Rat für deutsche Rechtschreibung berät über Gendersternchen
Die Instanz zur Wahrung der Einheitlichkeit der Rechtschreibung im deutschen Sprachraum trifft sich in Eupen
In Schulen, am Arbeitsplatz und in der Politik wird über das Gendern diskutiert. Wie sieht eine gerechte Schreibweise aus? Ein wichtiges Gremium kommt zur Beratung zusammen.
Von Anna Ringle, dpa
Doppelpunkt, Unterstrich und Sternchen im Wort: Immer wieder werden kontroverse Debatten über das Gendern geführt (MANNSCHAFT berichtete). Der Rat für deutsche Rechtschreibung berät an diesem Freitag im belgischen Eupen über geschlechtergerechtes Schreiben, wie das Gremium ankündigte.
Die Geschäftsführerin des Rats, Sabine Krome, sagte vorab der Deutschen Presse-Agentur: Bislang habe es keinen Passus im vom Rat herausgegebenen Amtlichen Regelwerk der deutschen Rechtschreibung «explizit zum Umgang mit gendergerechter Schreibung, und hier insbesondere den die Orthografie betreffenden Sonderzeichen wie Genderstern, Doppelpunkt» und andere im Wortinneren gegeben.
Behörden und Schulen Über eine Aufnahme eines solchen Passus werde beraten und es werde auch etwas beschlossen. Hintergrund ist Krome zufolge auch, dass es in den vergangenen Jahren viele Anfragen von behördlicher Seite und von Schulen gab (MANNSCHAFT berichtete).
Der Rat ist eine wichtige Instanz für Rechtschreibung. Seine Aufgabe im Auftrag von staatlichen Stellen ist es, die Einheitlichkeit der Rechtschreibung im deutschen Sprachraum zu bewahren und die Rechtschreibung auch mit Blick auf den Wandel der Sprache weiterzuentwickeln.
Zuletzt hatte der Rat im Jahr 2021 empfohlen, Sternchen, Unterstrich, Doppelpunkt oder andere Formen zur Kennzeichnung von mehrgeschlechtlichen Bezeichnungen im Wortinneren zu diesem Zeitpunkt nicht in das Amtliche Regelwerk aufzunehmen.
Zu seiner Empfehlung führte der Rat unter anderem aus, dass geschlechtergerechte Schreibweise nicht das Erlernen der geschriebenen deutschen Sprache erschweren dürfe.
Seit Jahren wird in Deutschland diskutiert, ob – und wenn ja, wie – die männlichen Formen in der Sprache durch weiter gefasste Begriffe ersetzt werden können oder sollten – um zum Beispiel Frauen, aber auch nicht-binäre und queere Menschen offensiver einzubeziehen. Das Gendersternchen wie bei Lehrer*innen ist eine Möglichkeit. Manche setzen an die Stelle auch einen Doppelpunkt oder einen Unterstrich. In der gesprochenen Sprache und im Fernsehen oder Radio äussert sich das dann als Sprechpause.
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk als «Volkserziehungsanstalt»? Die Debatte um den Gebrauch von Gender-Sprache betrifft inzwischen viele Lebensbereiche und kocht zum Teil auch hoch.
Ein Beispiel aus Politik und Medien: CDU-Chef Friedrich Merz positionierte sich auf einem CDU-Parteitag 2022 indirekt gegen das Gendern im öffentlich-rechtlichen Rundfunk und sagte: «Universitäten, meine Damen und Herren, und öffentlich-rechtlicher Rundfunk sind keine Volkserziehungsanstalten.» Von Senderseite wurde der Vorwurf zurückgewiesen.
Auch in der Wirtschaft und bei Gerichten ist das Thema Gendern längst angekommen. So beschäftigte sich zum Beispiel das Landgericht Ingolstadt im vergangenen Jahr mit einer Klage gegen einen Leitfaden für geschlechtergerechte Sprache beim Autobauer Audi.
Der*die nicht-binäre Künstler*in Demi Lovato gab jüngst bekannt, dass er*sie fortan auf genderneutrale Pronomen verzichten wolle, weil ihm*ihr deren Gebrauch «zu anstrengend» sei (MANNSCHAFT berichtete).
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