Der tschechische Präsident Milos Zeman hat mit seinem Veto gedroht, sollte sich das Parlament für die Einführung der Ehe für alle aussprechen.
«Eine Familie besteht aus Mann und Frau – und Punkt», sagte der 77-Jährige nach einem Treffen mit seiner neuen ungarischen Kollegin Katalin Novak am Dienstag in Prag. «Noch ist mir nicht aufgefallen, dass gleichgeschlechtliche Paare Kinder gebären könnten», führte Zeman weiter aus. Schliesslich argumentierte er damit, dass das tschechische Wort für Ehe («manželstvi») das Wort für Ehemann («manžel») beinhalte.
Mehrere Abgeordnete verschiedener Regierungs- und Oppositionsparteien haben im Parlament einen gemeinsamen Vorstoss für die Ehe für alle eingebracht. Er sieht gleiche Rechte und Pflichten wie bei heterosexuellen Ehepaaren vor. «Im 21. Jahrhundert ist kein Platz dafür, dass wir zwei Klassen von Bürgern haben», schrieb Innenminister Vit Rakusan bei Twitter.
Jsem pro manželství pro všechny. Protože ve 21. století není místo na to, abychom měli občany dvou kategorií. pic.twitter.com/k7rLHFpmhw
— Vít Rakušan (@Vit_Rakusan) June 7, 2022
Über den Gesetzentwurf zur Ehe für alle («Manželstvi Pro Všechny») wird schon seit vier Jahren im Parlament debattiert (MANNSCHAFT berichtete).
Derzeit besteht in Tschechien nur die Möglichkeit zur registrierten Partnerschaft. Ein etwaiges Veto des Präsidenten könnte mit einer absoluten Mehrheit aller – nicht nur der anwesenden – Abgeordneten überstimmt werden. Zemans zweite und damit letzte Amtszeit als Staatsoberhaupt endet im März 2023.
Ende 2021 hatte mit Chile ein weiteres Land die Ehe für alle eingeführt (MANNSCHAFT berichtete). Bislang konnten Homosexuelle dort wie in der Schweiz lediglich eine eingetragene Lebenspartnerschaft eingehen. Hier gilt die Ehe für alle ab kommenden Juli.
Unsere Umfrage auf den Schweizer Zivilstandsämtern zeigt, dass bisher deutlich mehr Umwandlungen von Partnerschaften gebucht wurden als «direkte» Eheschliessungen. (MANNSCHAFT+).