Sportphilosoph Schürmann: IOC ist mit Vatikanstaat vergleichbar
Die Kritik ist deutlich: Der Sportphilosoph Volker Schürmann moniert Strukturen und Vorgehen
Nach Meinung des Sportphilosophen Volker Schürmann ist das Internationale Olympische Komitee (IOC) mit dem Vatikanstaat vergleichbar. Grund: mangelnde demokratische Prinzipien.
«Das IOC ist nicht demokratisch, nicht gewaltenteilig organisiert. Es ist deshalb nicht mit der UN vergleichbar, wie es selbst so gerne propagiert, sondern mit dem Vatikanstaat. Es gibt auch keine Bestrebungen, das zu ändern», sagte der Wissenschaftler in einem Interview der Mediengruppe Münchner Merkur tz (Freitag). Die «maximale institutionelle Distanz» sei noch im Verhältnis zum Internationalen Sportgerichtshof Cas gegeben, «aber auch dieses oberste Schiedsgericht ist noch institutionell mit dem IOC verwoben».
Der gebürtige Dortmunder Schürmann ist seit 2009 Leiter der Abteilung für Philosophie an der DSHS Köln. Es ist nicht das erste Mal, dass er das IOC kritisiert.
Kritisch sieht der Professor für Sportphilosophie an der Deutschen Sporthochschule Köln die Bewahrung des olympischen Grundgedankens. «Der olympische Geist erstickt zwischen Korruption und offensiver Vermarktung/Geldmaximierung. Schon der spielerische Charakter, erst recht der Charakter eines Festes, geht verloren, wenn sportliche Wettkämpfe zu einem blossen Mittel für einen anderen, nichtsportlichen Zweck heruntergewirtschaftet werden», sagte Schürmann. «Geldgier ist dabei das kleinere Problem, denn sowohl Korruption als auch Vermarktung sind strukturell angelegt und keineswegs primär ein Problem unmoralischer Individuen.»
Mit Blick auf die Regel 50 der olympischen Charta, die Sportler*innen politische Meinungsäusserungen während der Spiele verbietet, verweist Schürmann auf das IOC. «Sie selber nutzen die OS als Mittel, und sie selber haben nach aller Erfahrung kein Problem, neutral, sprich: gleichgültig gegenüber dem Wirken von Diktaturen zu sein», sagte der Sportphilosoph.
«Umgekehrt beurteilen sie in jeder Situation politische Symbole als Propaganda – selbst im Falle von regenbogenfarbigen Fingernägeln war das so. Nur dann, wenn der öffentliche Druck gross genug ist, versuchen sie, solche Gesten für ihr eigenes Geschäft einzugemeinden», sagte der 61-Jährige.
Wenn ewiggestrige Funktionär*innen den Sportler*innen ihre Regeln aufzwingen: dazu auch der MANNSCHAFT-Kommentar von Ahima Beerlage.
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