Sophie Marceau begeistert in Ozons Drama «Alles ist gutgegangen»
Ihr schwuler Filmvater will nach einem Schlaganfall seinem Leben ein Ende setzen
Mit 13 wurde Sophie Marceau als quirliges Girlie in der Komödie «La Boum – Die Fete» zum Star. Das war vor 42 Jahren. Jetzt zeigt sie im Drama «Alles ist gutgegangen», dass sie zu einer grossen Charakterdarstellerin gereift ist.
Von Peter Claus, dpa
Es ist nicht das erste Mal, dass Sophie Marceau (55) ihre Stärke als Interpretin einer komplizierten Persönlichkeit beweist. Als solche war sie beispielsweise auch 1999 in «James Bond 007 – Die Welt ist nicht genug» zu erleben. Doch in François Ozons Drama «Alles ist gutgegangen» erreicht sie eine seltene Tiefe. Damit prägt sie den Film entscheidend.
Sophie Marceau spielt die Erfolgsfrau Emmanuèle. Privat und beruflich auf glücklichen Wegen, hat sie ihr Leben perfekt im Griff. Der inzwischen hochbetagte Vater (André Dussollier, 76) war ihr stets ein strenger Begleiter. Er hat sie oft gefördert, aber dabei immer zu viel gefordert. Entsprechend kühl ist die Beziehung. Doch als er nach einem Schlaganfall seinem Leben selbst ein Ende setzen möchte, bittet er die Tochter um Unterstützung. Sie sagt ja. Und ahnt nicht, was damit auf sie zukommt.
Drehbuchautor und Regisseur François Ozon («Acht Frauen», «Frantz»), dessen jüngster Film «Peter von Kant» die diesjährige Berlinale eröffnet hat (MANNSCHAFT berichtete), beleuchtet das schwierige Thema der Sterbehilfe in erstaunlich leichtem Ton. Als Vorlage diente der autobiografische Roman gleichen Titels von Emmanuèle Bernheim.
«Ich stand ihr sehr nahe», verriet Ozon kürzlich dem Sydney Morning Herald. Schon vor der Lektüre des Buches wusste er einiges über ihre Familiengeschichte, auch wenn er ihren homosexuellen Vater, den Kunstsammler Andre Bernheim (im Film gespielt von Andre Dussollier) nie kennengelernt hat.
«Emmanuelle hat mir sehr oft von ihm erzählt. Und eines Tages sagte sie zu mir: ‚Wenn du einen Film über einen alten schwulen Mann machen willst, werde ich deine Partnerin sein, weil ich so viele Geschichten über meinen Vater habe.‘»
Das Buch setzt auf eine klinisch anmutende Sprache, auf Nüchternheit. Ozon baut auf die emotionale Sprengkraft der Story.
Dass die Geschichte bei allem Auf und Nieder der Gefühle nicht in Kitsch abgleitet, ist vor allem der Kunst Sophie Marceaus zu danken. Mit leisen Tönen und feiner Mimik lässt sie stets das Doppeldeutige und Hintergründige von Situationen und Empfindungen aufleuchten. Selbst da, wo etwas vordergründig psychologisiert wird, gibt sie der Figur eine große Nachdenklichkeit und starke Eigenständigkeit – und damit Glaubwürdigkeit.
Insbesondere in den Szenen mit André Dussollier («Drei Männer und ein Baby», «Die Schöne und das Biest») strahlt Sophie Marceau eine bezwingende Intensität aus. Mit einer sensiblen Balance von Humor und Tragik zeichnet sie das reife Porträt einer Frau, die aus ihrer bürgerlichen Komfortzone gerissen wird und schwere, tatsächlich schicksalsschwere Entscheidungen treffen muss. Bei aller Schauspielkunst triumphiert dabei durchweg die jederzeit spürbare Bodenständigkeit von Sophie Marceau. Sie macht den Film zum Ereignis.
«Alles ist gutgegangen» kommt nächste Woche ins Kino.
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