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Schweizer Kulturpreis für die Geschwister Pfister

Das queere Musikkabarett-Trio wird im Oktober in Genf ausgezeichnet

Geschwister Pfister
Die Geschwister Pfister um 2002 (Foto: Fokke)

Jetzt ist es offiziell: Die Geschwister Pfister erhalten vom Schweizerischen Bundesamt für Kultur (BAK) den Preis der Darstellenden Künste.

«Damit ehrt das BAK das herausragende Schaffen der Preisträgerinnen und Preisträger und unterstreicht ihre Bedeutung für die Vielfalt des Schweizer Kulturschaffens», heisst es in der offiziellen Erklärung.

Die Preisverleihung findet am 21. Oktober in Genf im Théâtre de Carouge statt, in Anwesenheit von Bundesrat Alain Berset.

MANNSCHAFT fragte umgehend bei den LGBTIQ-Entertainern nach, was sie zu diesem Preis sagen. Christoph Marti, als Ursli Pfister Teil der Geschwister-Pfister-Gruppe, sagt: «Natürlich freue ich mich über die Anerkennung – und in diesem Fall ganz besonders auch über das Preisgeld, welches uns mitten in der Probezeit für unser neues Pfister-Programm sehr gelegen kommt.» (MANNSCHAFT berichtete über die Reunion der Ur-Geschwister Pfister 2022.)


«Hübsch auf dem Teppich bleiben»
Marti ergänzt: «Andererseits ist so eine Auszeichnung meiner Ansicht nach immer auch eine ausgezeichnete Gelegenheit, hübsch auf dem Teppich zu bleiben und sich auf keinen Fall etwas darauf einzubilden. Wie jeder Preis muss auch dieser hier jedes Jahr von jemandem gewonnen werden. Ich freue mich sehr, dass es diesmal uns erwischt hat.»

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Tobias Bonn (links) und Christoph Marti sind die Geschwister Pfister mit ihrem Programm «Servus Peter – Oh là là Mireille» (Foto: Edith Held Fokke Hoekman)

Martis Ehemann Tobias Bonn alias Toni Pfister sagt deutlich kritischer zu MANNSCHAFT: «Mit den Preisen ist es ja so eine Sache. Jedes Kleintheater und jede Kreiszeitung verleiht jährlich welche, und irgendjemand muss die ja dann auch bekommen. Meist gibt es kein Geld, sondern nur die Ehre – und die Verpflichtung, bei der Preisverleihung zu erscheinen, sein Gesicht für die Preisverleiher werbewirksam in die Kameras zu halten und möglichst noch einen Gratisauftritt hinzulegen, der dann vom Lokalsender, der natürlich nix zahlen kann, schlecht aufgezeichnet und ausgestrahlt wird.»

Bonn weiter: «Ich neige hier zwar zur überspitzten Darstellung und will gewiss nicht so misanthropisch erscheinen wie dereinst Thomas Bernhard in seinem herrlichen Buch ‹Meine Preise› – aber es ist schon was dran.»


Der letzte grössere Preis, den die Geschwister Pfister bekamen, war der BZ-Kulturpreis. «Nicht dotiert», sagt Bonn ironisch: «Es gab einen bronzenen, tanzenden Bären, den ich bei meiner Dankesrede (‹…Jetzt kann ich endlich in Frieden sterben…›) im Arm hielt, der abgefärbt und mir meinen schönen Gucci-Anzug versaut hat.»

«Für die vorgezogene Rente reicht das Preisgeld nicht»
Zum Darsteller*innen-Preis des BAK meint Bonn: «Natürlich freut man sich doch ob der Anerkennung (auch wenn mir die Jurymitglieder völlig unbekannt sind), über die Aufmerksamkeit und nicht zuletzt über das stattliche Preisgeld. Dafür reisen wir dann auch zweimal in die Schweiz (zum Teil auf eigene Kosten) und machen bei dem ganzen 3sat- und Arte-tauglichen Kultur-Brimborium mit.»

In der Begründung der Jury heisst es: «Die Geschwister Pfister sind seit über 30 Jahren ein Musikkabarett, deren Gründer sich damals an der Schauspielschule in Bern kennenlernten und das heute von Berlin aus operiert, sie sind bekannt für ihre perfektionierten Programme. Sie adressieren oft ein nicht-theateraffines, auch queeres Publikum.»

«Immerhin», meint Tobias Bonn: «Klingt schon so ein bisschen nach Preis für das Lebenswerk. Mal sehen, wer am 21. Oktober die Laudatio halten wird.»

Sein Fazit: «Für die vorgezogene Rente reicht das Preisgeld freilich nicht. Wir lassen also weiter von uns hören …»

MANNSCHAFT berichtete über die «Fledermaus»-Produktion mit den Pfisters, die diese Spielzeit an die Komische Oper Berlin kommt – mit Corona-Verspätung.


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