Sigmar Gabriel kritisiert «deutsche Arroganz» gegenüber Katar
Der Wüstenstaat steht in der Kritik, dabei geht es u.a. um die Situation von LGBTIQ
Die Kritik an der bevorstehenden Fussball-Weltmeisterschaft in Katar reisst nicht ab. Ex-SPD-Chef Sigmar Gabriel nimmt den Wüstenstaat nun in Schutz.
Die deutsche Arroganz gegenüber Katar sei «zum Kotzen», schreibt er bei Twitter, ohne das K-Wort auszuschreiben. Der ehemalige SPD-Chef spricht von «Vergesslichkeit». Denn: «Homosexualität war bis 1994 in Deutschland strafbar. Meine Mutter brauchte noch die Erlaubnis des Ehemanns, um zu arbeiten. ‹Gastarbeiter› haben wir beschissen behandelt und miserabel untergebracht.»
Auch Deutschland habe Jahrzehnte gebraucht, um ein liberales Land zu werden, so der frühere Aussenminister weiter. «Fortschritt kommt nicht über Nacht, sondern Schritt für Schritt. Das galt für Deutschland und gilt auch jetzt für Katar. Die UNO, die ILO loben das Land für seine Reformen. Nur wir Deutschen beleidigen es jeden Tag.» Damit geht er auf Distanz zu seiner Parteifreundin, Bundesinnenministerin Faeser. Die kritisierte die Vergabe an Katar kürzlich sehr deutlich (MANNSCHAFT berichtete).
Dass die WM nicht nach Katar gehört, das wissen wir alle.
Derweil hat auch Fussball-Nationalspieler Nico Schlotterbeck von Borussia Dortmund die Vergabe der WM nach Katar kritisiert. «Dass die WM nicht nach Katar gehört, das wissen wir alle. Dass die WM nicht in den Winter gehört, sondern in den Sommer, dass wissen wir auch», sagte der 22-Jährige am Samstagabend im ZDF-Sportstudio.
Die ganze Diskussion sei für ihn nicht leicht, meinte Schlotterbeck. «Ich glaube, als Sportler ist es das grösste Ziel bei einer WM dabei zu sein. (…) Ich bin 22, das ist meine erste Weltmeisterschaft, ich glaube davon träumt man als kleiner Junge. Dann zu sagen, ich fahre da nicht hin – das ist schwer vorstellbar», sagte Schlotterbeck. «Als die WM nach Katar vergeben worden ist, da war ich sehr jung , da hatte ich keinen Einfluss auf irgendwas, natürlich ist es ein Dilemma.»
Falls Schlotterbeck von Bundestrainer Hansi Flick nominiert werden sollte, «dann gebe ich für mein Land so viel, dass die Leute in Deutschland einfach glücklich sind.» Deshalb habe er «auf die WM richtig Bock, obwohl es diese Differenzen mit Katar gibt.»
Der WM-Gastgeber steht regelmässig wegen Menschenrechtsverstössen in der Kritik, dabei geht es vor allem um die Situation von Gastarbeiter*innen und LGBTIQ. Der Emir von Katar, Tamim Bin Hamad Al Thani, hatte in dieser Woche beklagt, das Land sehe sich einer beispiellosen Kampagne ausgesetzt, die noch kein Gastgeberland jemals erlebt habe. Die WM in Katar findet vom 20. November bis 18. Dezember statt.
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