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Wegbereiterin für die Ehe für alle: 25 Jahre «Hamburger Ehe»

Ein historischer Schritt für schwule und lesbische Paare

Ehe für alle
Symbolfoto: AdobeStock

Vor 25 Jahren durften sich zum ersten Mal in Deutschland homosexuelle Paare das Jawort geben. Die «Hamburger Ehe» war der Vorläufer für die Ehe für alle in der heutigen Form.

Bei der sogenannten «Hamburger Ehe» konnten homosexuelle Paare im Standesamt die Lebenspartnerschaft in ein Partnerschaftsbuch eintragen lassen – damit wurde diese Beziehung offiziell. Daran waren zwar damals noch keine Rechte gebunden. «Es war aber ein sehr öffentlichkeitswirksamer, symbolischer zentraler Schritt – und für dieses Modell gab es dann auch politische Mehrheiten», erinnert sich Krista Sager (Grüne), ehemalige zweite Bürgermeisterin für Hamburg und Senatorin, im Interview mit der Böll-Stiftung.


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Das habe sehr viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen, auch bundesweit. Die Grünen haben das als politisches Vorhaben dann in Hamburg auf Landesebene in den Koalitionsvertrag hineinverhandelt. Als Senatorin habe Sager die Mitarbeiterinnen der Verwaltung hinter sich gehabt, und so habe man das Gesetz mithilfe von Jurist*innen ausarbeiten lassen. Zusätzlich habe es geholfen, dass das Vorhaben die Unterstützung des Obersten Standesbeamten in der Hansestadt hatte.


Am 6. Mai 1999 traten damals Angela Gobelin und ihre Partnerin Verena Lappe im Bezirksamt Hamburg Eimsbüttel vor den Standesbeamten. Sie gehören zu den ersten sieben gleichgeschlechtlichen Paaren, die sich in Deutschland offiziell das Jawort geben. Es waren die ersten «Hamburger Ehen». «Wir waren sehr aufgeregt» erinnert sich Gobelin im Gespräch mit dem ZDF.. «Die ganze Presse, die da war. Wie viele Mikros und Kameras da waren, das war überwältigend». Sie habe an diesem Tag gemerkt, dass sie an etwas Historischem beteiligt war.

Die «Hamburger Ehe» sei ein «Türöffner» gewesen, resümiert Farid Müller. Der Grünen-Abgeordnete war 1999 einer von zwei offen schwulen Abgeordneten in der Hamburger Bürgerschaft. Der andere war SPD-Mann Lutz Johannsen. Beide gelten als Wegbereiter der «Hamburger Ehe», die 1997 auch erstmals namentlich im Wahlprogramm der Grünen für die Bürgerschaftswahl auftauchte.

Die SPD sei zu diesem Zeitpunkt noch nicht so weit gewesen. «Als ich in die Fraktion gekommen bin, ich glaube, manche haben gedacht, ich komme im Tutu oder geschminkt» erinnert sich Johannsen, der damals noch Kretschmann hiess und heute den Namen seines Ehemannes trägt. Dennoch schaffte es das Vorhaben einer Eingetragenen Partnerschaft für gleichgeschlechtliche Paare in den Koalitionsvertrag. Zwei Jahre danach, am 8. April 1999, beschloss der rot-grüne Senat unter Bürgermeister Otwin Runde (SPD) die «Hamburger Ehe», gegen den Widerstand der CDU.


18 Jahre später wurde in Deutschland die Ehe für alle geöffnet (MANNSCHAFT berichtete).


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