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Tänzerin Noor: Langer Kampf um Akzeptanz in Marokko

Vom Hürdenläufer zur Tänzerin, vom Mann zur Frau: Die marokkanische Tänzerin Noor hat einen langen Weg hinter sich. Einst verpönt, ist sie heute berühmt. Doch für die Behörden bleibt sie bislang ein Mann.

Muslimisch, sexy, trans – über die orientalische Tänzerin Noor sprach man in Marokko einst nur im Flüsterton. Heute ist sie berühmt und stets zu Gast bei internationalen Festivals und Spendengalas der High-Society in dem nordafrikanischen Land. Mit einer Körpergrösse von 1,90 Metern, langen braunen Haaren, tief ausgeschnittener Kleidung und rot lackierten Fingernägeln stiehlt sie anderen die Show. Doch es hat lange gedauert, bis Noor in ihrer islamischen Heimat akzeptiert war – und zu kämpfen hat sie immer noch.

Noor wurde im Jahr 1970 in Agadir geboren und Nour Eddine genannt. Mit der Familie zog der damals kleine Junge nach Casablanca, wo er sich fürs Tanzen interessierte – erst tanzte er vor dem Spiegel, dann vor Publikum. Doch ein tanzender Junge war nicht gern gesehen, die Familie machte Druck und er musste sich immer wieder hämische Kommentare anhören.


In der Schule war Nour Eddine gut, entwickelte eine Leidenschaft für Leichtathletik und gewann mit 15 als Hürdenläufer marokkanische Meisterschaften. Durch den Sport kam Nour nach Europa und konnte sich in Spanien und Frankreich allmählich zur Frau, Noor, entwickeln. Schnell ging es vom Sport in die Modewelt, wo Noor erfolgreich begann, als Model zu arbeiten.

Sie wird für eine Betrügerin gehalten
[quote align=’right‘]«Leute, die mich vor zehn Jahren noch vulgär nannten, buchen mich jetzt für die Hochzeit ihrer Kinder»[/quote]Zurück in Marokko widmete sie sich ganz dem Tanz, trat zunächst bei geschlossenen Gesellschaften auf und machte sich nach und nach einen Namen. Um auch körperlich endgültig zur Frau zu werden, liess sie sich in Europa operieren.

Heute ist sie berühmt: «Leute, die mich vor zehn Jahren noch vulgär nannten, buchen mich jetzt für die Hochzeit ihrer Kinder», sagte die Entertainerin einst in einem Interview. Sie ist nicht nur erfolgreiche Tänzerin, sondern auch Mutter eines achtjährigen, adoptierten Mädchens. Sie sagt, als Muslimin sei sie sehr gläubig und bete fünfmal am Tag. Eines Tages wolle sie nach Mekka pilgern.


Doch obwohl Noor sich als Frau fühlt und seit einiger Zeit auch den Körper einer Frau hat, gilt sie bei den marokkanischen Behörden noch als Mann. «Wenn ich einkaufen gehe und mit einem Scheck bezahle, fragt mich die Kassiererin: Aber Madame, wer ist dieser Nour Eddine, auf dessen Namen der Scheck ausgestellt ist?», erzählt Noor. Verkehrspolizisten hielten sie regelmässig für eine Autodiebin, die einem Mann das Fahrzeug entwendet habe.

Um endlich auch von den Behörden als Frau akzeptiert zu werden, hat Noor bereits gerichtliche Verfahren angestrengt – bislang ohne Erfolg.

Text: Abdel Mohsin El-Hassouni, dpa


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