«Seit dem Coming-out ist mein Leben stressfreier»
Marc erzählt von seinem Leben als schwuler Landwirt, von seinen Zukunftsplänen und Herausforderungen
Marc ist ein schwuler Landwirt aus Rheinland-Pfalz und hat den Betrieb seiner Eltern übernommen. Der wird nun bereits in der 12. Generation geführt. Wir wollten wissen, was ihn besonders auf Trab hält.
Mit 19 Jahren hat Marc seine Ausbildung zum Fischwirt begonnen und sechs Jahre später den elterlichen Betrieb übernommen. «Fischwirt war mein Traumberuf, bis die EU-Bürokratie kam», sagt Marc. Seit gut einem Jahr gibt er als Fisch-Sommelier auch Workshops rund ums Thema Fisch.
«Mr. Gay Germany 2020» kämpft gegen Homophobie im Fussball
Sein 5 Hektar grosser Betrieb in Rheinland-Pfalz wurde bereits 2011 mit dem Prüfsiegel «Gesicherte Nachhaltigkeit» ausgezeichnet. «Die naturnahe, nachhaltige Produktion ist mir besonders wichtig», so Marc. «Ich mag den Umgang mit den Tieren und das Mitwirken an nachhaltiger Aufzucht.»
Doch auch in der Fischzucht gibt es Schwierigkeiten: «Neben steuerlichen Problemen war der Frühsommer mit Überschwemmungen und der Sommer mit Wassermangel eine Herausforderung», erzählt Marc. Er möchte den Betrieb bis zur Rente führen und danach zusammen mit seinem Lebenspartner viel Reisen.
Ein «normales» Landwirteleben Sein Coming-out hatte Marc mit 25, nachdem er sich von seiner Freundin trennte. «Ich hatte die Erkenntnis, dass es an der Zeit ist.» Seither ist sein Leben stressfreier geworden. Dass er mit einem Mann zusammen wohnt, ist für niemanden ein grosses Thema. «Wir wohnen etwas ausserhalb der Gemeinde und sind nur bei Festen dabei. Da passt es ganz gut», findet Marc.
Schwules Elternpaar baut Heim für obdachlose LGBTIQ-Jugend
Sein Partner Bernd ist Industrietechniker und hilft manchmal auf dem Betrieb aus. Er macht beispielsweise Fischpasteten und Suppe. Mit dem Vorurteil, dass sein Beruf «nichts für Schwule» sei, damit wurde Marc noch nie konfrontiert: «Da gab es keinerlei Probleme, da Schwule die selbe Leistung als Landwirt bringen wie Heteros.»
«Ich empfinde das Leben als offen Schwuler gar nicht so anders. Wahrscheinlich, weil wir sehr viele Hetero-Freunde haben», erzählt Marc. Landwirtschaft und Feiern gehen seien aber gut vereinbar. «Die Community ist ganz nett, um mal Spass zu haben.»
Unsere Serie über schwule Landwirte ist im Oktober-Heft der MANNSCHAFT erschienen. Hier geht es zum Abo Deutschland und hier zum Abo Schweiz.
Das könnte dich auch interessieren
Eine World Pride unter Trump: Wie sicher sind Reisen in die USA noch?
Die World Pride findet diesmal in Washington statt – für die Hauptstadt ein besonderes Jubiläum. Es ist aber auch eine Veranstaltung in der Nähe des Weissen Hauses, das «Genderideologie» ablehnt.
Lola bleibt brav – Queere Geschichten weiter auf Nebenschauplätzen
Beim 75. Deutschen Filmpreis dominieren erneut heteronormative Erzählungen – queere Perspektiven bleiben rar. Einige Ausnahmen gibt es, doch von echter Vielfalt ist das deutsche Kino noch weit entfernt.
«Müssen wachsam bleiben» – Ehrung für junge queere Aktivisten
Mit Jonas Listing und Florian Wieczorek wurde am Dienstag das Engagement von zwei jungen LSVD-Aktivisten aus Norderstedt gewürdigt.
«Bisexualität wird in gleichgeschlechtlichen Beziehungen ausgeblendet»
Bisexuelle Menschen fühlen sich oft übersehen, sagt Lea von Bi+Berlin. Wir sprachen mit ihr über Vorurteile und Diskriminierung, aber auch Empowerment für die Bi+-Community.