Love, Simon: «Der Schwule in der High School war stets nur eine Nebenrolle.»
Zwangsouting, Ausgrenzung und dazu noch verliebt sein. Als erster grosser Hollywoodfilm beleuchtet «Love, Simon» die Sicht eines schwulen Teenagers. Patrick Heidmann sprach mit Hauptdarsteller Nick Robinson.
Nicht alle denken gerne an ihre Schul- und Jugendzeit zurück, vor allem nicht, wenn sie damals mit ihrem Anderssein gehadert haben und deswegen vielleicht auch ausgegrenzt wurden. Mit «Love, Simon» nimmt sich nun erstmals eine grosse Hollywoodproduktion dieser Thematik an.
Der Film, der Ende Juni in unsere Kinos kommt, erzählt die Geschichte des 17-jährigen Simon Spier (Nick Robinson), der sich durch die Highschool kämpft und dabei seine Homosexualität unter Verschluss hält. Im Internetchat vertraut er sich einem Klassenkameraden an, ohne dabei aber dessen Namen zu kennen. Simons Welt gerät aus den Fugen, als die E-Mails zwischen ihm und seinem anonymen Chatpartner plötzlich die Runde an der Schule machen und ihn bei allen outen.
Für den Mainstream eine grosse Sache Der Schauspieler Nick Robinson verspürte eine besondere Verantwortung, die Hauptrolle in «Love, Simon» zu übernehmen. «Zum einen, weil ich einen schwulen Teenager spiele und das in einem Mainstreamfilm wirklich eine grosse Sache ist – gerade für die LGBTIQ-Community», so Robinson. «Zum anderen auch, weil ich weiss, dass die Romanvorlage viele Fans hat, die ich nicht enttäuschen wollte.» Es sei ihm aber gut gelungen, sich vom Druck zu befreien. Regisseur und Produzent Greg Berlanti habe ihn immer wieder versichert, der Richtige für die Rolle zu sein. «Was blieb mir anderes übrig, als ihm so zu vertrauen, wie er mir vertraute?» Obwohl Robinson selbst heterosexuell ist, hat er einen persönlichen Bezug zur Geschichte von «Love, Simon». In seiner Familie und seinem engeren Umfeld gibt es mehrere Leute, die in einer ähnlichen Situation waren wie seine Rolle. Während den Dreharbeiteten outete sich sein jüngerer Bruder bei ihm als schwul. «Ich weiss deswegen sehr gut, was es heisst, diesen Schritt zu gehen», so Robinson.
Vor allem weiss ich, wie wichtig es ist, sich als junger homosexueller Mensch auf der Leinwand wiederzufinden und repräsentiert zu sehen.
Es ist nicht selbstverständlich, dass eine Hollywoodproduktion – dazu noch ein High-school-Film – eine schwule Figur ins Zentrum rückt. Teil einer Geschichte zu sein, die aus dieser Perspektive noch nicht in einem so grossen Rahmen erzählt worden ist, hat Robinson am Projekt fasziniert. «Die Perspektive eines jungen schwulen Mannes in der Highschool – normalerweise kommt diese Figur nur als Nebenrolle vor.»
Eine leicht idealisierte Realität
Die Jahre als Teenager waren auch für Nick Robinson eine emotional anstrengende Zeit. Er war an drei verschiedenen Highschools und gab sich deswegen besondere Mühe, dazuzugehören und gut anzukommen. Trotzdem habe er sich manchmal alleine und einsam gefühlt, weil auch er nicht genau gewusst habe, wer er sei und wo er nun wirklich hingehöre. «Die Highschool-Jahre waren voller Verunsicherung, Ungewissheiten und nicht zuletzt Hormone. Kein Wunder, dass so viele Filme darüber gedreht werden!»
Mit Ausgrenzung und Mobbing ist nicht zu scherzen. Vielfach wurde bereits die Kritik geäussert, die Highschool-Romanze behandle diese Themen zu leichtherzig und blende Realitäten wie homophobe Gewalt aus. Gemäss Robinson zeigt «Love, Simon» eine leicht idealisierte Realität. «Vermutlich läuft bei vielen Highschool-Kids das Coming-out nicht ganz so glatt ab, wie es das bei Simon letztlich der Fall ist», sagt er. Man habe eine Geschichte erzählen wollen, die Mut mache und ein positives Beispiel setze. Schliesslich hätten homosexuelle Figuren im Kino nicht selten mit eher tragischen Schicksalen zu kämpfen.
Uns war es wichtig, Optimismus und Hoffnung zu verbreiten statt die Ängste der Kids zu schüren, denen beim Gedanken ans Coming-out ohnehin schon mulmig wird.
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