«Orlando» als Oper – Grawemeyer-Preis geht an Österreicherin
Olga Neuwirth hat die Musik komponiert
Die österreichische Komponistin Olga Neuwirth hat den Grawemeyer Award 2022 der University of Louisville für Musikkomposition für «Orlando» gewonnen.
Ihre Oper basiert auf einem Roman «Orlando» von Virginia Woolf über einen Dichter basiert, dessen Abenteuer mehr als drei Jahrhunderte umfassen: Er wird im 16. Jahrhundert im elisabethanischen England als Mann geboren und lebt im Jahr 1928 immer noch – als Frau.
Die Oper ist ein unkonventionelles Stück, das eine breite Palette von Musikstilen umfasst, von Balladen aus der Tudor-Ära bis hin zu modernen elektronischen Klangschichten, und wurde von der Wiener Staatsoper in Auftrag gegeben und 2019 auf deren Bühne uraufgeführt.
Neuwirth liess sich für das dreistündige Werk «Orlando: A Biography» durch Woolfs 1928 erschienenen fiktiven Bericht inspirieren, der über einen jungen männlichen Dichter im England des 16. Jahrhunderts handelt, der im Alter von 30 Jahren auf mysteriöse Weise zur Frau wird und bis ins frühe 20. Jahrhundert lebt. Das Buch, das zeigt, wie Geschlecht unter verschiedenen Umständen fliessend sein kann, gilt als feministischer Klassiker und wurde von Wissenschaftler*innen, die sich mit Frauen-, Geschlechter- und trans Fragen befassen, eingehend untersucht.
Es wurde 1992 mit Tilda Swinton in der Titelrolle verfilmt.
«Ich wollte die wunderbare Vielfalt des Lebens widerspiegeln und eine subtile Form der sexuellen Anziehung hervorrufen, die sich nicht in ein einziges Geschlecht einordnen lässt», sagte Neuwirth. «Ausserdem weigert sich die Hauptfigur, sich bevormunden und herablassend behandeln zu lassen – etwas, das Frauen immer wieder widerfährt, ohne dass ein Ende in Sicht ist.»
Neuwirth studierte Komposition an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien und am San Francisco Conservatory of Music sowie Malerei und Film am San Francisco Art Institute. Sie lebt und unterrichtet in Wien. In diesem Jahr gewann sie den 2021 Wolf Prize in Music, eine angesehene internationale Auszeichnung, die in Israel verliehen wird und auch an Stevie Wonder ging.
«‚Orlando‘ ist ein enormes, äusserst ehrgeiziges Werk», sagt Marc Satterwhite, der den Grawemeyer-Musikpreis leitet. «Das Libretto und die facettenreiche Partitur stellen unsere Vorurteile über Geschlechter- und Sexualrollen in Frage und testen unsere Vorstellungen davon, was Oper ist und was nicht. Es scheint auch angemessen, dass die erste von einer Frau komponierte Oper, die an der Wiener Staatsoper aufgeführt wird, einem Haus, das lange als Bastion der Tradition galt, diese Themen aufgreift.»
Ricordi Berlin, die deutsche Niederlassung des italienischen Musikverlags Casa Ricordi, veröffentlichte das Siegerwerk.
Die Preisträger*innen der nächstjährigen Grawemeyer Awards werden in dieser Woche benannt, vorbehaltlich der formellen Genehmigung durch das Kuratorium der Universität. Mit den jährlich vergebenen, mit 100.000 Dollar dotierten Preisen werden auch bahnbrechende Ideen in den Bereichen Weltordnung, Psychologie, Bildung und Religion ausgezeichnet. Die Preisträger*innen sollen im April nach Louisville kommen, um ihre Preise entgegenzunehmen und kostenlose Vorträge über ihre ausgezeichneten Ideen zu halten.
Eine Oper über Alan Turing hatte bei der World Pride 2021 ihre Premiere. Der Countertenor Albert Montañez hat sie geschrieben (MANNSCHAFT berichtete).
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