Thomas Hitzlsperger sieht im WM-Boykott keine konstruktive Lösung
Der hergerichtete Schaden sei nicht mehr zu reparieren
Über die Fussball-WM in Katar wird auch kurz vor dem Anpfiff weiter heftig diskutiert. Der frühere Nationalspieler Thomas Hitzlsperger äussert sich zu den anhaltenden Boykottforderungen kritisch.
Thomas Hitzlsperger hält einen Boykott der Fussball-Weltmeisterschaft in Katar jetzt nicht mehr für sinnvoll. «Die Stadien stehen, es ist alles hergerichtet und der Schaden, wie etwa die Todesopfer im Zusammenhang mit dem Bau der Stadien, nicht mehr zu reparieren», sagte der 40 Jahre alte ehemalige Nationalspieler in einem Interview dem Portal t-online.de. «Wir sind an einem Punkt, an dem wir weiter Missstände ansprechen und daran appellieren müssen, dass es so, wie die WM zustande gekommen ist, nicht geht.»
Ein Boykott sei keine konstruktive Lösung mehr, befand Hitzlsperger. «Wenn sich alle daran beteiligen würden: ok. Aber wenn sich Einzelne herausziehen würden, wäre das nicht zielführend. Damit wäre den Menschen, die massiven Schaden genommen haben, auch nicht mehr geholfen.»
Hitzlsperger war im Zusammenhang mit einer Dokumentation der ARD (MANNSCHAFT berichtete), für die er bei der WM als Experte arbeiten wird, in den Golfstaat gereist. «Ich war insgesamt fünf Tage in Doha und habe mit Menschen geredet, die dort leben. Es war ein kurzer Besuch, der mir einen guten Überblick darüber gegeben hat, wie das Alltagsleben aussieht», erklärte Hitzlsperger.
Ein privater Besuch des reichen Landes, das vor allem wegen seines Umgangs mit den Menschenrechten schwer in der Kritik steht, wäre für den ehemaligen Bundesliga-Profi und Vereins-Funktionär nicht infrage gekommen. Angst habe er aber nicht gehabt, sagte Hitzlsperger.
Er hatte nach seiner Profi-Karriere seine Homosexualität öffentlich gemacht. In Katar ist Homosexualität verboten. «Wenn wir bei den Rechten von Homosexuellen davon reden, dass sich beispielsweise zwei Männer in der Öffentlichkeit ihre Zuneigung nicht zeigen dürfen, dürfen wir auch nicht unterschlagen, dass Mann und Frau das auch nicht dürfen», sagte Hitzlsperger.
Zweifel äusserte Hitzlsperger an der Wirkung der «One-Love»-Kapitänsbinde (MANNSCHAFT berichtete). «Dass Manuel Neuer in den vergangenen Jahren immer wieder die Regenbogenbinde getragen hat, ist erst einmal eine tolle Entwicklung. Zu meiner Zeit wäre das undenkbar gewesen», betonte Hitzlsperger: «Ich glaube schon, dass diese Binde in Katar eine Provokation ausgelöst hätte – und die One-Love-Binde dies nicht tun wird.»
Das könnte dich auch interessieren
Wien
Österreich bekommt nun doch keine queerfeindliche Regierung
Die konservative ÖVP will mit den SPÖ und den Neos eine gemeinsame Regierung bilden. Dabei wollen die Sozialdemokraten und die liberalen Neos dafür Sorgen, dass keine LGBTIQ-feindlichen Gesetze beschlossen werden.
Von Christian Höller
News
Politik
Reisen
Meta soll queere Firma auf schwarze Liste gesetzt und blockiert haben
Alle Anzeigen des Unternehmens wurden von Facebook und Instagram entfernt
Von Newsdesk Staff
Queerfeindlichkeit
News
Soziale Medien
Gesellschaft
International
USA
Feuerwehrkapitänin erstochen – Polizei fahndet nach Ehefrau
Die 53-jährige hatte bereits ihren ersten Ehemann erstochen
Von Newsdesk Staff
News
Lesbisch
Polizei
International
Richtet Russland eine öffentliche LGBTIQ-Datenbank ein?
Darin sollen zukünftig alle Namen für jede*n einsehbar sein
Von Newsdesk Staff
News