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«Vollkommen inakzeptabel» – Kampf gegen queerfeindliche Übergriffe

Die Dunkelziffer ist hoch, weil solche Straftaten oft gar nicht gemeldet werden

LSVD
Georgios Kazilas vom LSVD (Foto: Hannes P. Albert/dpa)

In Frankfurt am Main kam es zuletzt zu mehreren Angriffen auf queere Menschen. Während die Polizei ihre Präsenz im Szeneviertel erhöht, wünscht sich die Community mehr Unterstützung – auch von der Gesellschaft.

Nötig seien eine bessere Schulung der Polizei, eine Reform der Erfassungssysteme, zielgenauere Präventionskonzepte sowie ein Milieuschutz, sagte Georgios Kazilas vom LSVD in Hessen. Die Beamten könnten noch mehr sensibilisiert werden, was homophobe und transfeindliche Gewalt betrifft. Dabei sei es sinnvoll, vermehrt den Verband lesbischer und schwuler Polizeibediensteter einzubinden.

«Zudem ist die Dunkelziffer hoch, weil zum einen Übergriffe entweder von den Opfern gar nicht erst gemeldet oder nicht als queerfeindliche Gewalt registriert werden», sagte Kazilas. Dann gehe solch ein hassmotiviertes Verbrechen womöglich als normaler Raubüberfall in die Statistik ein.

Ein Vorreiter sei Berlin, wo es bei der Staatsanwaltschaft bereits seit zehn Jahren spezialisierte Ansprechpartner LGBTIQ gibt, an die sich Zeugen und Opfer queerfeindlicher Gewalt direkt wenden können. Aber auch die Gesellschaft müsse genauer hinschauen und einschreiten, bei körperlichen Übergriffen, aber auch bei Pöbeleien, sagte der 56-Jährige, der im Vorstand des LSVD Hessen sitzt.


In den vergangenen Wochen und Monaten kam es in Frankfurt wiederholt zu verbalen und körperlichen Angriffen auf Angehörige der queeren Community (MANNSCHAFT berichtete). In einem Fall erlitt ein Opfer einen Kieferbruch. Und am vergangenen Wochenende war ein junger Mann nördlich der Konstablerwache mit einer Glasflasche attackiert worden, auch hier prüfen die Beamten, ob die Tat einen queerfeindlichen Hintergrund hat.

Mitte Juli kündigte die Polizei an, ihre Präsenz in dem Viertel zu verstärken und auch Zivilbeamt*innen einzusetzen (MANNSCHAFT berichtete). Und um bei Hinweisen auf queerfeindliche Übergriffe rascher und gezielter reagieren zu können, wurden innerhalb des Präsidiums die Meldewege verbessert.

Georgios Kazilas
Georgios Kazilas (LSVD) am Frankfurter Engel (Foto: Hannes P. Albert/dpa)

«Es ist vollkommen inakzeptabel, dass sich Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung, sexuellen Identität und ihrer äusseren Erscheinung in bestimmten Strassen nicht mehr sicher fühlen», sagte ein Polizeisprecher. Und Hessens Innenminister Peter Beuth (CDU) betonte unlängst, solche Angriffe könne und werde man nicht hinnehmen. «Hessen ist ein tolerantes Land, in dem sich alle Menschen gleichermassen sicher fühlen müssen.»


Genaue Angaben zu queerfeindlichen Straftaten in Frankfurt lassen sich laut Polizei auch aufgrund der Dunkelziffer nicht machen. 2021 hatten die Ermittler eine niedrige zweistellige Anzahl registriert, in diesem Jahr sind die Zahlen auf einem ähnlichen Niveau, wie es hiess. Auffällig sei aber, dass die Zahl der Übergriffe in dem Szeneviertel gestiegen sei, sagte der Sprecher.

«Es ist traurig, dass die Gewalt dort stattfindet, wo sich die Community seit langem trifft, in einem Viertel, das sie als ,safe space‘ empfunden hat», sagt der Sprecher. Durch die Gentrifizierung habe sich das Viertel in den vergangen Jahren und Jahrzehnten verändert. Szene-Bars und ein queerer Buchladen hätten schliessen müssen, hier wünsche sich die Community einen besseren Milieuschutz von der Stadt.


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