«A League of Their Own» – Rassismus trifft Rollenklischees
Sexuelles Erwachen in den USA
Es geht um Frauen und um Sport – und das in den 40er Jahren. Doch damit nicht genug. Die Amazon-Produktion «A League of Their Own» thematisiert Rollenklischees und weitere queere Themen.
1943. Geplant ist die Gründung der All-American Girls Professional Baseball League (A.A.G.P.B.L.). Der Grossteil der Männer ist bei der Armee, also sollen die Frauen inmitten des andauernden Zweiten Weltkriegs die Gesellschaft unterhalten – ladylike versteht sich. Mit kurzen Röckchen, geschminkt und abseits jeglicher sportlicher Robustheit.
Dieser Geschichte nimmt sich die Amazon-Serie «A League of Their Own» an. Vorbild ist der 1992 veröffentlichte, gleichnamige Film «Eine Klasse für sich», in dem Geena Davis und Lori Petty zwei Schwestern darstellen, die während des zweiten Weltkriegs in einer Frauen-Baseball-League anheuern. Zum Cast gehörten ausserdem Tom Hanks und Madonna.
Während Rassendiskriminierung in der Hollywood-Vorlage nur angedeutet wurde, geht die Serie auf diesen Aspekt wesentlich deutlicher ein. Maxine Chapman, gespielt von Chanté Adams, wird bei dem neugegründeten Verein «Peaches» von Beginn an ausgeschlossen und darf am eingänglichen Probetraining nicht einmal teilnehmen. Die Pitcherin wird an die «Negro League» verwiesen, die aber keine Frauen zulässt. Schwarze Spieler waren zu dieser Zeit nicht einmal in der «Major League» der Männer zu sehen.
«A League of Their Own» erzählt, wie Max versucht, sich gegen die einzelnen Widerstände durchzusetzen und sich dabei ebenso ihrer eigenen Identität bewusst wird. Lesbisch? Hetero? Cis? Nicht-binär? Trans? Max fällt es schwer sich in eine der vielen Schubladen einzuordnen und muss gleichermassen selbst anerzogene Hürden überwinden. So zum Besispiel in puncto trans Identität, als sie auf ihre Tante Bertie (Lea Robinson) trifft, die abgeschieden lebt und sich als trans Mann herausstellt.
Zum Cast gehört auch Rosie O’Donnell, die bereits im Original zu sehen war und in der Serie als Vi eine queere Undergrund-Bar betreibt. «Rosie hat einen grossen Anteil an der queeren Geschichte, an der amerikanischen Geschichte, da hat es sich einfach richtig angefühlt, dass wir nicht einfach nur ihren Zuspruch hatten, sondern sie auch mitspielt», sagte Abbi Jacobsen, die den Film mitproduziert hat und als Catcherin Carson Shaw zu sehen ist, in einem Gespräch mit ETonline.
Jacobsen hat zusammen mit Will Graham ein Drehbuch verfasst, in dem die lesbische Liebe durchgehend thematisiert wird. Was zunächst wie ein bis heute gerne aufgegriffenes Klischee wirkt, ist aber gar nicht so weit aus der Luft gegriffen, wir man meinen könnte. Sportlegende Maybelle Blair, die 1948 in der Frauenliga für die «Peoria Redwings» spielte und sich kürzlich mit 95 Jahren outete (MANNSCHAFT berichtete), glaubt, dass wohl 400 von 650 Spielerinnen der Liga homosexuell gewesen sein dürften.
Insofern ist die Geschichte von Jacobsen alias Shaw nicht ungewöhnlich. Ein Mädchen vom Lande kommt in die grosse Stadt, verliebt sich in ihre Teamkollegin und lernt nach und nach die vielen Facetten der queeren Community und ihre Bedrohungen kennen.
Das Skript ist unterdessen darauf bedacht, jeder der Rollen ihre eigene Wertigkeit zuzuordnen ohne dabei auf Humor zu verzichten und immer mit einem Hauch Aktualität versetzt. Angefangen von der heterosexuellen Schönheit Maybelle (Molly Ephraim), die ihre Kinder zu Hause gelassen hat, um im Sport erfolgreich zu sein, bis hin zu Lupe Garcia (Roberta Colindrez) die nicht nur butch, sondern ebenso Kind kubanischer Einwander ist.
Die Besetzung ist ebenso vielfältig wie die Charaktere. In weiteren Rollen sind unter anderem D’Arcy Carden, Gbemisola Ikumelo, Melanie Field, Kelly McCormack, Priscilla Delgado, Kate Berlant, Dale Dickey und Sängerin Betty Who zu sehen.
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