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Schweizer Armee: Bericht zu homophober Diskriminierung geplant

Sogar finanzielle Entschädigungen der Opfer stehen im Raum

Schweizer Armee QueerOfficers
(Symbolbild: Instagram/armee.ch)

Verteidigungsministerin Viola Amherd will die Diskriminierung Homosexueller in der Armee wissenschaftlich untersuchen lassen. Es soll dabei unter anderem geklärt werden, ob Schwulen früher wegen ihrer sexuellen Orientierung eine Militärkarriere verwehrt blieb.

Diskriminierung und Übergriffe lasse er keine zu, sagte Armeechef Thomas Süssli an einem Anlass der QueerOfficers Schweiz im vergangenen September (MANNSCHAFT berichtete). «Hier herrscht absolute Nulltoleranz.» Das war früher nicht so: Erst 1992 strich man den Artikel über «widernatürliche Unzucht» aus dem Militärstrafgesetz. Bis dahin wurden «unzüchtige Handlungen» mit «einer Person gleichen Geschlechts» mit Gefängnis bestraft.

Bis in die 90er-Jahre erfasste man schwule Armeeangehörige bei Korpskontrollen ausserdem geheim mit dem Vermerk «HS» für homosexuell. Zu welchem Zweck dies geschah, ist heute unklar. Sorgten Kompaniekommandanten auf diese Weise, dass schwule Soldaten keine Zukunft im Schweizer Militär hatten?

Schwierige Nachforschungen
Genau solche Fragen möchte Verteidigungsministerin Viola Amherd mit einem wissenschaftlichen Bericht klären. Wie die Luzerner Zeitung schreibt, will die VBS-Vorsteherin die Diskriminierung Homosexueller in der Schweizer Armee systematisch untersuchen lassen.


Der Bundesrat rechnet damit, dass die Nachforschungen nicht einfach werden, denn die Daten über Armeeangehörige werden aus Datenschutzgründen fünf Jahre nach deren Ausmusterung entfernt. «Fälle von Diskriminierungen und insbesondere ‹HS›-Einträge aus den früheren 1990er-Jahren und früher dürften daher kaum mehr eruierbar oder zumindest nicht repräsentativ erhebbar sein», so der Bundesrat. Er rechnet deshalb mit einer Untersuchungsdauer von mehr als zwei Jahren.

Finanzielle Entschädigung denkbar
Der Bundesrat antwortet damit auf einen Vorstoss von SP-Nationalrätin Priska Seiler Graf. Sie schlägt gemäss Luzerner Zeitung vor, dass die Forscher*innen den Sachverhalt auch durch direkte Gespräche mit Betroffenen, ehemaligen Kommandanten oder Vertretern rekonstruieren sollen.

Auch findet Seiler Graf, dass der Bericht die Existenz von schwarzen Listen klären müsse. Diese dienten angeblich dazu, Schwulen den Aufstieg in der Armee zu verwehren. Der Bund solle anschliessend eine geeignete Form der Wiedergutmachung prüfen. Die Nationalrätin könnte sich etwa eine Entschuldigung durch den Bundesrat, in extremen Fällen aber auch eine finanzielle Entschädigung vorstellen.


In Deutschland ist dies bereits Realität: Homosexuelle Soldaten sollen dort für ihre Benachteiligung in der Bundeswehr und der Nationalen Volksarmee entschädigt und rehabilitiert werden (MANNSCHAFT berichtete).

In diesem Interview mit MANNSCHAFT+ berichtet Vereinspräsident Dominik Winter von der Arbeit der QueerOfficers und der Rolle von LGBTIQ in der Schweizer Armee.


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