Vater schneidet schwulem Sohn fast die Kehle durch
Hässliche Narben erinnern den 17-Jährigen täglich an die brutale Gewalttat
Im Kanton Bern greift ein Vater seinen Sohn mit einem Messer lebensbedrohlich an. Dieser überlebt nur mit grossem Glück.
«Du bist schwul? Du bist schwul?» Mit diesen Worten schreit der Vater am frühen Morgen seinen Sohn an und hält ihm ein Messer unters Gesicht. Danach schneidet er dem 17-Jährigen den Hals auf. Der Junge wehrt sich mit aller Kraft gegen seinen Vater und ergreift schliesslich über den Balkon die Flucht. Nachbarn verständigen die Rettungskräfte, die ihn schliesslich schwer verletzt ins Berner Inselspital fliegen.
Die brutale Tat liegt sechs Monate zurück. Der Jugendliche, der lediglich mit dem Initial M bezeichnet wird, schildert gegenüber 20 Minuten den Vorfall: «Die Halsschlagader hatte er zum Glück knapp verfehlt, die Luftröhre wurde jedoch arg verletzt. Ich musste ins künstliche Koma verlegt werden.»
Seine Eltern – gläubige Moslems – stammen aus dem Irak und wohnen mit der Familie in einem ländlichen Gebiet des Kantons Bern. M habe seine Homosexualität stets zu verstecken versucht. Wie sein Vater trotzdem dahinterkam und weshalb dieser gerade an jenem Morgen auf ihn los ging, weiss M nicht.
20 Minuten zufolge wurde der Vater von den Behörden festgenommen. «Meine Mutter schämt sich dafür, was geschehen ist», sagt M. Physisch hat er sich weitgehend vom Angriff erholt. Sein Hals, Rücken sowie seine Brust und Arme sind jedoch von hässlichen Narben gezeichnet. «Ich sehe sie im Spiegel oder wenn ich Selfies und Snaps mache. Sie werden mich für den Rest meines Lebens begleiten.»
Die Narben sind für M jedoch kein Grund, sich zu verstecken. In den sozialen Medien teilt er Geschichte und seine Fotos, um anderen LGBTIQ-Menschen mit Migrationshintergrund Mut zu machen. Es sei wichtig, sich nicht von der eigenen Familie unterdrücken zu lassen. «Wir haben 2019 und mein Vater wollte mich töten, weil ich auf Männer stehe. Ich kann das einfach nicht akzeptieren», sagt er gegenüber 20 Minuten.
Den Hass spürt M jedoch auch heute noch. «Manche sagten, ich sei krank, weil ich homo sei, oder ‹du bist schwul, du hast das verdient›». Homophobe Reaktionen halten ihn jedoch nicht davon ab, sein neues Leben zu führen. Heute lebt M alleine, an einem anderen Ort im Kanton Bern, und lässt sich professionell betreuen, um seine Vergangenheit zu bewältigen. «Ich bin jetzt ein freierer Mensch als vor dem Zwischenfall.»
Das Hassverbrechen ist ein weiteres in einer Serie von Gewalt gegen schwule Männer und junge Erwachsene in der Schweiz. In Zürich schlugen Unbekannte im September auf Davide Gerundo und seine Begleitung ein. Nach der Zurich Pride im Juni wurde ein Paar auf dem Nachhauseweg von jungen Erwachsenen angegriffen (MANNSCHAFT berichtete).
Am 9. Februar 2020 stimmt die Schweizer Stimmbevölkerung über die Erweiterung des Diskriminierungsschutzes auf Schwule, Lesben und Bisexuelle ab.
Pink Cross und LOS ziehen in den Abstimmungskampf
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