Startschuss für den Abstimmungskampf für die Ehe für alle
Vom Genfer- bis zum Bodensee setzten Tausende Menschen ein Zeichen für die Liebe
Der Abstimmungskampf für die Ehe für alle ist lanciert. Am vergangenen Wochenenden fanden in der ganzen Schweiz über 20 Veranstaltungen statt.
An 22 Standorten von Genf über St. Gallen bis ins Tessin fiel am letzten Wochenende der Startschuss für den Abstimmungskampf für die Ehe für alle. Das nationale Komitee Ehe für alle mobilisierte nach eigenen Angaben Tausende von Teilnehmenden und Helfer*innen. Das Ziel: Ein Ja zur Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare an der Volksabstimmung vom 26. September.
Neben Kundgebungen und Ansprachen von unterstützenden Politiker*innen gab es an den verschiedenen Standorten ein kultures Rahmenprogramm. Zudem konnten sich Freund*innen und Paare mit einem Fotorahmen ablichten lassen und so die Ja-Parole in die Welt von Social Media schicken. Das nationale Komitee Ehe für alle spricht von einem «vollen Erfolg» und blickt zuversichtlich auf die nächsten drei Monate des Abstimmungskampfs.
«Die heutige Mobilisierung stimmt uns sehr enthusiastisch: Die Schweiz ist nicht nur bereit, Ja zur Ehe für alle zu stimmen, sondern auch dafür zu kämpfen», sagt Kampagnenleiterin Olga Baranova. Dies sei bitter nötig. «Die Gegner*innen der Liebe und der Gleichstellung bringen sich in Position, um die längst überfällige Beseitigung der Diskriminierung von gleichgeschlechtlichen Paaren anzugreifen.»
Mit «trügerischen Argumenten» – darunter etwa die Fehlinformation, dass die Gesetzesänderung die Leihmutterschaft einführe (MANNSCHAFT berichtete) – sei das Nein-Komitee in der Lage, die Bevölkerung zu verunsichern. Baranova fordert die Community auf, ihr Umfeld auf der Strasse, in den Familien und am Arbeitsplatz für ein Ja zu mobilisieren. «Jede Person, die wir überzeugen, ist von grösster Wichtigkeit», sagt sie.
Im August soll die Kampagne in die nächste Runde gehen. Weitere Details stellt das Komitee zu einem späteren Zeitpunkt in Aussicht. Informationen über Freiwilligeneinsätze und Events gibt es auf der Website des nationalen Komitees.
Die Community hat auch Bundesrat und Parlament auf ihrer Seite. An einer Medienkonferenz letzte Woche empfahl Bundesrätin Karin Keller-Sutter dem Volk die Vorlage zur Annahme (MANNSCHAFT berichtete). Kinder, die mit gleichgeschlechtlichen Eltern aufwachsen, seien heute schon Realität, sagte die Justizministerin. Fürsorge und Zuwendung und nicht die Familienkonstellation seien für die Entwicklung des Kindes wichtig.
«Der Staat soll den Menschen nicht vorschreiben, wie sie ihr Privat- und Familienleben zu gestalten haben», schrieb das Eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement EJPD in einer Medienmitteilung. «Mit der Vorlage sollen deshalb auch Paare gleichen Geschlechts zivil heiraten können.»
Die Gesetzesanpassung soll einem gleichgeschlechtlichen Ehepaar neu auch die Adoption eines Kindes ermöglichen. Mit der Vorlage wäre zudem die gesetzlich geregelte Samenspende in der Schweiz neu auch einem verheirateten Frauenpaar erlaubt.
«Anonyme Samenspenden, die Eizellenspende und die Leihmutterschaft bleiben hingegen weiterhin für alle verboten», stellt das EJPD klar. Und: «Für die Ehe zwischen Frau und Mann ändert sich nichts.» Bei der Annahme der Vorlage sollen eingetragene Partnerschaften in eine Ehe umgewandelt werden können.
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