Schön obszön: Kunsthaus Zürich zeigt Alexandra Bachzetsis
Die gebürtige Zürcherin ist hier nicht zum ersten Mal Gast
Das Kunsthaus Zürich präsentiert «Alexandra Bachzetsis. 2020: Obscene» – eine Ausstellung und Live-Performance zugleich. Die Arbeit konzentriert sich «auf das Verhältnis der Inszenierung des exzessiven Körpers und dessen Verzehr durch den begehrenden Blick».
Alexandra Bachzetsis (*1974) ist Choreografin und bildende Künstlerin und lebt und arbeitet in Zürich. In den letzten Jahren wurde sie immer wieder mit Preisen ausgezeichnet, dem Performancepreis Schweiz, dem Swiss Art Awards und dem Kunstpreis der Stadt Zürich.
Ihre künstlerische Praxis entfaltet sich an der Schnittstelle von Tanz, Performance, bildender Kunst und Theater. Viele ihrer Arbeiten beschäftigen sich mit Choreografien des Körpers und insbesondere mit der Frage, auf welche Weise wir uns Gesten, Ausdrucksweisen, Identifikationsmuster und Fantasien aus der Popkultur aneignen, wenn wir unsere Körper immerzu neu entwerfen und definieren. Dabei interessiere sich Bachzetsis für den wechselseitigen Einfluss zwischen «populär-kommerziellen» Medien (Social Media, Videoclips oder Fernsehen) und der «Kunst» (Ballett, moderner und zeitgenössischer Tanz, Performance und bildende Kunst), wie es in der Ankündigung heisst.
Alexandra Bachzetsis’ Arbeiten wurden weltweit in wichtigen Museen und Theatern sowie Biennalen und Festivals gezeigt. Mit dem Kunsthaus Zürich verbindet die Künstlerin schon eine längere Geschichte. Bereits 2008 wurde hier eine frühe Arbeit von ihr gezeigt, und im Laufe der Jahre folgten weitere Performances.
Nun feiert ihr neustes Werk «2020: Obscene» in seiner Museumsversion Premiere im Kunsthaus Zürich. Darin erforsche die Künstlerin performativ die Abhängigkeiten zwischen der «Szene» – also dem Spielen und dem Inszenieren – und dem «Obszönen». Diese Beziehung hat eine lange und inspirierende Geschichte in der Sprachphilosophie, Soziologie sowie der Kultur- und Kunsttheorie.
«Jean Baudrillard verwendet das Obszöne als kulturkritischen Terminus, um unsere globale Gesellschaft zu beschreiben, die der Mediatisierung vollkommen unterworfen und in der die Medialität zur Realität geworden ist.» Bereits 1988 beschreibt er, wie wir in einer «Ekstase der Kommunikation» leben und dass diese «obszön» sei: «Obszönität beschränkt sich nicht auf Sexualität, denn heute gibt es eine Pornographie der Information und Kommunikation (…) Es geht nicht mehr um die Obszönität des Versteckten, Unterdrückten, sondern des Sichtbaren, allzu Sichtbaren.»
Die Idee für Alexandra Bachzetsis’ neues Stück sei während des ersten Lockdowns entstanden. Darauf verweise auch die Jahreszahl im Titel. Die Künstlerin thematisiert in dem Werk körperliche und emotionale Grenzerfahrungen, aber auch Vereinzelung oder Tod. «2020: Obscene» untersuche zudem die Möglichkeiten des Theaters im Hinblick auf Verführung, Anziehung und Spiele der sexuellen Identität, wie auch den darstellenden Körper selbst als Ort der Entfremdung und Begrenzung des menschlichen Seins, heisst es in der Ankündigung. Die Performer/innen werden mit ihrer eigenen Körperlichkeit konfrontiert – mit den Widersprüchen zwischen Intuition und Geste, Licht und Dunkel, Partitur und Skript sowie Norm und Form.
Die Ausstellung mit Live-Performance ist vom 25. März bis 1. Mai 2022 im Kunsthaus zu sehen.
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