3sat zeigt «Queer Cinema»: 100 Jahre deutsche Kinogeschichte

Bis Ende der 60er Jahre kamen Homosexuelle kaum vor

Szene aus Aimée & Jaguar (Foto: Senator)
Szene aus Aimée & Jaguar (Foto: Senator)

Die Dokumentation «Queer Cinema. Eine Reise durch 100 Jahre deutschen Film» geht der Frage nach, wie queer der deutsche Film war, ist und in Zukunft sein wird.

Schwule Liebe vor 102 Jahren als Thema im Kino – ja, das gab es: «Anders als die Andern §175» hiess der deutsche Stummfilm von 1919, der laut Filmhistorie als erster Streifen der Welt Homosexualität offen behandelte (Drehbuch: Richard Oswald und Magnus Hirschfeld). Schon kurz nach dem Erscheinen wurde er verboten.

Spielt in Anders als die andern den Geigenvirtuosen Paul Körner: Conradt Veidt (Foto: Deutsche Kinemathek)
Foto: Deutsche Kinemathek

Als erster lesbischer Film gilt das zwölf Jahre später veröffentlichte Internatsdrama «Mädchen in Uniform» von Leontine Sagan. Das Werk von 1931 mit Hertha Thiele und Dorothea Wieck verhandelt die Frauenliebe offener als das 50er-Jahre-Remake mit Romy Schneider und Lilli Palmer. Diese und viele andere Details erzählt die 3sat-Doku «Queer Cinema» über Lesben, Schwule und trans Personen in der Kinogeschichte. Sie ist bereits in der 3sat-Mediathek zu finden und wird am kommenden Samstag um 19.20 Uhr auch im linearen Fernsehen ausgestrahlt.

Die Doku «Queer Cinema. Eine Reise durch 100 Jahre deutschen Film» geht der Frage nach, wie queer der deutsche Film war, ist und in Zukunft sein wird. So wird etwa die These untermauert, dass bis Ende der 60er Jahre Homosexuelle im Kino kaum vorkamen und wenn, dann ausschliesslich als tragische Figuren wie etwa in dem schwarzweissen Aussenseiterdrama «Jagdszenen aus Niederbayern».

Paukenschlag war dann die schwulenkritische Emanzipationsdoku «Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt» (1971) von Rosa von Praunheim. Später folgten Filme wie «Westler» (1985) oder «Coming-out» (1989) und dann Kinohits wie die schwule Komödie «Der bewegte Mann» (1994) nach einem Comic von Ralf König oder die Lesben-Tragödie «Aimée & Jaguar» (1999) mit Juliane Köhler und Maria Schrader. Auch das Trans-Drama «Romeos» (2011) mit Rick Okon oder das Polizistendrama «Freier Fall» (2013) bewegten die LGBTIQ-Welt.

Zuletzt wurde Faraz Shariat für seinen zum Teil autobiografischen Film «Futur Drei» (2020) gefeiert, in dem queer nicht mehr das Hauptthema ist, sondern eher beiläufig erzählt wird.

Zu Wort kommen in der Doku einige Expert*innen, darunter die Drehbuchautorin und Regisseurin Angelina Maccarone, die Journalistin Manuela Kay und der Filmemacher Wieland Speck.

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