10 Mio. Menschen mit HIV ohne Zugang zu lebensrettenden Therapien
Darauf macht das Aktionsbündnis gegen Aids zum Tag der Menschenrechte aufmerksam
Mit dem jährlich am 10. Dezember stattfindenden internationalen Tag der Menschenrechte wird an die Erklärung der Menschenrechte durch die Vereinten Nationen erinnert. Diese gelten für Menschen, von Geburt an und unabhängig von Herkunftsland, sozialem Status, Hautfarbe und Religion.
Die Erklärung der Menschenrechte durch die Vereinten Nationen wurde 1948 nach dem Ende und den Eindrücken des zweiten Weltkriegs formuliert. Einss dieser Rechte ist das Menschenrecht auf den «höchsten erreichbaren Stand an körperlicher und geistiger Gesundheit» gehört zu den wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Menschenrechten, wie sie von den Vereinten Nationen im Sozialpakt 1966 formuliert und von der grossen Mehrheit der Staaten auch verabschiedet wurden.
Um die Umsetzung dieses Rechts sei es global eher schlecht bestellt: so existierten etwa erhebliche Unterschiede in Bezug auf den Zugang zu Medikamenten und medizinischer Versorgung, heisst es in einer Mitteilung des Aktionsbündnisses gegen Aids. Die COVID-19 Pandemie hat verdeutlicht, wie ungleich der Zugang zu Impfstoffen gewährleistet ist. Vaccine sind eben kein «globales, öffentliches Gut», wie die deutsche Altkanzlerin Merkel wiederholt geäussert hat und ob sich dies durch den neu gegründeten Pandemiefond ändern wird, wird die Zukunft zeigen.
Ursachen diese Ungleichheiten liegen auch in der Ressourcenverteilung zwischen Nord und Süd und der mangelnden Solidarität. Es tragen aber auch bestehende Gesellschafts- und Machtstrukturen dazu bei: der Zugang zu Gesundheitsdiensten ist auch innerhalb einer Gesellschaft oder eines Landes ungleich verteilt.
Meist sind es die an den Rand gedrängten, marginalisierten und diskriminierten Gruppen, die dabei unberücksichtigt bleiben: Gefangene, Schwule und andere Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), Sexarbeiter*innen, Drogengebrauchende, Arbeitsmigrant*innen oder auch Mädchen, junge Frauen und Kinder.
Noch immer hätten von den durch UNAIDS für 2021 geschätzten 38,4 Millionen Menschen mit HIV nur 28,7 Millionen einen Zugang zu lebensrettenden HIV-Therapien. Während mehr als drei Viertel der Erwachsenen Menschen mit HIV eine Therapie erhalten, bekommt nur etwas mehr als die Hälfte der mit HIV lebenden Kinder eine Therapie. An Tuberkulose starben in 2021 –1,6 Millionen Menschen und jede Minute stirbt ein Kind an Malaria,– viele dieser oft mit Armut assoziierten Erkrankungen wären vermeidbar gewesen.
Das Aktionsbündnis gegen Aids nutzt den Tag der Menschenrechte zur Veröffentlichung von drei Video-Interviews mit Aktivist*innen der globalen Aids-, Tuberkulose- und Malariaarbeit aus Malawi, Ruanda und Indonesien, um über ihre Erfahrungen zu sprechen: Welchen Beitrag leisten die, selbst mit den Krankheiten lebenden Menschen und deren Communitys zu ihrer Gesundheitsversorgung? Welche Barrieren gibt es vor Ort und wie können sie angesprochen und beseitigt werden? Welchen Stellenwert haben die Programme für die Unterstützung von Menschen, die sonst keinen oder kaum einen Zugang zum Versorgungssystem hätten?
Meirinda Sebayang aus Indonesien spricht über ihre Erfahrungen mit multi-resistenter Tuberkulose und die Bedeutung der Stimmen aus den Reihen der Communities im Kontakt mit manchmal wenig empfänglichen Regierungsvertreter*innen. Grace Febbie Ngulube aus Malawi, die selbst seit ihrer Geburt mit HIV lebt, definiert die Stärke existierender Gesundheitssysteme für Communities über deren direkten Zugang zum Versorgungssystem. Nooliet Kabanyana aus Ruanda berichtet schliesslich von ihrer gegen die Verbreitung von Malaria gerichteten Arbeit und der wichtigen Rolle, die Frauen dabei einnehmen – dies auch zur Motivation ihrer Partner.
«Die Aufnahmen haben mich sehr beindruckt», sagt Sylvia Urban, Vorstandsfrau des Aktionsbündnis gegen Aids. «Die durch Communitys geschaffenen Gesundheitssysteme sind ein wichtiger Bestandteil der Gesundheitssystemstärkung und für die Umsetzung des Menschenrechts auf ein Höchstmass erreichbarer körperlicher und geistiger Gesundheit elementar. Die Bedeutung der weiteren Förderung der durch Communities geschaffenen Strukturen wird dadurch eindrücklich verdeutlicht», ergänzt Urban.
«Wir haben diese Interviews zur Vorbereitung unserer internationalen Konferenz für die Wiederauffüllung des Globalen Fonds durchgeführt», sagt Klaus Koch, Vorstand des Aktionsbündnis gegen Aids. «Die Bundesregierung setzt einen Schwerpunkt auf die Förderung der Gesundheitssysteme. Das ist sehr gut und wichtig. Um bestehende Ungleichheiten zu beseitigen, kommt es aber immer auch darauf an, den Beitrag, der durch Communities geleistet wird, anzuerkennen und zu fördern. Dies vor allem auch vor dem Hintergrund, dass manche Regierungen diesem Beitrag eher geringschätzen, wenn nicht gar feindlich gegenüberstehen. Das der Globale Fond die Einbeziehung der Communities als einen Schwerpunkt seiner Arbeit erkannt hat unterstützen wir», so Koch.
Das könnte dich auch interessieren
Gedenktag
Tödliche Gewalt gegen trans Menschen: Alarmierende Zahlen
Am 20. November findet weltweit der Transgender Day of Remembrance statt, ein Gedenktag für die Opfer transfeindlicher Gewalt. 2023 wurden weltweit mehr Morde an trans Menschen registriert.
Von Newsdesk Staff
Queerfeindlichkeit
News
TIN
International
Kurznews
++ Nur wenige Personen gendern ++ Kiel: Pride-Banner gestohlen ++
Kurz, knapp, queer – die LGBTIQ-Kurznews aus Deutschland. Unser Nachrichtenüberblick für die Woche ab dem 18. November 2024.
Von Newsdesk/©DPA
Deutschland
Queerfeindlichkeit
Gendern
News
Sport
Förderprogramm nimmt ersten offen schwulen Wrestler unter Vertrag
Als erster offen schwuler Wrestler wurde Aaron Rourke Teil des neu gestarteten Rekrutierungsprogramms von World Wrestling Entertainment. Sein Spitzname «Evil Gay» könnte nicht treffender sein, denn Rourke ist entschlossen, die Wrestling-Welt zu erobern.
Von Newsdesk Staff
Schwul
News
USA
Republikaner fordern Damen-WC-Verbot für trans Politikerin
Die erste Transfrau im US-Kongress ist ein Meilenstein für die amerikanische Trans-Community. Doch einige Republikaner*innen sehen in der Ankunft ihrer neuen Kollegin ein Problem.
Von Newsdesk/©DPA
News
TIN
International