Indien: Erster schwuler Richter für Supreme Court nominiert
Schon der Vater von Saurabh Kirpal war dort Vorsitzender
Der Supreme Court Indiens hat Saurabh Kirpal als Richter für das oberste Gericht empfohlen. Eine historische Premiere, da der 49-Jährige offen schwul ist.
Das Kollegium des Obersten Gerichts unter der Leitung von CJI NV Ramana hat eine Entscheidung über Kirpals Ernennung getroffen und die Empfehlung an das Justizministerium geschickt. Diese Ernennungen für das Verfassungsorgan sind in der Regel eine Formsache, obwohl das Justizministerium auch schon von einigen Empfehlungen des Kollegiums abgewichen ist.
Saurabh Kirpal war Junioranwalt in der Kammer des Senior Advokaten Mukul Rohatgi, bevor er zum Senior Advokat ernannt wurde. Er ist Alumnus des St Stephens College in Delhi sowie der Universitäten Oxford und Cambridge. In juristischen Kreisen als sehr akribischer und fleissiger Anwalt bekannt, ist in der Economic Times zu lesen.
Kirpal nennt sich auf Twitter einen «zufälligen LGBTQ Aktivist» und stand als einer der Petenten an vorderster Front des Rechtsstreits um Abschnitt 377 des indischen Strafgesetzbuchs, der Homosexualität kriminalisierte – damit ist es seit 2018 vorbei (MANNSCHAFT berichtete).
Dreimal schon wurde Kirpal vergeblich empfohlen, zuletzt im August 2020. Die Entscheidung von vergangener Woche dürfte endlich zum Erfolg führen. Die Verzögerung seiner Empfehlung hat in juristischen Kreisen für Kritik gesorgt, denn viele spekulierten, dass er wegen seiner sexuellen Identität abgelehnt wurde. Auch die Regierung wandte sich wiederholt gegen die Personalie und behauptete einen Interessenkonflikt, da sein Partner Europäer ist und für die Schweizer Botschaft arbeitet.
Seine Ernennung dürfte es LGBTIQ-Anliegen am Verfassungsgericht einfacher machen und auch Vorurteile gegen Queers abbauen. Kirpal ist mit 49 Jahren noch recht jung und könnte bis zum obersten Gericht befördert werden, das einst von seinem Vater BN Kirpal geleitet wurde.
Jahrhunderte nach der Verfassung der indischen Liebeslehre war der Subkontinent von britischen Kolonialisten eingenommen, die ihre konservativen Wertvorstellungen und Sexualmoral mit Gesetzen durchsetzten. Unter der Kolonialmacht wurde 1861 durch «Sektion 377» «widernatürlicher fleischlicher Verkehr» kriminalisiert und folglich Homosexualität zur Straftat. Selbst nach Indiens Unabhängigkeit im Jahr 1947 blieben das homophobe Erbe und die viktorianische Prüderie der britischen Kolonialmächte tief in der Gesellschaft verwurzelt und stand bis 2018 weiter im Gesetzbuch (zur MANNSCHAFT+-Reportage).
Das könnte dich auch interessieren
News
Trump stellt schwulen US-Botschafter für Belgien ab
Der designierte Präsident Donald Trump hat einen neuen US-Botschafter in Belgien ernannt. Seine Wahl scheint auf den ersten Blick verwunderlich
Von Newsdesk Staff
News
FPÖ hetzt gegen trans-freundlichen Kindergarten
FPÖ und Queers – das passt selten zusammen. Einen neuesten Beleg lieferte die rechtspopulistische Partei nun, indem sie einer LGBTIQ-freundlichen Einrichtung das Geld streichen will.
Von Newsdesk Staff
TIN
Österreich
Bildung
News
Klagen abgewiesen: Ghana macht Weg für Anti-LGBTIQ-Gesetz frei
Ghana plant eines der restriktivsten queerphoben Gesetze Afrikas einzuführen. Rechtlich wurde dafür nun der nächste Schritt getan.
Von Newsdesk Staff
International
USA
Schüsse an US-Schule: Polizei geht nicht auf Trans-Gerüchte ein
Nach einer Schiesserei an einer christlichen Schule gehen Gerüchte herum über die Geschlechtsidentität der angeblichen Schützin. Die Polizei bittet die Öffentlichkeit, von Spekulationen abzusehen.
Von Newsdesk/©DPA, Greg Zwygart
News
TIN
International