Pansexuell im Stierkampf: Auch dieses Coming-out ist politisch
In Barcelona trifft sich der LGBTIQ-Jetset zum Circuit, in Pamplona geht es blutig zu
Eigentlich sollte unser Autor ein Interview mit dem kürzlich als pansexuell geouteten Torero Mario Alcalde (MANNSCHAFT berichtete) führen. Es kam alles anders.
Von: Curdin Seeli
Der Himmel über Madrid ist tiefblau, man könnte sich an diesem Januarmorgen in der spanischen Hauptstadt in den Bündner Bergen wähnen. Die Luft ist klar und frisch, auch wenn meine Wetter-App immer schrecklich schlechte Luftverschmutzungswerte für die Capital anzeigt.
Ich bekomme eine Nachricht eines Freundes mit einem augenzwinkernden Emoji zu einem Link, der mich auf einen Artikel der Tageszeitung El Mundo führt. Ich lese, dass sich der Stierkämpfer Mario Alcalde als pansexuell geoutet hat. Er kann alle Geschlechter lieben. Spontan denke ich: Wie schön. Und dann: Will er fünfzehn Minuten Fame oder möchte er ein Zeichen setzen? Aber schliesslich merke ich: Stierkampf, echt jetzt?
Ich rieche warmes Blut – süsslich, metallisch. Es fliesst in einem kleinen Bächlein an mir vorbei. Tiere schreien. Die Kleider der Menschenmassen um mich herum sind farbenfroh: senfgelb, orange, rot und braun. Ich bin in einem hinduistischen Tempel Nepals, Ziegen werden geopfert. Und ich wünsche mir, ich hätte Nein zu diesem Ausflug gesagt.
Ein selbstsicherer Mann Mario Alcalde ist 31-jährig, er arbeitet an Madrids Flughafen Barajas in der gelben Weste als Kofferträger. Er hat braune Augen, ziemlich weich gezeichnete Gesichtszüge, die Haare sind von Gel durchtränkt und schimmern schwarz.
Der Zeitung El Mundo erklärt er, dass er sich sehr mit der LGBTIQ-Community identifiziere. Seine Kollegen aus der Stierkampfszene würden andere politische Ansichten haben, er selber wolle sich aber nicht zu Politik äussern. Da frage ich mich: Was ist ein öffentliches Coming-out, wenn nicht politisch? Alcalde sagt, er nehme sich als Künstler wahr und «Artistas» würden die Arena des Politischen nicht betreten. Ein Stierkämpfer ist ein Künstler? Ist Kunst auch nicht politisch?
Mario spricht von Verschlossenheit unter LGBTIQ und einem «Fehlen an Kultur» seinem Metier gegenüber. Er fügt an, dass er niemandem etwas schuldig sei, da er seinen Lebensunterhalt anderweitig verdiene. Ob all die getöteten Stiere auch finden, dass er in keiner Schuld steht? Immerhin nimmt er diesen Tieren in einem unfairen Kampf das Leben – wieder und wieder.
Ich lege mein iPhone auf den Tisch und schaue den verkratzten Screen an. Überrascht mich dieses Coming-out? Der Wunsch nach einer liberalen Öffnung innerhalb dieses erzkonservativen Miefs? Ja und nein. Spanien ist ein so schönes, aber auch so ambivalentes Land. Vor zwanzig Jahren hatte ich – Schweizer – in Barcelona ein Erasmus-Semester gemacht. Seither bin ich von der iberischen Halbinsel eigentlich nie mehr wirklich weggekommen. In der Zwischenzeit sind auch Madrid und Valencia Teil meiner Heimat; sie ist poly, nicht pan.
Valencia, Altstadt: Als ich das erste Mal in Valencia war, spazierte ich vom Bahnhof weg und blieb bald darauf stehen, um mich neuerlich zu orientieren. Ich merkte, dass ich vor der Stierkampfarena stand. Ich roch die Abgase der Autos.
Spanien verstehen Spanien ist weltweit eine Vorreiterin für LGBTIQ-Rechte. 2005 wurde es das dritte Land, das homosexuellen Paaren die Ehe und Adoption ermöglichte. Was ist hier anders als anderswo? Als Nation ist España sehr vielseitig und vielschichtig. Es gibt vier Landessprachen, im Süden wird gebadet, im Norden Ski gefahren, in Barcelona trifft sich der LGBTIQ-Jetset jeden Sommer zum Circuit, in Pamplona werden parallel dazu Stierkämpfe inszeniert.
Politisch betrachtet gibt es den historischen Konflikt zwischen den Republikaner*innen (heute Sozialist*innen) und den Nationalist*innen (die heutige Rechte), was 1936 in einen blutigen Bürgerkrieg mündete. Von 1939 bis 1975 lebte das Land unter Franco in einer faschistischen Diktatur.
Hier wird es kompliziert mit der Ambivalenz: Schlussendlich litten fast alle – links wie rechts – unter dem Terrorregime, das eine grauenvolle Begrenzung von persönlichen und intellektuellen Freiheiten erzwang. Dieses Trauma eint(e) danach viele Menschen in einer liberalen Haltung, was den privaten Alltag betrifft.
Die politischen Lager hingegen sind dieselben geblieben, seit Generationen wird unversöhnlich gegeneinander angekämpft. Lange waren die Diktatur und ihre Schatten noch so beängstigend präsent, dass der Wunsch nach persönlicher Freiheit in der Gesellschaft stärker war als ihre anderweitigen Differenzen. Heute sind die politischen Fronten verhärtet wie lange nicht mehr.
Paris, 11. Arrondissement: Ich rieche heisses tierisches Fett. Ich spaziere der Rue Faubourg du Temple entlang, auf der Höhe der Rue Saint-Maur gibt es eine nordafrikanische Bude, die gegrillte Poulets verkauft. Die gerupften Hühner sind in Reih und Glied aufgespiesst, als wären sie Schuhe auf einem Regal. Sie drehen sich im letzten Kreis ihres Lebens um die eigene Achse. Ich halte immer die Luft an, wenn ich dort vorbei spaziere.
Der sensible Torero Unsere Redaktion nimmt mit Mario Alcaldes Manager Kontakt auf. Zu einem Gespräch mit mir ist er nicht bereit, es sei alles gesagt. Dem TV-Sender Antena 3 gibt Alcalde allerdings ein Interview, was es mir ermöglicht, ihn etwas genauer zu studieren. Er wirkt sympathisch, ruhig, natürlich, attraktiv. In einem Nachtclub Madrids würde er keineswegs (negativ) auffallen, sofern er nicht in seinem traje de luces, den unglaublich kunstvoll verzierten Kleidern des Toreros, erscheinen würde.
Zugleich spürt man, dass sein Selbstverständnis, sein scheinbar vom lieben Gott gegebenes Recht, Tiere makaber zu töten, vollkommen diskussionslos in ihm ruht. Er sagt, dass er der Community den Stierkampf näherbringen wolle, dass er sich vorstellen könne, eine peña taurina (einen «Stierkampf-Fanklub») im Gay-Viertel Chueca zu gründen.
Die blutige Passion
Der Stierkampf (spanisch: corrida) in seiner heutigen Form entstand im frühen 18. Jahrhundert. Die corrida etablierte sich in der spanischen Gesellschaft und wird bis heute – trotz der Existenz von Tierschutzgesetzen – landesweit durchgeführt. Die Stierkampflobby hat 2013 erreicht, dass die corrida zum nationalen Kulturgut erklärt wurde, das gesetzlich geschützt wird. Und das, obwohl die Mehrheit der spanischen Bevölkerung nicht dahinter steht – nur zirka 14 Prozent befürworten das traditionsreiche Blutvergiessen.
Der Kampfstier (toro de lidia oder toro bravo) wird ausschliesslich für den Stierkampf gezüchtet. Sein Mindestgewicht beträgt 460 Kilogramm. Im Alter von fünf bis sechs Jahren, auf dem Höhepunkt seiner körperlichen Kraft, wird ein Toro bravo im Stierkampf eingesetzt.
Es wird geschätzt, dass 2017 etwa 3,5 Millionen Personen einen Stierkampf in Spanien besuchten. Es gibt im Land aber immer mehr Orte, die sich selbst als ciudad anti-taurina (Anti-Stierkampf-Stadt) deklarieren, wo somit keine Stierkämpfe erwünscht sind. Die Befürworter*innen sagen, dass Stierkämpfe ein kulturelles und schätzenswertes Gut Spaniens darstellen, dass Arbeitsplätze dadurch gesichert und der Tourismus angekurbelt würden. Die Gegner*innen argumentieren mit dem Leid der Tiere und wollen sich auch international vom Bild eines «barbarischen» Spaniens distanzieren.
Schwule Toreros habe es immer schon gegeben, es sei einfach nicht darüber gesprochen worden. Vielleicht werde er eines Tages auch die Regenbogenflagge neben den nationalen Flaggen in die Arena tragen. Auf die Frage, was er für eine Reaktion des Kulturministers auf sein Coming-out erwarte, antwortet der in Barajas de Melo, einem 1000-Seelen-Dorf in Castilla-La Mancha, geborene Matador: «Der Kulturminister sollte Sensibilität zeigen mit allen, die in diesem Bereich [Stierkampf] aktiv sind, und alle, egal wen, respektieren.» Offizielle Statements gibt es danach von keiner Seite, aber Sensibilität scheint bei Mario Alcalde eine Qualität zu sein, die sehr selektiv verlangt und gezeigt wird.
Stierkampf olé, oh je Zur Zahl der bei Stierkämpfen in Spanien getöteten Tiere liegen keine offiziellen Angaben vor. Der spanische Tierschutzverein Pacma geht von etwa 11’000 Tieren jährlich aus, der gemeinnützige Verein Avatma (Tierärzte gegen Stierkämpfe) von 4000 bis 6000. In den vergangenen fünfzehn Jahren wird von einem Rückgang an corridas (siehe Box) im Land um die vierzig Prozent gesprochen. Für sehr traditionelle Schichten, die das Spektakel als Herzstück der hiesigen Kultur betrachten, kann das beängstigend wirken.
Während der gnadenlosen Rivalität zwischen den zwei Fronten, die zum Bürgerkrieg führte, gab es ausser dem Stierkampf keinen Gegenstand gemeinsamer Begeisterung. Ich selber habe in 20 Jahren vor Ort nicht ein einziges Mal über das Thema gesprochen. Erst durch Alcaldes Statement habe ich Bekannte darauf angesprochen. Die Reaktionen waren immer ähnlich: Kopfschütteln, manchmal fast peinlich berührt. Mit Stierkampf haben sie nichts am Hut. Wenn sie jemanden kennen, dann ist das ein Cousin zweiten Grades oder der Grossvater der Nachbarin. Direkt folgt die Einordnung, dass das Rechte, fachas (Faschist*innen) seien, die der Tradition weiterhin frönen würden.
New York, Manhatten: Ich stehe vor einer koscheren Metzgerei und frage mich, was «koscher» genau bedeutet. Die Tür geht auf und ich komme zum Schluss, dass totes Fleisch immer und überall übel riecht.
Fleisch ist Fleisch, Tier ist Tier? Mir kommt eine Studie in den Sinn, die ich vor Wochen ziemlich entsetzt gelesen habe. Plötzlich fallen mir wie Schuppen von den Augen und ich denke: Wieso ist Stierkampf kollektiv derart verpönt in der Welt, in der ich lebe, der allergrösste Teil dieses Umfelds isst aber seelenruhig Fleisch? Kann man Grausamkeit messen? Leidet ein Mastschwein weniger als ein Stier, der sein Leben in der Arena lässt? Ist versteckte Grausamkeit weniger schlimm als öffentliche?
Dann mache ich einen Vergleich, den man sehr wohl ziehen kann: Im Jahr 2020 wurden in Spanien 100,56 Kilogramm Fleisch pro Kopf verzehrt. Vergleicht man die geschätzten 8000 Stiere, die je zirka 500 Kilogramm wiegen und pro Jahr am Dolchstoss sterben, mit dem gesamten Fleischkonsum des Landes, kommt der Zeigefinger arg in Schieflage: 4000 Tonnen «Stier» stehen in Spanien mit seinen 47,42 Millionen Menschen jährlichen 4,5 Millionen Tonnen Fleisch, das im menschlichen Magen landet, gegenüber. Amen.
Zürich, Café Casablanca: Vor vielen Jahren arbeitete ich in einem Café. Vor der Vitrine erklärte ich einem Gast, ein alter Mann, dass es keine Fleisch-Sandwiches mehr gebe. Er sagte: «Für mich bedeutet kein Fleisch so viel wie Krieg.» In Kriegszeiten habe es kaum Fleisch gegeben. Ich war in meinem überheblichen Veggie-Dasein kurz etwas relativiert.
Fleisch und Umwelt Der Zusammenhang zwischen Fleischproduktion und Umwelt ist bekannt. Die Unmengen an Wasser und Land, die es für die Produktion von Tierfleisch braucht, sind besorgniserregend. Das Füttern der Tiere über Jahre hinweg verbraucht massig Ressourcen, um in Form eines Koteletts oder eines coolen Döners auf einem Teller respektive in Alufolie to go zu enden.
Wieso ist Stierkampf verpönt in der Welt, der allergrösste Teil dieser isst aber seelenruhig Fleisch?
Wir könnten dieses Futter auch einfach selber essen und kämen so zu den nötigen Kalorien, um das etwas vereinfacht zusammenzufassen. Allein in Zentralamerika wurden innerhalb der letzten 40 Jahre 40 Prozent des gesamten Regenwaldes geopfert, hauptsächlich um Weideland oder Futtermittel zu generieren. In Anbetracht all der Informationen im Fleischatlas 2021 fällt es mir schwer, hier einfach eindimensionales Stierkampfbashen vom Zaun zu brechen.
Der Hafen von Larache, Marokko: Zig Sardinen nebeneinander aufgereiht auf einem Grill, der schöne Matrose mit den so unglaublich schmutzigen Händen verkauft fünf Stück für fünf Dirham. Ich gehe wegen ihm da runter, nicht wegen den Fischen. Das Meer in seinem Rücken, das Salz in der Luft. Der schönste Mann meines Lebens, denke ich. (Dachte ich zumindest damals.)
Stierkampf und Kunst
Stierkampf faszinierte in früheren Epochen auch künstlerische Zirkel. Berühmtheiten aus Literatur, Musik und bildnerischer Kunst nahmen die corrida als Stoff auf und liessen sich vom brutalen Spektakel inspirieren. Goya und Picasso sind die prominentesten Maler, die sich dem Thema annahmen. Der homosexuelle Dichter Federico García Lorca schrieb ein bewegendes Klagegedicht nach dem Tod eines berühmten Toreros. Mit der Veröffentlichung von Ernest Hemingways Buch «Tod am Nachmittag» stiegen dann ab 1932 die existenzielle Deutung des Stierkampfs und seine Ästhetik zu auch international verpflichtenden Themen unter den Intellektuellen auf. In jüngster Zeit analysierte die Schottin A.L. Kennedy in «Stierkampf» (2001) ihre eigene Schaffenskrise anhand des blutrünstigen Rituals.
Um diese Bewegung zu verstehen, muss der historische Kontext einbezogen werden. Die Konzentration auf den Tod als Teil der menschlichen Existenz war entstanden. Durch die Materialschlachten des Ersten Weltkriegs war dieser Teil des menschlichen Daseins auch Teil der breiten Kultur geworden. Boxen, Bergsteigen oder das Durchschwimmen des Ärmelkanals mit den jeweiligen Risiken zogen nach 1918 die Aufmerksamkeit von Millionen auf sich, als Fussball noch kein Massensport war.
Die anderen, ich und wir Ich kaufe nach wie vor bei H&M und Konsorten Kleider, das «Made in Bangladesh» schneide ich raus, um es nicht ansehen zu müssen, wenn ich die Shirts in die Hand nehme. Ich produziere viel Abfall. Ich esse im Lokal Tortilla de patatas, obwohl die Eier, die da drinstecken, ganz sicher von misshandelten Hühnern gelegt wurden. Ich verdränge das alles. Mein Hauptproblem mit dem Klima ist aber meine Mobilität. Ich nehme zwar ab und zu die Streikgeilheit der französischen und die generelle Ungeilheit der deutschen Bahn in Kauf und versuche, mich mit ihnen fortzubewegen. Wie ich ohne Flugzeug von Spanien in die Schweiz gelange, habe ich noch nicht gelöst.
Als ich mit 20 zum ersten Mal alleine in die Welt zog, wurde mir plötzlich klar, dass ich noch ganz anders sein konnte als der, der in Graubünden auf dem Land aufgewachsen war. Schnell hatte ich Blut geleckt; ich wollte immer mehr davon. Das Eintauchen in eine unbekannte Welt ist atemberaubend, weil man die Erfahrung macht, dass hinter der Angst vor dem Ungewissen die Freiheit wartet. Auf wessen Kosten gehen meine Erinnerungen? Muss ich sie löschen? Mich dafür entschuldigen? Es ist nicht so einfach mit der Moral (und) der Geschichte.
Gran vía, Madrid, drei Uhr morgens: Grelles grünliches Licht, dicke Luft, die nach Frittiertem, Schweiss, Ketchup, Salz und warmem Karton riecht, der von Fett durchtränkt ist. Betrunken esse ich im McDonald’s Pommes.
Ach Der Impuls, den Finger zu erheben und auf andere zu zeigen, ist menschlich. Vielleicht kommt man weiter, wenn man nicht alles und alle in ein Entweder-oder-Paradigma zwängt. Ich bin der erste, der gerne verallgemeinert und nur Extreme bespricht. Aber immerhin weiss ich in der Zwischenzeit, dass dieses Gebaren in Stillstand und verhärtete Fronten mündet. Vielleicht gewinnen wir schon viel, wenn wir ambivalent und widersprüchlich sein dürfen und nicht einfach eindimensional vorgeben gut (oder schlecht) zu sein. Der Torero ist pansexuell, die Fleischgaumen essen vielleicht irgendwann nur noch 30 statt 100 Kilo Blutiges im Jahr, ich gebe der Deutschen Bahn noch viele Chancen.
Auch Mario Alcaldes Coming-out kann ich nun so lesen. Eigentlich schön, dass selbst in einem derart konservativen Sektor eine diesbezügliche Öffnung möglich zu sein scheint – oder zumindest gewagt wird. Nur weil ich Stierkampf verurteile, muss ich nicht alles verneinen, was dort geschieht. Klar ist, dass die Differenzen in der Gesellschaft nicht verschwinden, weil man sich aus dem Weg geht oder gegenseitig zu verbieten versucht.
Systematisches Leid
Stierkampf-Anhänger*innen behaupten immer wieder, der Kampfstier habe ein wundervolles Leben und leide nur 20 Minuten. Betrachtet man allerdings, welche Torturen diese Tiere am Ende ihres Lebens erfahren, mutet diese Haltung direkt zynisch an. Viele Kampfstiere werden mit Phenylbutazon gedopt. Stressigen Tiertransporten folgen tagelanges Warten in unbekannter Umgebung. Im schlechtesten Fall werden dem Stier vor dem Kampf wochenlang schwere Gewichte um den Hals gehängt.
Ihm wird die Nase tamponiert, um ihm das Atmen zu erschweren und in die Hoden werden Nadeln gesteckt, um ihn durch Schmerzen «scharfzumachen». Um seine Sicht zu verschlechtern, wird ihm Vaseline in die Augen geschmiert. Die Füsse werden ihm mit einem Farb-Verdünnungsmittel eingerieben, damit er sich durch das Brennen nicht richtig konzentrieren kann. Er wird vor der corrida stundenlang in Dunkelheit gehalten, damit er beim Einlauf in die Arena vom grellen Licht geblendet ist. Um durch einen veränderten Winkel ein zielgerechtes Zustossen der Hörner zu verhindern und somit die Gefahr für den Torero zu mindern, werden dem Stier die Hörner um mehrere Zentimeter abgeschliffen.
Randnotiz 2020 wurden in China 136 kg Fleisch pro Kopf verzehrt, die USA liegen auf Rang zwei mit 127 kg. In Spanien wurden durchschnittlich 101, in Deutschland 79, in Österreich 78 und in der Schweiz 66 kg, was Rang 61 bedeutet, konsumiert. (Quelle: «Meat supply per person», Our World in Data)
Lauren John Joseph hat sich einen Namen als nicht-binäre*r Perfomance-Künstler*in, Autor*in und Journalist*in gemacht. Lauren John Joseph ist mit Solo-Theaterstücken auf der ganzen Welt aufgetreten, diverse Preise gewonnen. «Wo wir uns berühren» ist das Roman-Debüt (MANNSCHAFT+).
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