Weltsynode in Rom: Papst Franziskus dämpft Hoffnungen auf Reformen
Es sei kein Treffen von Freunden, um gewisse Probleme zu lösen oder Meinungen zu äussern
Die Erwartungen an die Weltsynode in Rom sind hoch. Für den Papst zu hoch. Deshalb tritt Franziskus gleich zu Beginn Hoffnungen auf konkrete Reformen entgegen. Davon können sich vor allem die Deutschen angesprochen fühlen.
Von Robert Messer und Christoph Driessen, dpa
Zu Beginn der Weltsynode in Rom hat Papst Franziskus Hoffnungen auf konkrete Reformen in der katholischen Kirche gedämpft. «Wir sind nicht hier, um eine parlamentarische Sitzung oder einen Reformplan voranzubringen», stellte der 86-Jährige am Mittwoch zu Beginn der Kirchenkonferenz klar. In Deutschland und anderen Ländern hatten sich viele Gläubige konkrete Reformen erhofft, etwa was den Zugang von Frauen zu Weiheämtern oder den Umgang mit Homosexuellen betrifft.
Wir sind nicht hier, um eine parlamentarische Sitzung oder einen Reformplan voranzubringen
Der Pontifex und sein luxemburgischer Synoden-Koordinator Jean-Claude Hollerich hatten jedoch schon im Vorfeld immer wieder betont, es gehe bei der Weltsynode zunächst noch nicht um konkrete Veränderungen, sondern darum, wie Katholiken künftig innerhalb der Kirche miteinander umgehen und Entscheidungen treffen wollten. Man wolle also eher über das «Wie» als über das «Was» reden. Das komme erst später in weiteren Schritten an die Reihe.
Die Weltsynode gilt als eines der wichtigsten Reformprojekte von Papst Franziskus in seiner bisher gut zehnjährigen Amtszeit. Der Pontifex stellt die Synode als grosses Mitbestimmungsprojekt dar. An der Konferenz vom 4. bis zum 29. Oktober nehmen etwa 365 stimmberechtigte Mitglieder teil. Die grosse Mehrheit sind Bischöfe, es sind aber auch andere Geistliche und Laien – Nicht-Kleriker*innen – dabei. Erstmals in der Geschichte der katholischen Kirche wurden auch 54 Frauen als stimmberechtigte Mitglieder zugelassen.
Kritik an Franziskus‘ Weltsynode wurde bereits von beiden Seiten des katholischen Spektrums laut. Reformer*innen erwarten etwa, dass auch die Weltsynode keine greifbaren Veränderungen bringen werde. Das vorher in den Ortskirchen erarbeitete Arbeitspapier sei dafür viel zu vage, bemängeln sie.
Konservativen hingegen geht der gesamte Prozess schon viel zu weit. So sagte der frühere Präfekt der römischen Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, es bestehe die Gefahr, dass die Synode das eigentlich Katholische aus dem Blick verliere und in eine allgemeine Soziologie abgleite. «Das könnte dann am Ende auch ein Plädoyer der Vereinten Nationen oder anderer Wohlfahrtsorganisationen sein, nach dem Motto: ‹Wir müssten, wir sollten›», sagte der als ultrakonservativ bekannte ehemalige Bischof von Regensburg der Deutschen Presse-Agentur.
Angesichts solcher Auseinandersetzungen mahnte der Papst beim Eröffnungsgottesdienst am Mittwoch alle Teilnehmer*innen, dass ideologische Kämpfe bei der Versammlung keine Rolle spielen dürften. Auch sollten politische Überlegungen nicht ins Gewicht fallen. «Dass die Synode diese oder jene Erlaubnis erteilt, diese oder jene Tür öffnet – das braucht es nicht.»
Er wünsche sich von den Teilnehmer*innen, dass sie das Bild einer Kirche abgäben, die sich im «Innern nicht spaltet und nach aussen hin niemals herb ist». Bei der Synode gehe es auch nicht um Strategien – und vor allem dürfe man die Versammlung nicht als Parlament missverstehen, stellte Franziskus klar. Dies könnte auch als Seitenhieb auf die deutschen Katholiken verstanden werden, die in der Synodalversammlung ihres eigenen Reformprozesses durchaus wie in einem Parlament debattiert und abgestimmt hatten.
Die Synode ist kein Treffen von Freunden, um gewisse Probleme zu lösen oder Meinungen zu äussern. Es ist etwas anderes
In seiner Ansprache in der ersten Plenarsitzung am Nachmittag zielte Franziskus wieder auf die Erwartungen an die Weltsynode ab. «Die Synode ist kein Treffen von Freunden, um gewisse Probleme zu lösen oder Meinungen zu äussern. Es ist etwas anderes.» Man dürfe nicht vergessen, dass der Protagonist der Synode nicht die Teilnehmer*innen, sondern der Heilige Geist sei, sagte Franziskus in der grossen Vatikanischen Audienzhalle.
Zu der Weltsynode gehören auch sechs Teilnehmer aus Deutschland. Die Deutsche Bischofskonferenz hat ihren Vorsitzenden Georg Bätzing aus Limburg, Bertram Meier aus Augsburg und Franz-Josef Overbeck aus Essen berufen. Der Papst ernannte zusätzlich die Bischöfe von Münster, Felix Genn, und Passau, Stefan Oster, sowie seinen innerkirchlichen Gegner Kardinal Müller.
Bätzing zeigte sich vor der ersten grossen Plenarsitzung trotz allem optimistisch. Er sei «überzeugt, dass alle Themen auf den Tisch kommen», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Es sei auch keineswegs so, dass die Themen, die den deutschen Gläubigen wichtig seien, in anderen Ländern keine Rolle spielten: «Die Fragen zu Reformen sind von vielen Ländern im Vorfeld eingebracht worden.» Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, forderte «mutige Debatten» bei der Synode.
Die ehemalige Bundesbildungsministerin und Vatikan-Botschafterin Annette Schavan (CDU) sagte, die Deutschen müssten sich damit abfinden, dass Papst Franziskus eigene Schwerpunkte setze. Der Argentinier wolle weg von der nationalen hin zur globalen Perspektive, sagte sie der «Zeit»: «Er fliegt nicht nach Berlin, Paris, Madrid, sondern an die Peripherie.» Weder die Deutschen noch die Europäer stünden im Zentrum seines Denkens.
13 Jahre nach ihrer Gründung löst sich die Gay-SVP wieder auf. Präsident Beat Feurer findet, LGBTIQ-Menschen seien nun in der Gesellschaft «weitgehend akzeptiert» (MANNSCHAFT berichtete).
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