Putin beklagt Cancel Culture gegen J. K. Rowling
Russland dagegen sei sehr tolerant, meint der Präsident
Wladimir Putin hat dem Westen einen Feldzug gegen die russische Kultur im Stil der Nazis vorgeworfen. Und J. K. Rowling verteidigt.
«Das letzte Mal, dass eine solch massive Kampagne zur Vernichtung anstössiger Literatur geführt wurde, war vor fast 90 Jahren von den Nationalsozialisten in Deutschland», sagte Putin am Freitag bei einem Treffen mit Künstler*innen und Kulturschaffenden. «Tschaikowski, Schostakowitsch und Rachmaninow werden von Konzertankündigungen genommen, russische Autoren und ihre Bücher werden ebenfalls verbannt», behauptete Putin und verwies auf die Bücherverbrennungen der Nazis in Hitler-Deutschland.
«Heute versuchen sie, ein ganzes tausendjähriges Land, unser Volk zu canceln», sagte Putin am Tag des Kulturschaffenden. Alles, das mit Russland zusammenhänge, werde diskriminiert, mit Zustimmung der herrschenden Eliten. So kritisierte der 69-Jährige, dass in Hollywood-Filmen so getan werde, als hätten nur die USA Europa vom Hitlerfaschismus im Zweiten Weltkrieg befreit. Der Mut der Roten Armee hingegen, deren Soldaten einen entscheidenden Beitrag zum Sieg über Hitler geleistet hätten, bleibe aussen vor.
In Russland gibt es keinen Platz für Intoleranz.
«Das ist in unserem Land nicht vorstellbar», sagte Putin in seiner Residenz in Nowo-Ogarjowo bei Moskau. Für Russland sei die nationale Kultur untrennbar mit dem Mutterland verbunden, es gebe keinen Platz für Intoleranz. «Die kulturelle Vielfalt ist der Stolz der Gesellschaft, ist Stärke und Vorteil unseres Staates», sagte der Kremlchef. Die Ukraine wirft Russland vor, in den besetzten Gebieten unerwünschte ukrainische Literatur aus den Bibliotheken zu nehmen. Russland hingegen beklagt eine Unterdrückung seiner Sprache in der Ukraine.
Mehrere kremlnahe russische Künstler wie der Dirigent und Putin-Freund Waleri Gergijew hatten nach dem russischen Angriff auf die Ukraine ihre Engagements in der EU und den USA verloren (MANNSCHAFT berichtete). Viele haben aber auch Russland verlassen oder sind von ihren Posten zurückgetreten, weil sie Putins Krieg gegen die Ukraine nicht unterstützen.
Die «Harry Potter»-Autorin Joanne K. Rowling nannte Präsident Putin als weiteres Opfer der «Cancel Culture» des Westens. Die Schriftstellerin hat sich immer wieder gegen die gesellschaftliche und rechtliche Gleichstellung von trans Frauen mit anderen Frauen ausgesprochen (MANNSCHAFT berichtete). Das brachte ihr viel Kritik ein. Auch von den Stars der «Harry Potter»-Filme (MANNSCHAFT berichtete).
Rowling distanzierte sich umgehend auf Twitter: Die Kritik Putins solle nicht von jenen geäussert werden, die «derzeit Zivilisten wegen ihres Widerstands abschlachten oder ihre Kritiker einsperren und vergiften», schrieb Rowling und verlinkte einen BBC-Bericht über den Kreml-Kritiker Alexej Nawalny.
Letztes Jahr hatte die Autorin der «Harry Potter»-Reihe erklärt, sie erhalte wegen ihrer umstrittenen Äusserungen in der Gender-Debatte unzählige Morddrohungen. «Ich habe inzwischen so viele Morddrohungen erhalten, dass ich das Haus damit tapezieren könnte», schrieb die 56-Jährige in einer Reihe von Tweets.
Das könnte dich auch interessieren
News
Trump stellt schwulen US-Botschafter für Belgien ab
Der designierte Präsident Donald Trump hat einen neuen US-Botschafter in Belgien ernannt. Seine Wahl scheint auf den ersten Blick verwunderlich
Von Newsdesk Staff
News
FPÖ hetzt gegen trans-freundlichen Kindergarten
FPÖ und Queers – das passt selten zusammen. Einen neuesten Beleg lieferte die rechtspopulistische Partei nun, indem sie einer LGBTIQ-freundlichen Einrichtung das Geld streichen will.
Von Newsdesk Staff
TIN
Österreich
Bildung
News
Klagen abgewiesen: Ghana macht Weg für Anti-LGBTIQ-Gesetz frei
Ghana plant eines der restriktivsten queerphoben Gesetze Afrikas einzuführen. Rechtlich wurde dafür nun der nächste Schritt getan.
Von Newsdesk Staff
International
USA
Schüsse an US-Schule: Polizei geht nicht auf Trans-Gerüchte ein
Nach einer Schiesserei an einer christlichen Schule gehen Gerüchte herum über die Geschlechtsidentität der angeblichen Schützin. Die Polizei bittet die Öffentlichkeit, von Spekulationen abzusehen.
Von Newsdesk/©DPA, Greg Zwygart
News
TIN
International