5 Gründe, warum «All You Need» wirklich sehenswert ist

Unser Filme- und Serienexperte hat die Serie schon gesehen

Szene aus der ARD-Serie «All you need» (Foto: ARD Degeto/Andrea Hansen)
Szene aus der ARD-Serie «All you need» (Foto: ARD Degeto/Andrea Hansen)

Ab sofort gibt es auch in Deutschland eine Serie mit ausschliesslich queeren Protagonisten. Zu sehen ist «All You Need», eine Schöpfung von Regisseur und Autor Benjamin Gutsche. Aber lohnt sich das Einschalten für die Geschichte von Langzeitstudenten Vince, der sich in den verschlossenen Fitnesstrainer Robbie verliebt, während sein Mitbewohner Levo auszieht, um mit dem frisch geouteten Familienpapa Tom zusammenzuleben? Auf jeden Fall – und zwar nicht zuletzt aus diesen fünf Gründen.

#Hauptdarsteller Benito Bause Auf der Bühne ist Benito Bause schon in Halle, Zürich oder München aufgefallen, doch vor der Kamera ist er noch ein recht unbeschriebenes Blatt. Damit dürfte nach seiner Rolle als gerne feiernder Vince in «All You Need» Schluss sein. Einen derart charismatischen und wahrhaftig spielenden Stern hat man lange nicht am deutschen Schauspiel-Himmel aufgehen sehen. Sattsehen kann man sich an ihm jedenfalls in den fünf Folgen der ersten Staffel nicht, wobei auch seine drei Kollegen Frédéric Brossier, Arash Marandi und Mads Hjulmand kaum weniger überzeugend sind. Dass keiner in diesem Quartett offen schwul ist, tut ihrer Glaubwürdigkeit erfreulicherweise keinen Abbruch.

#Queere Nebendarsteller Dass es nicht ganz unproblematisch ist, dass die Hauptrollen der Serie von lauter Heteros gespielt werden, ist auch Regisseur Gutsche bewusst. Womöglich hätte die Besetzung anders ausgesehen, hätte das Gruppen-Coming-out deutscher Schauspieler*innen im Zuge des #ActOut-Manifests bereits vergangenes Jahr stattgefunden, verriet er MANNSCHAFT im Interview (zu lesen in der nächsten Ausgabe – zum Shop). Darauf, dass er auch queere Schauspieler*innen engagiert, hat er aber zumindest in den Nebenrollen trotzdem geachtet – und unter anderem Matthias Freihof, Martin Bruchmann, Julius Feldmeier oder Peter Geisberg engagiert.

#Sex-Appeal Deutsches Fernsehen ist gemeinhin eher als piefig bis verklemmt bekannt, doch davon kann in «All You Need» zum Glück nicht die Rede sein. Das Dick Pick fürs Grindr-Profil wird zwar «nur» als Schattenspiel gezeigt, doch insgesamt geht es hier – wie sich das für eine Serie über schwules Leben in Berlin gehört – erfreulich heiss zu, sei es im Bett oder der Club-Toilette. Bloss nicht auf die Zimmerpflanze schwenken, wenn zwei Kerle zu knutschen beginnen, war Gutsches Devise. Was nicht zuletzt deswegen möglich war, weil die Serie eben nicht für den züchtigen ARD-Vorabend, sondern direkt für die Mediathek produziert wurde.

Der Wunsch nach Authentizität ist dabei schon an den Drehorten zu erkennen.

#Original-Locations Dass Gutsche als schwuler, in Berlin lebender Mann ziemlich genau weiss, was er da in «All you need» erzählt, ist der Serie anzumerken. Der Wunsch nach Authentizität ist dabei schon an den Drehorten zu erkennen. Denn entstanden ist die Serie nicht nur unter anderem im Klunkerkranich oder auf der nuture Art-Minigolfanlage, sondern – wie Szenegänger*innen unschwer erkennen werden – auch im SchwuZ oder der Gay Sauna Boiler.

#Höchste Zeit Es mag banal klingen, doch der vielleicht beste Grund, sich «All You Need» anzuschauen, ist der, dass es die Serie überhaupt gibt. Jahrelang führten queere Figuren im deutschen Fernsehen ein Schattendasein in Nebenrollen, während im englischsprachigen Raum Produktionen wie «Queer as Folk» oder „«Looking» für Aufsehen sorgten. Dass nun 2021 endlich auch hierzulande LGBTIQ-Personal im Zentrum fiktionaler Geschichten glänzen darf, muss gefeiert und unterstützt werden. Ausserdem besteht Hoffnung, dass diesbezüglich endlich ein echter Knoten geplatzt ist. Eine zweite Staffel von «All You Need» wurde jedenfalls schon bestellt (MANNSCHAFT berichtete)

Ab diesem Freitag in der ARD-Mediathek sowie am 16. & 17. Mai auch in linearer Ausstrahlung beim Sender ONE

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