Fans von Union Berlin kritisieren Besuch von Viktor Orbán
Der schwulenfeindliche ungarische Präsident war am Dienstag in der Alten Försterei
Der schwulenfeindliche ungarische Staatschef Viktor Orbán besuchte am Dienstagmittag die Alte Försterei. Dafür hagelte es viel Kritik – auch von den eigenen Fans.
«Damals wie heute: Gegen Staatsbesuche An der Alten Försterei», hiess es auf einem Transparent im Spiel gegen Malmö am Donnerstag in der Europa League. Eine Anspielung auf DDR-Zeiten, als Union auf Distanz zur Staatsführung ging.
Damit reagierte die Waldseite auf den Besuch des ungarischen Regierungschefs Viktor Orbán, der zuletzt nicht nur verlauten liess, dass er sich «in einem Kampf mit dem Westen» sieht, sondern ebenso gegen freiheitliche Werte und Migration hetzte (MANNSCHAFT berichtete). Union hatte den Besuch, der hauptsächlich dem ungarischen Nationalspieler Andras Schäfer galt und ohne Bezug zu einem Fussballspiel stand, als rein «privat» bezeichnet. Man habe erst wenige Stunden zuvor davon erfahren und auf Bitten der ungarischen Botschaft eine Loge zur Verfügung gestellt.
Die im Netz verbreiteten Bilder des Gesprächs, bei dem auch der Technische Direktor Michael Parensen sowie Pressechef Christian Arbeit anwesend waren, vermitteln jedoch einen etwas anderen Eindruck.
So postete Orbán nicht nur ein Foto von sich mit Schäfer abklaschend bei dem sich beide lächelnd gegenüberstanden, sondern darüber hinaus ein Video und Bilder, die den lockeren Dialog der beiden Ungarn zeigen, an dessen Ende der 59-Jährige ein signiertes Trikot des Mittelfeldspielers überreicht bekam.
Orbán schränkt seit Jahren Menschenrechte und Pressefreiheit in Ungarn ein, von der Europäischen Gemeinschaft wird ihm unter anderem die Zerschlagung der Demokratie im eigenen Land vorgeworfen (MANNSCHAFT berichtete). Wegen der weit verbreiteten Korruption und anderer Verstösse gegen den Rechtsstaat droht dem Land aktuell die Kürzung von EU-Mitteln in Milliardenhöhe.
In der Kritik stehen ebenso die Massnahmen des Autokraten gegen die LGBTIQ-Community, weswegen der Europäische Gerichtshof ein Verfahren eingeleitet hat. Für Aufregung sorgte zum Beispiel eine Strafe gegen eine Coca-Cola-Werbung, die menschliche Vielfalt betonte (MANNSCHAFT berichtete). Immer wieder wurden dahingehend zudem Verbindungen zwischen Ungarn und Russland offensichtlich. Über internationale homophobe Netzwerke knüpfte der russische Geheimdienst anscheinend Kontakte zu Vertreter*innen der Regierung Ungarns (MANNSCHAFT berichtete). Orbán gilt als einer der letzten Vertrauten von Vladimir Putin, forderte zum Beispiel, dass die Sanktionen gegen Russland enden.
Wenn es nun also in der Satzung von Union heisst, «der Verein ist politisch und religiös neutral. Er ist in seinem Handeln demokratischen und humanistischen Grundwerten verpflichtet. Der Verein verurteilt jegliche Form von Gewalt, unabhängig davon, ob sie körperlicher, seelischer oder sexualisierter Art ist. Er stellt sich zur Aufgabe, Massnahmen zum Schutz der Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen vor jeder Art von Gewalt zu initiieren», wirkt ein Auftreten des Staatschefs bei den Fussballern doch irritierend.
Das kritisierte so nicht nur der Blog Textilvergehen, sondern genauso der Fanklub Grenzenlos Eisern, der konstatierte: «Wir als Union stehen zu unseren Werten und teilen die Ansichten eines Herrn Orban in keiner Weise. Punkt und aus!!»
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