10 Tipps für sehenswerte Serien mit queeren Frauen
Das sind die Tipps von Anna Rosenwasser
Frauen sind in Streaming-Diensten ohnehin unterrepräsentiert, und schwule Figuren kommen fast doppelt so oft vor wie lesbische. Von trans Frauen und Frauen of Color ganz zu schweigen. Hier zehn Tipps mit queeren Frauenfiguren – vom Ärzt*innendrama bis zur Zeichentrickserie. Vorsicht, Spoiler!
Vida Wer wissen will, worum es in «Vida» geht: Guckt nicht den Trailer, der ist nur verwirrend. «Vida» dreht sich um zwei Schwestern, die eigentlich keinen guten Draht zueinander haben. Als ihre Mutter stirbt, raufen sie sich aber zusammen und gehen zurück in ihr altes Elternhaus – wo sie rausfinden, dass ihr Mami mit einer Frau (genauer: einer mega butchigen Butch) zusammenwar. Die Ironie: Eine der beiden Schwestern steht ebenfalls auf Frauen. Die Serie ist der Liebling vieler queerfeministischer Blogs; sie feiern die quere Latina Tanya Saracho, die «Vida» geschrieben hat, für die komplexen Charaktere.
Steven Universe Queers, tut euch selbst einen Gefallen und lasst euch ein paar Folgen auf diese Serie ein, auch wenn sie zuerst wie eine Kinderserie wirkt. Erwachsene merken schnell: Hier geht es auch sehr fest um Familienkonstellationen. Darum, dass ein Kind prima unter vorwiegend weiblich konnotierten Charakteren aufwachsen kann – und diese sind in ihrem Weiblichsein sehr, sehr divers: Von der femininen feingliedrigen Kämpferin über den energiegeladenen Tomboy bis hin zur krassen Stone Butch haben in der Serie «Steven Universe» ganz viele queere Frauenfiguren ihren Platz.
Nichtbinäre Charaktere übrigens auch; die Drehbuchautorin Rebecca Sugar ist eine bisexuelle nichtbinäre Frau. In der Serie – Mini-Spoiler! – heiratet der Tomboy dann übrigens doch im weissen Brautkleid.
Black Lightning Aus lesbentechnischer Sicht ist an dieser Sci-Fi Action-Serie vor allem die Rolle der Anissa Pearce besonders: Sie ist die erste Schwarze lesbische Superheldin in einer TV-Serie. In den meisten Serien sind Frauen of Color unterrepräsentiert. Da bilden auch queere Serien nur bedingt eine Ausnahme. Langsam erhalten wir Zugang zu Geschichten von Schwarzen queeren Frauen: Knapp in «The L-Word», divers und komplex in «Orange is the New Black » – aber manchmal, da braucht es klassische Heldinnen. «Klassisch», das hiess bisher stets weiss und hetero. Und darum ist «Black Lightning» so wichtig.
One Day at a Time In der lesbischen Ecke von Instagram geht ein Meme einer Szene einer Serienfolge rum, mit Untertiteln. Die eine junge Frau sagt mit aufgeregtem Gesicht zur anderen: «No, no! Gay! Me, gay!», während sie auf sich selbst zeigt. Die andere antwortet nicht minder nervös: «Oh. Uhm, me gay, too.» Eigentlich ist das Konzept der Serie rund um die kubanisch-amerikanische Familie altmodisch. Wäre da nicht die Tochter Elena Alvarez, die sich als lesbisch outet. Und zwar nicht in einer einzigen Folge; wir alle wissen, dass ein echtes Coming-out länger dauert als 35 Minuten.
Nein, Elenas Coming-out erstreckt sich über mehrere Folgen, genau wie die Reaktionen ihrer Familie. Das gibt dem Thema Coming-out zusätzliche Dimensionen, die auf dem Bildschirm oft vergessen werden. Apropos vergessene Queers: Ein nichtbinärer Charakter kommt auch vor. Und zwar nicht bloss nebenbei.
Grey’s Anatomy In welcher anderen Medizin-Serie stehen Queers und People of Color an der beruflichen Spitze? Wo sonst wird aufgeklärt über corona-safen schwulen Sex? Grey’s Anatomy mag Drama sein, aber es ist eben erstaunlich häufig queeres Drama. Oft als Nebenschauplatz, in Form von Patient*innen-Geschichten. Ebenfalls oft in Form der Hauptfiguren, der Ärzt*innen: Dass Carrie Torres sich in Erica Hahn verliebt und sich als bi identifiziert, wurde 2007 erstmals ausgestrahlt. Da konnten andere Serien das Wort «bi» noch nichtmal buchstabieren.
Wynonna Earp «Wynonna Earp» hat in den vergangenen vier Jahren eine riesige Fangemeinde queerer Frauen angezogen. Das liegt vor allem an der lesbischen Schwester von Wynonna, Waverly, die die Aufforderung «fuck the police» wörtlich durchzieht: mit der Polizistin Nichole Haught. Das Zusammensein der beiden wurde mit dem Begriff «Wayhaught» betitelt.
Das beliebteste Wayhaught-Video auf YouTube hat über 12 Millionen Views. (Wer sich das Video ansieht, versteht, warum.) Die vierte Staffel wird im Januar auf Deutsch zum ersten Mal ausgestrahlt.
Sense8 Acht fremde Menschen aus verschiedenen Teilen der Welt haben eine intensive, magische Verbindung (Wikipedia nennt es «parapsychisch», falls das irgendwem hilft). Sie beginnen, sich gegenseitig zu finden und mit ihren besonderen Kräften zu helfen. Die Serie, die 2015 Premiere feierte, stammt von den Wachowski-Schwestern, die beide trans sind (MANNSCHAFT berichtete). Nicht nur deshalb wurde Sense8 ein queerer Liebling: Es geht nicht lang, bis man in der ersten Staffel ein Frauenpaar Sex haben sieht, eine von beiden trans; sowas ist und bleibt revolutionär im Serien-Mainstream (und revolutionär in der Lesbenszene, wo es noch immer viel Transfeindlichkeit gibt). Kein Wunder, gab es einen queer dominierten Aufschrei, als die Serie 2017 hätte eingestellt werden sollen. Der Widerstand wirkte: 2018 kam ein zweistündiges Serienfinale raus (MANNSCHAFT berichtete).
Gentefied In dieser Netflix-Serie geht es um den Taco-Shop eines Grossvaters. Der kämpft ums Überleben (der Shop, nicht der Grossvater. Nun gut, der ja eigentlich auch). Die drei Cousin*en Chris, Erik und Ana greifen ihm unter die Arme, damit der Tacoladen nicht schliessen muss. Ana, die Jüngste des Trios, ist ausserdem leidenschaftliche Künstlerin und queer as fuck, zusammen mit ihrer langjährigen Partnerin Yessika. Das zeigt «Gentefied» auf eine herzliche, schlaue, lustige Art. Frauenliebende Latinas zu zeigen, ohne dass Weisse im Zentrum stehen, ist übrigens auch eher ein Novum in Serien.
The L Word: Generation Q «The L Word» war das absolute Lesbenklassiker in den Nullerjahren. Damals war das ein Wagnis: Lesbenserien gab es keine. Im Jahr 2020, als die Fortsetzung «The L Word – Generation Q» rauskam, sind queere Serien schon wesentlich häufiger. Manche Figuren wurden übernommen: Bette Porter, Shane McCutcheon und Alice Pieszecki sind zurück, und hinzu kommen mehrere neue Hauptfiguren; meist weiblich,meist cis, aber nicht nur. «Generation Q» wurde diverser. Und geniesst genug Beliebtheit, dass bereits eine zweite Staffel mit zehn Folgen produziert wird.
Brooklyn 99 Als Erstes: Nein, Brooklyn 99 ist keine queere Serie. Es geht um Polizist*innen, was an sich auch nicht gerade queer-friendly ist. Aber: Brooklyn 99 hat einige wunderbar geschriebene queere Charaktere, unter anderem die Polizistin Rosa Diaz, auf deren bisexuelles Coming-Out man sich in der fünften Staffel freuen kann. Bisexuelle Menschen kommen nicht nur selten in TV-Serien vor; noch seltener wird die Bisexualität als solche ausgesprochen und damit sichtbar gemacht. Ausserdem ist die Schauspielerin von Rosa, Stephanie Beatriz, ebenfalls bi. Und das Coming-out mehrschichtig, von traurig bis lustig.
Nach Rosas Coming-out kommt ihr schwuler Vorgesetzter Captain Holt zu ihr, meist eine recht strenge Figur. «Every time someone steps up and says who they are, the world becomes a better, more interesting place. So thank you», sagt er mit einer Umarmung. Queerer Taschentuch-Moment.
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