Russlands Aussenminister Lawrow blamiert sich in Videobotschaft

Auftritt mit queerem Shirt und Apple-Watch

Sergej Lawrow (Bildschirmfoto/ MFA Russia)
Sergej Lawrow (Bildschirmfoto/ MFA Russia)

Russlands Aussenminister Sergej Lawrow beschwert sich über «unehrliche westliche Journalisten». Sein Versuch, sich selbst ins bessere Licht zu rücken, geht allerdings nach hinten los.

Basquiat-Shirt, Apple-Watch, iPhone – der für seine Propaganda gegen den Westen bekannte russische Aussenminister gab sich am Montag ungewohnt eingekleidet. In seiner Videobotschaft, mit der er die jüngsten Hospitalisierungsgerüchte um seine Person widerlegen wollte, zeigte sich der 72-Jährige beim Lesen auf einer Terasse in Bali – und zog damit einigen Spott auf sich. Denn seine Botschaft, dass Russland westliche Produkte nicht benötigen würde und dadurch auch kein Schaden mit den aktuellen Sanktionen einhergehe, wurde mit der kurzen Aufnahme ad absurdum geführt.

So schrieb beispielsweise das Satie-Magazin extra3: «Russlands Aussenminister Lawrow wurde nach seiner Ankunft auf Bali doch nicht ins Krankenhaus eingeliefert. Er war stattdessen shoppen, um sich mit westlichen Konsumgütern einzudecken.» Und weiter: «Den Westen trotzdem für alles   verteufeln – unbezahlbar.»

Doch nicht nur die Konsumgüter an sich sorgten für Aufregung, auch, dass Lawrow ein T-Shirt mit der Aufschrift Basquiat trug, stiess vielen Kritiker*innen auf. Denn der 1988 verstorbene, antikoloniale und queere Künstler Jean-Michel Basquiat entspricht so gar nicht der Linie, die Russland politisch einschlägt.

Basquiat wäre «genau der Typ, der Sergeys Krieg lieben würde», schrieb beispielsweise der britische Journalist und Historiker Dr. Ian Garner.

 

Erst wenige Tage zuvor hatte Putin hat ein Dekret zur Verteidigung des Landes gegen Bedrohungen durch andere Staaten sowie durch «schwule Propaganda» erlassen. Darin wird die Bedeutung «traditioneller Werte als Grundlage der russischen Gesellschaft» betont (MANNSCHAFT berichtete). Russland müsse der Rehierung zufolge «dringende Massnahmen» ergreifen, um Bedrohungen durch Terrororganisationen, «gewisse Massenmedien» sowie durch die USA und «andere unfreundliche fremde Staaten» abzuwehren.

Auch gegen Bedrohungen «gewisser Organisationen und Leute auf russischem Boden» müsse vorgegangen werden. Diese könnten «fremde» Gedanken in die Gesellschaft tragen und «mit Propaganda für nicht traditionelle sexuelle Beziehungen die Zerstörung des traditionellen Familienverbands» bewirken.

Derzeit diskutiert das russische Parlament ausserdem die Ausweitung des 2013 erlassenen, umstrittenen Gesetzes zur «homosexuelle Propaganda» (MANNSCHAFT berichtete). Im Gespräch ist eine Ausweitung des Gesetzes auf Erwachsene. Nach Einschätzung von Menschenrechtlern wäre damit jegliche Erwähnung gleichgeschlechtlicher Paare künftig verboten.

Lawrow nimmt in Bali als Vertreter von Wladimir Putin am G20-Gipfel teil, soll aber nach Informationen russischer Staatsmedien bereits am Dienstagabend, also noch vor Ende des Gipfels, seine Rückreise nach Russland geplant haben.

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