Russisches Bild eines trans Mannes als «World Press Photo» nominiert

Deutsche Fotograf*innen sind nicht in der Endauswahl

Das Bild „The Transition: Ignat“ des russischen Fotografen Oleg Ponomarev gehört zu den sechs nominierten für den Hauptpreis um das beste Pressefoto des Jahres (Foto: Oleg Ponomarev/World Press Photo/dpa)
Das Bild „The Transition: Ignat“ des russischen Fotografen Oleg Ponomarev gehört zu den sechs nominierten für den Hauptpreis um das beste Pressefoto des Jahres (Foto: Oleg Ponomarev/World Press Photo/dpa)

Klimakrise, Konflikte, Kampf um Menschenrechte und Corona – diese Motive haben es in die Endauswahl für das «World Press Photo» geschafft. Sechs Fotograf*innen aus fünf Ländern sind für den Hauptpreis nominiert. Die Bilder zeigten eine Vielfalt an Themen, wie die Jury des Wettbewerbs World Press Photo am Mittwoch in Amsterdam mitteilte.

Die Juror*innen zeigten sich beeindruckt von der erzählerischen Kraft der eingereichten Fotos. «Zu den Nominierten gehörten bemerkenswerte Geschichten von Hoffnung, Widerstandsfähigkeit und sozialen Wandel», sagte die Direktorin der Stiftung World Press Photo, Joumana El Zein Khoury.

Die amerikanische Fotografin Evelyn Hockstein ist mit einem Foto zum Streit um eine Lincoln-Statue in den USA nominiert. Der russische Fotograf Valery Melnikov bildete eine armenische Flüchtlingsfamilie aus der Konfliktregion Nagorny-Karabach ab. Sein Landsmann Oleg Ponomarev kam mit dem Foto einer trans Person in die Endauswahl: Es zeigt Ignat, einen trans Mann, mit seiner Freundin Maria in Sankt Petersburg.

Ignat wurde während seiner Schulzeit gemobbt und vom Schulpsychologen konfrontiert, nachdem er Gerüchten zufolge mit dem männlichen Geschlecht über sich selbst gesprochen hatte. Ignat öffnete dem Psychologen seine Geschlechtsidentität – dem ersten Fremde, dem er alles erzählt hatte – und bat ihn, es für sich zu behalten. Die ganze Schule fand es jedoch heraus, und die Beleidigungen und Demütigungen wurden zu einem Dauerproblem.

Trotz EuGH-Urteil: Rumänien erkennt dieses schwule Ehepaar nicht an

Der dänische Fotograf Mads Nissen – der Gewinner von 2015 – fotografierte eine alte Frau, die dank einem sterilen Plastikumhang erstmals seit Monaten wieder umarmt werden konnte. Der Spanier Luis Tato ist im Rennen mit einem Bild zur Heuschreckenplage in Ostafrika. Die verheerende Explosion im Hafen von Beirut ist Thema des nominierten Fotos des Italieners Lorenzo Tugnoli.

An dem Wettbewerb hatten sich mehr als 4300 Fotograf*innen aus 130 Ländern mit mehr als 74 000 Fotos beteiligt. Deutsche Fotograf*innen wurden nicht nominiert. Preise werden in acht Kategorien vergeben. Die Preisträger*innen sollen am 15. April in Amsterdam bekanntgegeben werden.

Die Corona-Pandemie hat auch den Wettbewerb in finanzielle Bedrängnis gebracht, wie eine Sprecherin mitteilte. Da zahlreiche Ausstellungen mit den Siegerfotos aus dem vergangenen Jahr annulliert worden waren, gingen Einnahmen stark zurück. Als eine Folge wurde das Preis-Geld für den Sieger um die Hälfte auf 5000 Euro gesenkt, wie die Sprecherin sagte.

Im Jahr 2015 gab es ein deutliches Statement gegen die Verfolgung von Homosexuellen in Russland: Die Jury des Wettbewerbs World Press Photo zeichnete den dänischen Fotografen Mads Nissen mit dem mit 10’000 Euro dotierten renommierten Preis aus. Er fotografierte das schwule Paar Jon und Alex in einem intimen Moment nachts in ihrer Wohnung in Sankt Petersburg (MANNSCHAFT berichtete).

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