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Tom Daley: Kein Olympia für Länder, die Homosexualität kriminalisieren

Der offen schwule Goldmedaillengewinner von Tokio fordert das Internationale Olympische Komitee heraus – und die FIFA

Tom Daley
Tom Daley bei den Olympischen Spielen in Japan, 2021 (Foto: Instagram / Tom Daley)

Olympia-Sieger Tom Daley hat sich dafür ausgesprochen, dass Länder, in denen LGBTIQ mit der Todesstrafe bedroht werden, von einer Teilnahme an den Olympischen Spielen ausgeschlossen werden sollten. Bis zu den Spielen in Paris 2024 möchte er ein solches Teilnehmeverbot erreichen.

Daley, der dieses Jahr in Tokio Gold im Synchronspringen holte, wurde letzte Woche der «Attitude Sports Award» vom LGBTIQ-Magazine Attitude überreicht im Rahmen der «2021 Virgin Atlantic Attitude Awards». Dort nutze Daley die Plattform und öffentliche Aufmerksamkeit, um zu sagen: «Ich möchte es zu meiner Mission machen, … dass Länder, in denen LGBTIQ-Personen mit der Todesstrafe bedroht werden, nicht bei den Olympischen Spielen antreten dürfen.»

Er ging noch weiter: «Ich finde nicht, dass ein Sportereignis in einem Land stattfinden darf, das grundlegende Menschenrechte kriminalisiert», so Daley. «Also wird das jetzt meine Mission sein, das zu ändern.»

Er drückte seinen Stolz aus, er selbst sein zu dürfen und gleichzeitig seine Heimat als Nation vertreten zu können. Damit verbunden sei aber auch Verantwortung: «Ich denke, es ist wirklich wichtig, zu versuchen, Veränderungen herbeizuführen, anstatt die Dinge nur hervorzuheben oder zu beleuchten.»


Zehn Staaten
Daley erwähnte keine speziellen Länder oder Olympia-Nationen, die seiner Meinung nach ausgeschlossen werden sollten. Aber er sagte: «Was diese zehn Staaten betrifft, wo man nicht man selbst sein darf …. Sie sollten nicht an den Olympischen Spielen teilnehmen … und sie sollten definitiv keine Olympischen Spiele ausrichten dürfen.»

Laut Washington Post wären zehn solcher Länder Afghanistan, Iran, Mauretanien, Nigeria, Katar, Saudi-Arabien, Somalia, Sudan, Vereinigte Arabische Emirate (UAE) und Jemen. Allerdings listet der Human Dignity Trust insgesamt 61 Ländern auf, wo gleichgeschlechtliche Partnerschaften und/oder homosexuelle Handlungen kriminalisiert werden, darunter Ägypten, Guyana, Indonesien, Pakistan. Nicht zu vergessen: Tschetschenien.

 

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Daley klagte Katar zwar nicht direkt an, wo bekanntlich 2022 die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft stattfinden wird. Doch er sagte: «Katar hat extreme Regeln gegen LGBT-Personen und gegen Frauen.» (MANNSCHAFT berichtete über Homophobie in Katar.)


Der 27-jährige Daley hat Grossbritannien seit 2008 bei den Olympischen Spielen und weiteren grossen Wettbewerben vertreten. Er gewann seither viele Medaillen. Diesen Sommer holte er bei Olympia erstmals Gold (MANNSCHAFT berichtete).

Während er noch in Tokio war, sah er sich teils extremen homophoben Angriffen ausgesetzt, namentlich in russischen Staatsmedien.

Unterstützung und Kraft
«Die Geschichte hat uns gezeigt, dass alles in unserer Gesellschaft aus Sicht von weissen Heteromännern diktiert wurde – und wird. Wenn wir zusammenkommen und andere Perspektiven einführen könnten, wäre die Welt ein besserer Ort», so Daley. «Es gibt viele Menschen auf dem Globus, die in weniger glücklichen Umständen aufwachsen. Ich hoffe sehr, dass sie sich nicht so alleingelassen fühlen, wenn sie offen homosexuelle Sportler*innen sehen. Vielleicht fühlen sie sich dadurch selbst wertgeschätzt und bestätigt, dass sie etwas erreichen können.»

Daley ist mit dem Drehbuchautor und  Oscar-Preisträger Dustin Lance Black («Milk») verheiratet, sie beide haben zusammen einen Sohn namens Robbie. Bei seiner Rede bedankte sich Daley bei den beiden für ihre Unterstützung, die ihm Kraft gegeben habe – weil er wusste, sie würden ihn auch lieben, falls er «ganz schlecht» bei den Spielen abschneiden sollte.

 

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Er dankte auch seinen Sportpartner Matty Lee, mit dem er fürs Synchronspringen die Goldmedaille gewann. «Offensichtlich kann man Synchronspringen nicht allein gewinnen», sagte Daley lachend und nannte Lee seinen besten Freund, der immer für ihn da sei.

 

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Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat sich derweil nicht zu Daleys Forderung geäussert. Auch nicht zu sonstigen Bestrebungen, Länder auszuschliessen, die Homosexualität kriminalisieren.

Die dreieinhalbminütige Rede von Daley bei den «Attitude Awards» kann man online sehen und nachhören. Sie sorgte für umfangreiche internationale Medienberichterstattung, die den Druck aufs IOC erhöhen könnte.


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