Zensur? Kein Start in Sicht für «Love, Simon» in Indien
Der Kinostart von «Love, Simon» in Indien war auf den 1. Juni angesetzt. Als Kinogänger*innen am besagten Tag Tickets kaufen wollten, waren die Kinozeiten allerdings nicht mehr abrufbar. In den sozialen Medien gab es einen Aufschrei, gesprochen wurde von einer Zensur durch die indische Filmaufsicht, der «Central Board of Film Certification» (CBFC).
Prasoon Joshi, Vorsitzender der CBFC, dementierte die Gerüchte. «Die CBFC hat ‹Love, Simon› vor vier Monaten zertifiziert, am 6. Februar 2018.» Es sei traurig, dass die Filmaufsicht für eine unnötige Kontroverse missbraucht werde.
Indem man von Zensur spreche, wolle man Aufmerksamkeit für einen Film gewinnen, soll eine ungenannte Quelle innerhalb der CBFC gegenüber einer indischen Zeitung gesagt haben. «Der wahre Grund, dass ‹Love, Simon› in Indien nicht in die Kinos kommt, ist derselbe wie bei ‹Call Me By Your Name›. In Indien besteht kein Publikumsinteresse für einen Film über Homosexualität.»
Ob und wann «Love, Simon» in den indischen Kinos zu sehen sein wird, ist zur Zeit unklar. Die britische Newsplattform «Gay Star News» hat die Produzenten des Films kontaktiert, um Näheres über den Kinostart in Indien zu erfahren.
Es wäre nicht das erste Mal, dass es ein LGBTIQ-Film nicht in die indischen Kinos schafft. 2017 zensierte die CBFC den indischen Film «Ka Bodyscapes», weil er schwule Beziehungen «glorifiziere». 2015 sprach sie eine Zensur für den lesbischen Film «Unfreedom» aus, da er im Publikum «unnatürliche Leidenschaften» auslösen könne.
Letztes Jahr kam die CBFC unter Beschuss, weil sie mehrere Szenen des Oscargewinners «Moonlight» herausgeschnitten haben soll.
Homosexuelle Handlungen sind gemäss Artikel 377 des indischen Strafgesetzbuchs verboten, LGBTIQ-Themen sind in der indischen Gesellschaft oft stark tabuisiert. Im Januar 2018 gab der Oberste Gerichtshof Indiens eine Prüfung des entsprechenden Abschnitts im Strafgesetzbuch bekannt. In der Schweiz und Deutschland ist der Kinostart von «Love, Simon» am 28. Juni angesetzt. In Zürich findet am 14. Juni im Rahmen der Pridewoche eine Vorpremiere statt.
Das könnte dich auch interessieren
US-Amerikaner Robert Prevost ist neuer Papst
Der US-Amerikaner Robert Prevost ist neuer Papst. Er wird Papst Leo XIV. heissen. Von «homosexuellem Lebensstil» hält er nicht viel
Homophober Übergriff mit Pfefferspray
Homophober Übergriff in Cottbus: Hier wurde ein 29-jähriger verletzt.
Billie Eilish gibt in Berlin die Ansagerin
Der queere Superstar in einer ungewohnten Rolle: Billie Eilish gibt am Freitag die Ansagerin
«Homo- und Transfeindlichkeit sind mörderische Ideologien»
Der 8. Mai 1945 markiert das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa durch die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht. Verfolgt wurden unter den Nazis auch queere Menschen.