätte er sein Fachwissen hierhin mitgenommen und deshalb beschlossen, sich stimmlich zu schonen und sich selbst ein Sprachverbot aufzuerlegen.
Die Moderatorin konnte sich eine Spitze nicht verkneifen: «Das bedeutet, dass die Delegation jetzt viel Macht über dich hat?» Einen Moment lang war es still im Saal, weil JJ etwas in sein Handy tippte und es danach hoch hielt: «Nur in ihren Träumen», stand da, was für einige Lacher sorgte. Mit einem «keep on rocking» wurde JJ dann von der Bühne verabschiedet.
Daraufhin betrat Stefan Raab als Mentor von Abor & Tynna die Bühne. Der langjährige ESC-Kenner hatte 2025 den Musikevent wieder zur «Chefsache» erklärt. In dem gleichnamigen Vorentscheids-Format wurde das Geschwisterduo vom deutschen Publikum und einer Jury gewählt. Nun begleitet er als Mentor Abor & Tynna auf ihrer ESC-Reise (MANNSCHAFT berichtete).
«Was ich aber nicht mag, sind Jurys. Musik ist für Menschen, geht über die Emotionen und kann nicht mit fachlichen Kriterien berurteilt werden.»
Stefan Raab
Stefan Raab wurde gefragt, was denn seine erste ESC-Erinnerung gewesen sei. «Das muss 1974 und ABBA gewesen sein. Ich war acht Jahre alt und wir hatten gerade einen neuen Farbfernseher bekommen», erzählte dieser.
Er möge jede Art von Wettbwerb, weil sich darin zeige, zu was ein Mensch fähig sei, wenn er es wirklich wolle. «Was ich aber nicht mag, sind Jurys. Musik ist für Menschen, geht über die Emotionen und kann nicht mit fachlichen Kriterien berurteilt werden.»
«Die Kritik kam vor allem aus Deutschland und das hat uns dann wieder beruhigt, weil man aus dem eigenen Land immer Kritik bekommt.»
Abor
Das fanden auch Abor & Tynna nach ihrem Akkustik-Aufritt samt unikem, leuchtendem Cello. Angesprochen auf die Kritik, die sie am Anfang für ihren Song «Baller» bekommen haben, meinte Abor: «Die Kritik kam vor allem aus Deutschland und das hat uns dann wieder beruhigt, weil man aus dem eigenen Land immer Kritik bekommt. Das ist in anderen Ländern nicht anders. Die Leute fühlen sich repräsentiert und wenn ihnen der Song nicht gefällt, macht das emotional etwas mit ihnen.»
Seine Schwester Tynna fügte hinzu: «So viel Druck war das nicht, das hat sich nach zwei, drei Wochen wieder gelegt. Es gibt immer Hate-Kommentare, aber man gewöhnt sich selbst daran. Ich freue mich auf eine komische Art auch darüber. Dann kann ich sagen, ich habe es überlebt und es hat nichts mit mir gemacht. Ich habe es überlebt und nun gehe ich zum ESC.»
Der Auftritt auf dem deutsch-österreichischen Botschaftsempfang klang jedenfalls sehr überzeugend und lud dazu ein, «Baller» nochmal in einer anderen Version neu zu entdecken. Auf der grossen ESC-Bühne würden sie aber ihren Song nicht akkustisch performen wollen.
«Ehrlich gesagt würde ich ihn sogar noch elektronischer machen. Viele haben gesagt, der Remix gefällt ihnen noch besser als das Original, und ich muss sagen, ich bin auch sehr angetan vom Remix», meine Arbor und lachte.
«Wir lieben Griechenland, Österreich und Norwegen. Ich persönlich mag Grossbritannien sehr, dieses ‹What the hell just happened› finde ich toll»
Abor
Es sei gut zu wissen, dass sie «Baller» auch als Ballade singen könne, erklärte Tynna, aber «davon gibt es schon genug an diesem ESC.» Also stehen die Schmetter-Schmachtfetzen bei beiden wohl nicht hoch im Kurs. Gefällt ihnen den sonst ein Song aus dem Teilnehmerfeld besonders gut? «Ja», meinte Abor. «Wir lieben Griechenland, Österreich und Norwegen. Ich persönlich mag Grossbritannien sehr, dieses ‹What the hell just happened› finde ich toll», sagte er.
Der schönste Moment für Abor & Tynna in Basel sei bisher derjenige gewesen, als sie bei der Eröffnung mit den Trams durch die Stadt fuhren. Dabei seien ihnen die «Menschen so nahe gewesen. Ich habe versucht, so vielen wie möglich in die Augen zu schauen», erzählte Tynna.
Wie es denn für sie sei, hier ihr Land zu repräsentieren und vor so vielen Menschen zu singen? Natürlich seien sie vorher schon Musiker gewesen, doch «um ehrlich zu sein», sagte Tynna, «waren wir sehr unbekannt und hatten eine kleine, feine Fanbase».
Nun diese enorme Aufmerksamkeit zu bekommen, sei so, als ob sie aus einer anderen Welt plötzlich hierher katapultiert worden wären. Aber am Ende zähle für beide, dass sie hier auf dem grössten Musikevent aller Zeiten stehen, die Zeit hier geniessen und glücklich mit ihrem Auftritt sind.
Garbage aus Los Angeles schreibt Melodien, die schon nach einmaligem Hören im Kopf bleiben. Das neue Album der Band hat seine Wurzeln im Jahr 2016, als die nicht-binäre Frontperson Shirley Manson am ersten Tag einer Tour von der Bühne stürzte und sich die Hüfte zertrümmerte (MANNSCHAFT-Interview).
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