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Wenn sich Rechtspopulisten als Homo-Versteher aufspielen

Jair Bolsonaro, Donald Trump und die AfD – glauben die Populisten ihre Lügen eigentlich selber, die sie uns immer wieder auftischen, fragt Kriss Rudolph

Rechtspopulisten LGBTIQ
Foto: Facebook

Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro ist seit einem halben Jahr im Amt. Dass er sich jetzt als Homo-Versteher gibt, ist ebenso ärgerlich wie lächerlich – und erinnert an die Rechtspopulisten der AfD. Dazu unser Samstagskommentar*.

Es ist schon ziemlich perfide: Nachdem das Oberste Gericht Brasiliens Homo- und Transphobie offiziell als Verbrechen eingestuft hat, kritisierte Präsident Jair Bolsonaro die Entscheidung, die acht von elf Richtern getroffen hatten, scharf. Logisch, schliesslich macht ihn das Urteil selber kriminell. Aber das kann er ja so nicht sagen. Dafür verpackt er seine Kritik in ein aberwitziges Märchen: Die höchstrichterliche Entscheidung könne LGBTIQ-Menschen «wehtun», denn potenzielle Arbeitgeber würden es sich nun «zweimal überlegen», sie einzustellen, weil sie fürchten müssten, der Homo- oder Transfeindlichkeit bezichtigt und mit Gefängnis oder Geldstrafen belegt zu werden.

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So erklärte es Bolsonaro gegenüber der Presse. Und wurde dabei nicht mal rot. Er, der einst zu Protokoll gegeben hat, lieber einen toten als einen schwulen Sohn haben zu wollen – er meint es gut mit uns, will er damit signalisieren. Genauso scheinheilig argumentiert die AfD, wenn sie gegen Migranten hetzt, weil sie Homohass ins Land brächten. Indem die Rechtspopulisten Migration am liebsten ganz unterbinden wollen, inszenieren sie sich als die wahren Homoversteher und -beschützer, während sie zugleich Eheöffnung und Adoptionsrecht zurücknehmen wollen.

AfD scheitert zum siebte Mal
Gut, dass die Partei am Donnerstag zum mittlerweile siebten Mal damit scheiterte, ins Kuratorium der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld einzuziehen. DieStiftung soll der Diskriminierung queerer Menschen in Deutschland entgegenwirken. Die AfD-Politiker Uwe Witt und Petr Bystron fielen im Bundestag durch. Und das ist auch gut so: Bystron zeigte sich in der Vergangenheit offen homophob, nannte im Jahr 2017 die Pläne zur Ehe-Öffnung bei Facebook «abartig».


Noch ein Beispiel gefällig? Am Freitag debattierte der Deutsche Bundestag über den Entschliessungsantrag der Grünen, in dem über 20 Punkte aufgeführt werden, wie die Bundesregierung die Menschenrechtslage von sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten weltweit verbessern könnte. AfD-Vizefraktionschefin Beatrix von Storch hatte dafür nur Häme übrig. Sie sprach von «linksgrüner Ideologieexport und Klientelpolitik».

Die Hoffnung ist mausetot

Der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Michael Roth (SPD), empfahl Storch, sich im persönlichen Gespräch mit queeren Menschen einen Eindruck über die reale Lage zu verschaffen. «Es geht hier nicht um Sonderrechte», erklärte Roth. Rechte für LGBTIQ seien Menschenrechte und «universell gültig». Später erklärte er bei Twitter: «Ich hatte bei denen auf ein letztes Quäntchen Menschlichkeit gehofft. Diese Hoffnung ist jetzt aber mausetot.»

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Der heuchlerische Irrsinn des Tropen-Trump Bolsonaro wird übrigens nur noch übertroffen vom Original im Weissen Haus. Zu Beginn des nun zu Ende gehenden Pride Month twitterte Trump, Amerika solle nicht nur die herausragenden Beiträge würdigen, die LGBTIQ für «unsere grossartige Nation» geleistet haben, Man müsse auch solidarisch sein mit den vielen LGBTIQ-Menschen weltweit, die verfolgt werden. Derselbe Trump setzt wiederholt LGBTIQ-Rechte ausser Kraft und schloss etwa trans Rekruten vom US-Militär aus.


Kann es sein, dass diese Populisten ihre Lügen selber glauben, die sie uns immer wieder auftischen? Wir sollten es jedenfalls nicht tun und ihnen an der Wahlurne unsere Stimme verweigern.

*Jeden Samstag veröffentlichen wir auf MANNSCHAFT.com einen Kommentar zu einem aktuellen Thema, das die LGBTIQ-Community bewegt. Die Meinung der Autor*innen spiegelt nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wider.


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