Size Matters: Penis­länge in letzten Jahr­zehnten um 24 Prozent gestiegen

Es wurden die Daten von 56‘000 Männern weltweit ausgewertet

Symboldfoto: Corbin Fisher / Aus der Ausstellung «Porn That Way» im Schwulen Museum
Symboldfoto: Corbin Fisher / Aus der Ausstellung «Porn That Way» im Schwulen Museum

Eine neue Meta-Studie zu Männern weltweit kommt zu dem Ergebnis, dass die Länge des erigierten Penis in den letzten 30 Jahren um 24 Prozent zugenommen hat.

Das ist eine Nachricht, die «Size Queens» besonders erfreuen dürfte. Erst am vergangenen Wochenende zitierte Patsy l’Amour laLove bei einem Workshop zum Thema «Schwule Sexualität und schwule Lust heute» im Waldschlösschen aus dem berühmten Buch «Der gewöhnliche Homosexuelle» von Martin Dannecker: «Die Promisken (…) wollen nicht die blonden Haare, den Schlankheitsfetischismus, sie wollen den grossen Penis. Auf den kürzesten Nenner gebracht: mit abnehmender Partnerzahl werden die Ideale immer blonder; mit zunehmender Partnerzahl der Penis immer grösser.»

Ob diese Einschätzung von 1974 heute noch immer vollumfänglich gilt, darüber kann man streiten. Aber Dannecker beschreibt eine Grundtendenz speziell in der schwulen Subkultur, dass Penisgrösse ein besonderer Fokus ist (MANNSCHAFT berichtete), was sich auch in legendären schwulen Pornoheften wie Inches spiegelt, das in den 1990er Jahren erweitert wurden mit Titeln wie Black Inches und Latin Inches.

«Etwas, dem wir Aufmerksamkeit schenken sollten» «Die Eine-Million-Dollar-Frage ist, wieso es dieses Wachstum gibt», sagt Dr. Michael Eisenberg, Urologe und Fruchtbarkeitsspezialist für Männer an der Medizinischen Fakultät der Stanford Universität in Palo Alto, Kalifornien. Er hatte die Studie geleitet, die am Dienstag in The World’s Journal of Men’s Health veröffentlicht wurde, bevor u.a. USA Today darüber berichtete.

Während die Penisse immer länger wurden, hätten andere Studien gezeigt, dass die Spermienzahl und der Testosteronspiegel abnahmen. Obwohl Penislänge nicht unmittelbar mit Fruchtbarkeit zusammenhänge, so Eisenberg, sei dennoch alles, was mit Reproduktion und Reproduktionsorganen zusammenhänge «fundamental» für die menschliche Existenz. Und damit etwas, «dem wir Aufmerksamkeit schenken sollten», so Eisenberg.

«The Big Penis Book», herausgegeben von Dian Hanson (Foto: Taschen)
«The Big Penis Book», herausgegeben von Dian Hanson (Foto: Taschen)

Studien zur Penislänge gibt es seit mindestens 80 Jahren, sagt Eisenberg. Er und sein Team hätten demnach Daten aus 75 Studien zusammengetragen, die zwischen 1942 und 2021 an fast 56‘000 Männern durchgeführt worden waren. Ergebnis: Der durchschnittliche erigierte Penis ist in den letzten 29 Jahren um 24 Prozent länger geworden.

Es handle sich dabei um einen weltweiten Trend, es gehe also nicht um Männer in einer bestimmten Region, so Eisenberg. «Das Phänomen betrifft keine isolierte Bevölkerungsgruppe.»

«Sperma-Apokalypse» Der Urologe Dr. James Hotaling, ebenfalls spezialisiert auf männliche Fruchtbarkeit und an der University of Utah Health tätig, sieht die Studie kritisch. Er sagt, eine Erklärung für die gestiegenen Penismasse könnte sein, dass sich die Messmethoden in den letzten 30 Jahren verändert hätten. Allerdings weist USA Today darauf hin, dass es dafür keine Belege gebe.

Eisenberg hatte mit seinen Untersuchungen ursprünglich begonnen, weil er eine Erklärung für die sinkende Spermienzahl und den abnehmenden Testosteronspiegel suchte; seine Vermutung war, dies könnte damit zusammenhängen, dass Penisse kleiner und Männer immer übergewichtiger werden.

Stattdessen fand er heraus, dass Penisse wachsen – und zwar rapide. «Das war zweifellos sehr überraschend», so Eisenberg. Auch Hotaling sagt, die Ergebnisse widersprächen seinen Erwartungen. Sie widersprechen auch dem Horrorszenario einer «Sperma-Apokalypse», wie er es formuliert.

Als Erklärungsversuch für den Wandel von Penisgrössen nennt Eisenberg den immer früheren Beginn der Pubertät. Jungs genauso wie Mädchen hätten demnach in den letzten Jahren immer schneller die Pubertät erreicht. Dadurch hätte ihr Körper insgesamt mehr Zeit zum Wachen, so Eisenberg.

Hotaling wiederum warnt, dass dies allein als Erklärung nicht ausreiche, denn frühe Pubertät könne zwar Wachstum rasant befördern, aber nur weil man früher in die Pubertät komme, bedeute das noch lange nicht, dass sie länger andauere.

«Wenn die Ergebnisse andersrum wären, würden alle ausflippen» Seiner Meinung nach könnte Kontakt mit Chemikalien das Peniswachstum beeinflussen, wie zum Beispiel Pestizide oder Hygieneprodukte. Sie hätten Auswirkungen auf die Entwicklung des Genitalbereichs. Aber auch dafür gebe es derzeit keine belastbaren Untersuchungsgrundlagen. Stattdessen sagt Hotaling: «Wenn die Ergebnisse der Studie andersrum wären» – also Penisse geschrumpft wären – «würden jetzt alle ausflippen».

Das Buch «Der gewöhnliche Homosexuelle» von Martin Dannecker und Reimut Reiche (Foto: Fischer Verlag)
Das Buch «Der gewöhnliche Homosexuelle» von Martin Dannecker und Reimut Reiche (Foto: Fischer Verlag)

In einer Studie von 2021, die Hotaling veröffentlicht hatte, wies er nach, dass Männer mit einem etwas kürzeren Penis im Durchschnitt unfruchtbarer waren. Warum das so ist, wisse er nicht. Weswegen sowohl Hotaling als auch Eisenberg betonen, dass weitere Untersuchungen hilfreich wären.

Was die anhaltende Fetischisierung von grossen Schwänken in der schwulen Welt – und teils auch in der gesamten LGBTIQ-Community – angeht, so genügt ein Blick ins Schlagwortregister von Pornowebseiten, wo man «Giant Dick» und «Monster Cock» als vorgegebene Suchbegriffe findet, neben weiteren Schlagworten wie «BBC» usw. Neuere Filme von Studios wie Falcon haben Titel wie «Size Matters» oder «Monster Bang». Derweil hat Dian Hanson beim Taschen Verlag einen Bestseller herausgegeben mit dem Titel «The Big Penis Book» mit über 400 historischen Fotografien «spektakulärer männlicher Geschlechtsteile», viele der gezeigten Bilder stammen aus dem Bereich des Vintage-Schwulenporno.

Um nochmals Patsy l’Amour laLove zu zitieren, mit dem Vortrag zu schwuler Sexualität: «Je promisker desto wichtiger der grosse Penis», hiess es abschliessend im Waldschlösschen. Die Teilnehmer des Workshops (zu denen auch der Autor dieser Zeilen zählte) fanden dieses Statement zwar belustigend, stimmten ihm aber letztlich zu – mit Verweis auf den «blonden» Partner, der derweil zuhause warten würde, mit dem nicht ganz so grossen Schwanz, aber der belastbareren Liebe.

Das Expertenteam von «Dr. Gay» beantwortete die Frage eines jungen Schwulen, der besorgt ist, sein erigierter Penis könnte mit 13 Zentimetern zu klein sein, um seinen Freund anal zu befriedrigen (MANNSCHAFT berichtete).

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