Polizei Berlin zu Gewalt gegen LGBTIQ: «Wir schauen genau hin»

Auch dieses Jahr beteiligt sich die Polizei Berlin an der Verleihung des Respektpreises am 3. Dezember

Jörg Steinert (LSVD, li.) und Sebastian Stipp, LGBTIQ-Ansprechpartner der Polizei im Frühjahr 2020 (Foto: Polizei Berlin)
Jörg Steinert (LSVD, li.) und Sebastian Stipp, LGBTIQ-Ansprechpartner der Polizei im Frühjahr 2020 (Foto: Polizei Berlin)

Die registrierten Fälle von Gewalt gegen LGBTIQ in Berlin sind in den ersten zehn Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um gut 18 % zurückgegangen. Aber Anlass sich zurückzulehnen, ist das nicht.

Die Polizei Berlin ist Gründungsmitglied des 2009 ins Leben gerufenen Bündnis gegen Homophobie, dem mittlerweile über 100 Unternehmen, Organisationen und Vereinigungen aus Berlin angehören. Ziel des auf Initiative des LSVD entstandenen Zusammenschlusses war und ist es, gemeinsam ein klares Zeichen gegen Homosexuellenfeindlichkeit, Diskriminierung und Gewalt zu setzen. Mit dem Respektpreis wird das herausragende Engagement von Personen oder Einrichtungen für die Akzeptanz von Lesben, Schwulen, Bisexuellen sowie trans und inter Menschen gewürdigt.

2018 war er an die Bildungsinitiative Queerformat gegangen, die die Handreichung «Murat spielt Prinzessin, Alex hat zwei Mütter und Sophie heisst jetzt Ben» herausgegeben hatte (MANNSCHAFT berichtete).

In diesem Jahr wurde ausserdem die berlinweite Bündniskampagne gegen Hasskriminalität und häusliche Gewalt mit den Hashtags «Reden ist Gold» und «Liebe ist frei» auch über die Social-Media-Kanäle der Polizei Berlin beworben. Neben der allgemeinen Sensibilisierung für homo- und transphobe Straftaten, sollten im Speziellen die Internetwache der Polizei Berlin, aber auch das weniger bekannte Deliktsfeld der Zwangsverheiratung bekannter gemacht werden.

Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik erklärt: «Der Hashtag der diesjährigen Bündniskampagne «Reden ist Gold» gilt für uns als Polizei Berlin in besonderer Hinsicht: Wir schauen genau hin und wir ermitteln mit allen verfügbaren Ressourcen, wenn wir menschenverachtende Straftaten auftun oder sie uns gemeldet werden. Gleichzeitig treten wir mit unseren Netzwerken in Kontakt, um die Situation auf breiter Basis nachhaltig zu verbessern. Durch spezialisierte Opferhilfe und Sozialarbeit, durch behördenübergreifende Projekte und Kampagnen. Reden wird Gold, wenn es uns gemeinsam gelingt, Opfer zu stärken, Tatverdächtige zu ermitteln und vor allem eine Sichtbarkeit zu schaffen, die Probleme ins öffentliche Bewusstsein rückt, Lösungsstrategien begründet und den geschürten Hass erfolgreich eindämmen kann.»

Zeitgleich mit der Verleihung des Respektpreises werden auch die Zahlen der Straftaten im Bereich der Hasskriminalität gegen die sexuelle Orientierung bzw. gegen die geschlechtliche Identität des laufenden Jahres veröffentlicht: Die Anzahl der in den ersten zehn Monaten vom Kriminalpolizeilichen Meldedienst erfassten Fälle ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um gut 18 % zurückgegangen.

Allerdings sei prognostisch davon auszugehen, dass, trotz coronabedingter Einschränkungen des öffentlichen Lebens, das Vorjahresniveau an Straftaten gegen die sexuelle oder geschlechtliche Identität im Hellfeld erreicht werde. Abschliessende Fallzahlen liegen erst mit dem bundesweiten Statistikschluss am 31. Januar 2021 vor. Die Tatorte befinden sich vorwiegend in den Bezirken Mitte, wo kürzlich zwei Männer von einer Gruppe von Jugendlichen und Heranwachsenden homofeindlich beleidigt und dann mit Steinen beworfen worden sein sollen (MANNSCHAFT berichtete), aber auch in Friedrichshain-Kreuzberg und Tempelhof-Schöneberg.

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Die Aufklärungsquote der angezeigten Taten liege für den genannten Zeitraum bei 50% und sei somit im Vergleich zum Vorjahreszeitraum leicht gesunken (2019: 56%). Die Ermittlungen dauerten in Teilen jedoch noch an, hiess es in einer Pressemitteilung am Montag.

Wie auch bei anderen Straftaten gilt, dass jeder Hinweis zählt: Das Mitwirken von Zeug*innen im Strafverfahren kann entscheidend sein, um Tatverdächtige zu ermitteln und eine konsequente Strafverfolgung gewährleistet zu können.

Hierzu erklärt Jörg Steinert, Geschäftsführer des Lesben- und Schwulenverbandes Berlin-Brandenburg:  «Homophobie und Transphobie sind schwerwiegende gesellschaftliche Probleme. Strafbare Handlungen sollten niemals bagatellisiert und immer zur Anzeige gebracht werden. Als Lesben- und Schwulenverband wollen wir die gute Zusammenarbeit mit der Berliner Polizei weiter ausbauen. Der im Oktober dieses Jahres ins Leben gerufene Runde Tisch zu Hasskriminalität und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit bietet hierfür eine wichtige Grundlage.»

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