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Vollmond-Honig und ein schwuler Iraner: «Extraklasse – On Tour»

Das ZDF zeigt diese verkrampfte Komödie

Extraklasse
Abendschullehrer Ralph Friesner (Axel Prahl) mit seiner Extraklasse (Foto: ZDF / Hardy Spitz)

Schüler haben es oft nicht leicht mit ihren Lehrern – und umgekehrt genauso. Eine ganz besondere Lehrkraft, gespielt von Axel Prahl, kehrt nun auf den Bildschirm zurück.

Von Klaus Braeuer, dpa

Aller guten Dinge sind bekanntlich drei. Nach der Komödie «Extraklasse» (Dezember 2018) und «Extraklasse 2+» (Mai 2021) mit jeweils deutlich über fünf Millionen Zuschauer*innen kommt nun die dritte Episode. Sie trägt den Titel «Extraklasse – On Tour» und spielt im sonnigen Frühling.

In Berlin-Marzahn, einem sogenannten Brennpunkt, unterrichtet Ralph Friesner (Axel Prahl) in der Erwachsenenbildung. Er hatte eine Liaison mit der Direktorin Dörte Wiedebusch (Aglaia Szyszkowitz), doch die ist gänzlich aus seinem Leben verschwunden. Auf ihren Posten folgt nun Frau Bergmann (Susanna Simon). Diese hat sogleich ein besonderes Anliegen, ein «Get Ready-Projekt» als Motivationstraining für fünf lernschwache Teilnehmer*innen. Es findet nicht an der Schule, sondern in einer Jugendherberge statt. Dort gibt es zwar keine Doppelstockbetten, aber reichlich Hagebuttentee – und sie ist recht idyllisch an einem See irgendwo in Brandenburg gelegen.


Weniger idyllisch geht es unter den jungen Gästen zu, denn sie tragen alle ihr Päckchen mit sich. Faheema (Belina Nasra Mohamed-Ali) stottert, Ruth (sehr gut: Nadine Wrietz) hat Depressionen und liebt Schokolade, Keywan (Arman Arami) ist Alkoholiker. Dann sind da noch zwei weitere Jungs: Mirco (Niklas Bruhn) empfindet Frauen als reine Provokation, während Nick (Gerrit Klein) ein wahrer Sonnyboy zu sein scheint. Das ginge an sich alles in Ordnung, wenn sie nicht auch noch als ziemlich einfach gestrickte Menschen auftreten würden, die obendrein in ein geradezu haarsträubendes Miteinander gezwängt sind.


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Autor Gernot Gricksch (58, «Die Drei von der Müllabfuhr») und Regisseur Sinan Akkuş (52, «Ihr letzter Wille kann mich mal») zeichnen für diesen seltsam verkrampften Film verantwortlich, der weder richtig lustig ist noch sonderlichen Tiefgang bereithält – also nicht als Satire durchgeht. Vielmehr wimmelt es nur so von Klischees, die gern auch noch aufeinander gestapelt werden – so stammt der trockene Alkoholiker Keywan aus dem Iran und ist obendrein schwul. Ausgerechnet er wird von seinem Zimmerkumpel Nick, der ständig halbnackt vor ihm herumturnt, auf eine Party geschleppt, wo er rückfällig wird. Damit nicht genug, entpuppt sich der Herbergsvater als versponnener Geselle, der nachts gern Vollmond-Honig einsammelt.


Da hat Axel Prahl (62, «Tatort») als erschreckend normaler, engagierter und verantwortungsvoller Lehrer kaum eine nennenswerte Chance, zumal er mit seiner Ernsthaftigkeit völlig allein auf weiter Flur steht. Gänzlich grotesk geht es zu, als auch noch Friesners eifersüchtige Mitbewohnerin Karin (Katharina Thalbach) anreist, etwas von Wasserschaden und Stromausfall in ihrer Wohnung murmelt und gleich zu ihm ins Zimmer einzieht.

Bitte keine Fortsetzung!
Die verehrte Frau Thalbach darf eigentlich nur komische Geräusche machen und allerhand Grimassen ziehen, die möglicherweise verdeutlichen könnten, in welchen Unfug sie da hineingeraten ist. Und mit ihr leider auch die geneigten Zuschauer*innen, die hier gerne abschalten und hoffen dürfen, dass es keine weitere unnötige Fortsetzung dieser Reihe geben möge.

Die Komödie läuft am Montag, 12. Dezember um 20.15 Uhr im ZDF.


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