Weg von orthodoxen Dogmen: Liberale Rabbinerinnen ins Amt eingeführt
Es geht auch um einen progressiveren Umgang mit LGBTIQ
Absolvent*innen des Abraham Geiger Kollegs Potsdam feiern ihre Ordination. Die Union progressiver Juden nutzt die Gelegenheit für einen Appell.
Zwei liberale Rabbinerinnen und sechs Kantor*innen sind nach ihrer Ausbildung am Potsdamer Abraham Geiger Kolleg ins Amt eingeführt worden, das zuletzt durch Negativschlagzeilen rund um einen Skandal über sexuelle Belästigung von Studierenden durch Lehrpersonal aufgefallen war (MANNSCHAFT berichtete). Die Jüdische Gemeinde zu Berlin feierte die Ordination am Donnerstag.
Eine der Rabbinerinnen, Avigail Ben Dor Niv, wirkt künftig in einer liberalen Gemeinde in Basel in der Schweiz, ihre Kollegin Sophie Bismut wird in Marseille in Südfrankreich tätig.
«Du sollst nicht lieben» Der Vorsitzende der Liberalen Rabbinervereinigung, Alexander Grodensky, betonte in einer Mitteilung, das liberale Judentum habe in Deutschland seinen Ursprung gehabt, mit der Shoa sei es praktisch vernichtet worden. «Trotzdem ist das liberale Judentum heute die weltweit grösste Strömung innerhalb des Judentums.» Es vertrete progressive Positionen wie die Gleichstellung von Frauen und LGBTIQ, und es bedürfe besonderen Schutzes.
Wie progressive Positionen aussehen, zeigt noch bis zum 6. Oktober die Ausstellung «Sex. Jüdische Positionen» im Jüdischen Museum Berlin, die anschliessend nach Amsterdam weiterwandert. Dort werden gezielt LGBTIQ-Schwerpunkte gesetzt und verdeutlicht, wie diese teils mit orthodoxen Ansichten aufeinanderprallen (MANNSCHAFT berichtete). Auch die erfolgreiche Netflix-Serie «Unorthodox» (die teils in Berlin spielt) zeigt eindringlich, wie wichtig das Überwinden von orthodoxen Dogmen ist, ein Thema, das auch der Spielfilm «Du sollst nicht lieben» äusserst eindringlich analysiert.
Weitere Absolvent*innen würden in liberalen Gemeinden dringend benötigt, ergänzte Irith Michelsohn, Vorsitzende der Union progressiver Juden in Deutschland. Man gehe davon aus, «dass staatliche Zuwendungsgeber ihre Unterstützung für das eigenständige liberale Judentum und seine erfolgreiche Ausbildungsstätte in Potsdam fortsetzen».
Über die künftige Aufstellung des Kollegs gab es zuletzt Streit. Seit 2023 ist die Jüdische Gemeinde zu Berlin Träger. Der Zentralrat der Juden, einer der wichtigsten Geldgeber des Kollegs, ist damit nicht einverstanden und plant den Neustart unter dem Dach einer Stiftung. Dafür gewann der Zentralrat dafür die Unterstützung der übrigen öffentlichen Geldgeber.
Céline Dion als Stargast beim nächsten Eurovision Song Contest? Möglich und reizvoll sei das, sagt ein Co-Produzent. Dion und die Schweiz verbindet eine besondere ESC-Geschichte (MANNSCHAFT berichtete).
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