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«The Crown» feiert George Michaels Song über Liebe, Sex und Aids

«Spinning the Wheel» handelt von der Zerrissenheit einer schwulen Beziehung

george michael
Vertrauen in Zeiten von HIV und Aids: George Michael im Musikvideo zu «Spinning the Wheel». (Bild: Youtube)

Gleich zwei Songs von George Michael sind in der sechsten Staffel von «The Crown» vertreten und symbolisieren seine Freundschaft mit Lady Diana. Eine besondere Bedeutung hat «Spinning the Wheel».

1997, St. Tropez: Lady Diana (Elizabeth Debicki) räkelt sich auf der Jacht von Milliardär Mohammed Al-Fayed und tauscht mit seinem Sohn Dodi (Khalid Abdalla) Zärtlichkeiten aus. Der sinnliche Beat des Songs «Spinning the Wheel» von George Michael erklingt aus dem Off und liefert den passenden Soundtrack zur wohl skandalösesten Affäre des Jahres.

Die Szene aus der sechsten Staffel von «The Crown» hat das Interesse an George Michaels Song neu geweckt, der 1996 als dritte Single-Auskopplung seines Erfolgsalbums «Older» veröffentlicht wurde und auf Platz 1 der Charts mehrerer europäischer Länder landete. «The Crown hat mich hierhin gebracht», schreiben mehrere User auf der Youtube-Seite des Musikvideos von «Spinning the Wheel».

Hinter dem Song stecken aber mehr als nur Jazz, Trip Hop und George Michaels soulige Stimme, sondern eine zum Nachdenken anregende Geschichte über die Zerrissenheit einer schwulen Beziehung. «Fünf Uhr in der Früh und du bist nicht zuhause», singt der 2016 verstorbene britische Sänger. «Du stehst auf Gefahr. Du stehst auf Fremde. Bekommst du nicht, was du von mir willst?»


Wie George Michael in einem Interview gegenüber Attitude 2004 erklärt, singt er in «Spinning the Wheel» aus der Perspektive eines Mannes, der sich um die sexuellen Eskapaden seines Partners in den Zeiten von HIV und Aids sorgt. Die Songzeile «Eines Tages wirst du mir etwas davon mit nach Hause bringen» ist dabei eine direkte Anspielung auf eine mögliche Ansteckung mit dem damals noch schwierig zu behandelnden Virus. Der Songtitel «Spinning the Wheel» kann im übertragenen Sinne mit Russisch Roulette übersetzt werden. Im Musikvideo ist eine drehende Revolvertrommel mit nur einer Patrone zu sehen.

Anselmo Feleppa, George Michaels grosse Liebe, verstarb 1993 – drei Jahren vor Erscheinung des Songs – an den Folgen von HIV. «Spinning the Wheel» sei jedoch nicht autobiografisch, wie George Michael gegenüber Attitude erzählt. «Als ich die ganze Sache mit Anselmo durchmachte, wollte ich einen Song über einen Partner schreiben, der keinen Safen Sex praktiziert. Ich schreibe nicht aus einer persönlichen Perspektive, in der ich mich beklage, dass sich jemand austobt. Ich nehme allerdings an, dass es so klingt, oder?»

George Michaels bekannterer Song «Fastlove» ist ebenfalls in «The Crown» zu hören und wird bereits in der ersten Episode der sechsten Staffel eingespielt. Es ist kein Zufall, dass der Sänger gleich doppelt vertreten ist: Er und Lady Diana waren gut befreundet. Die beiden lernten sich 1985 beim Live Aid Konzert kennen und waren in einem ähnlichen Alter.


Es wird vermutet, dass die Kehrseite des Ruhms sie Anfang der Neunzigerjahre zusammengeschweisst hatte – George Michael als öffentlich ungeouteter Künstler mit mehreren Gerichtsverfahren gegen seine Plattenfirma Sony und die kurz vor der Trennung mit dem damaligen Prinz Charles stehende Diana, die ständig auf der Flucht vor der Paparazzi war.


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Dianas Tod war ein grosser Schlag für George Michael. «Ich heulte hemmungslos. Es fühlte sich fast so an, als würde ich die Beerdigung meiner Mutter noch einmal durchleben», sagte er nach ihrer Beerdigung gegenüber der Presse. In Gedenken an Diana veröffentlichte er die Single «You Have Been Loved», die auf Platz 2 der britischen Charts landete. An der Spitze stand «Candle in the Wind» ihres gemeinsamen Freundes Elton John, der diesen eigens für Diana umgeschrieben hatte.

In einem Interview mit der Huffington Post sprach George Michael 2011 von seiner Reue, sich nicht häufiger bei Lady Diana gemeldet zu haben: «Ich fühle mich irgendwie schuldig, weil sie mich wirklich mochte. Ich scheute mich davor, sie anzurufen, weil ich dachte, sie müsse so viele Leute haben, die sie aus den falschen Gründen anrufen.»


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