Rapper: Obdachlosen niedergestochen, weil er dachte, er sei schwul
Der Mann hatte ihn angesprochen mit «Wie geht’s dir?»
Der 62-jährige Rapper Kidd Creole wurde von einem US-Gericht wegen Totschlags für schuldig befunden – er hatte auf einen Obdachlosen in Manhattan eingestochen, weil er ihn für schwul hielt.
Der Musiker, Gründungsmitglied der Kultband Grandmaster Flash and The Furious Five, hatte am 1. August 2017 in der East 43rd Street den obdachlosen John Jolly (55) niedergestochen. Jolly soll den Rapper angesprochen haben mit «Wie geht’s dir?».
Während des Prozesses behauptete Kidd Creole, er hätte sich nur verteidigt. Sein Anwalt Scottie Celestin sagte den Geschworenen laut Nachrichtenagentur AP, dass Creole damals gedacht habe, Jolly könnte versuchen, ihm Schaden zuzufügen.
«Meine Damen und Herren, das fand in New York City statt», so Celestin. «Um 12 Uhr nachts. Wer sagt mit guten Absichten ‹Wie geht’s dir?› zu dir? Dass er Angst um sein Leben hatte, war vernünftig.»
Creoles Anwalt argumentierte weiter, dass Jolly an einer Dosis des Beruhigungsmittels Benzodiazepin gestorben sei, das ihm in einem Krankenhaus verabreicht wurde, nicht an den Stichwunden.
Mit Steakmesser in die Brust gestochen Laut US-Medien erklärten die Staatsanwälte der Jury jedoch, der Rapper habe Jolly zweimal mit einem Steakmesser in die Brust gestochen, nachdem er in einer Art «Gay Panic» wütend geworden war. (MANNSCHAFT berichtete über einen österreichischen Rapper, der zu zehn Jahren Haft verurteilt wurde, wegen Liedern gegen Schwule und Muslime.)
In einem aufgezeichneten Interview mit der Polizei hatte Kidd Creole erklärt, er sei «ein wenig nervös» gewesen, als Jolly sich ihm näherte: «Um die Wahrheit zu sagen, ich dachte, er sei schwul, weil er ‹Wie geht’s dir?› zu mir sagte. Da dachte ich, dass er dachte, ich sei auch schwul. ( …) Ich habe versucht, mich ein wenig zurückzuziehen, und er ist vorwärts gegangen, und dann habe ich einfach das Messer genommen und auf ihn eingestochen … Ich wünschte, ich hätte ihn nie gesehen.» Außerdem habe er sein Opfer geschlagen.
Jolly wurde Minuten nach dem Angriff von Touristen schwer verwundet aufgefunden.
«Es ist alles meine Schuld, weil ich mich entschieden habe, zuzustechen. Dafür muss ich die Verantwortung übernehmen», so Kidd Creole, der seit 2017 im Gefängnis sitzt.
Das Strafmass wolle das Gericht noch im April verkünden, heisst es. (MANNSCHAFT berichtete darüber, dass Sexismus und Homophobie noch immer zu viel Raum im Rap einnehmen.)
Das könnte dich auch interessieren
Community
Neuer Rekord beim CSD Bremen: «Irgendwann wieder Rebellion»?
Unter dem Motto «Pride must go on! Gemeinsam. Laut. Für alle» fand am Samstag in Bremen der diesjährige CSD statt. Mit 20’000 – 25’000 Teilnehmenden hatten Veranstalter*innen und Polizei gerechnet, gekommen sind nach Polizeiangaben schliesslich fast 30’000.
Von Stephan Bischoff
News
Pride
Deutschland
Deutschland
Selbstbestimmungsgesetz «braucht klare Regeln gegen Missbrauch»
Der Fall von Neonazi Liebich verleiht der Debatte um das Selbstbestimmungsrecht Sprengkraft. Bundesinnenminister Dobrindt will das Gesetz reformieren.
Von Newsdesk/©DPA
News
TIN
Sport
Schwuler Fussballer Jakub Jankto verkündet Ende seiner Karriere
Der schwule Fussballer aus Tschechien Jakub Jankto gab bekannt, dass er nicht mehr aufs Spielfeld zurückkehren wird. Grund sei eine «sehr schwere Verletzung».
Von Newsdesk Staff
Coming-out
News
International
USA
Kämpferin für queere Gleichberechtigung: 80 Jahre Marsha P. Johnson
Sie war eine der ersten trans Aktivistinnen: Die Stonewall-Pionierin Marsha P. Johnson wäre jetzt 80 Jahre alt geworden.
Von Newsdesk Staff
News
Aktivismus
Geschichte
International
Pride