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Neuer Trend beim Online-Dating: Fizzling fieser als Ghosting?

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Bild: iStockphoto

Beim Online-Dating werden ständig neue Trends ausgerufen. Einer der ganz aktuellen ist das Fizzling, bei dem ein Kontakt schrittweise durch immer seltener werdende Nachrichten beendet wird. Manche sagen, Fizzling sei ganz besonders gemein.

Psychologe und Dating-Experte Guido F. Gebauer hat das Phänomen für die Dating-Plattform Gleichklang.de untersucht. Nach seiner Einschätzung ist Fizzling in Wirklichkeit eine altbewährte und oft legitime Art und Weise, wie Menschen ihre Kontakte überprüfen und gegebenenfalls beenden.

1817 partnersuchenden Mitgliedern bei Gleichklang sollen angeben: Haben Sie jemals einen bestehenden Kontakt schrittweise beendet, indem Sie sich immer seltener
gemeldet oder immer seltener geantwortet haben? Das beantworteten 32 % mit Ja.

Befragt nach den möglichen Gründen (Mehrfachantworten waren möglich), sagte eine grosse Mehrheit (82 %), sie seien unsicher gewesen, ob sie den Kontakt fortsetzen wollten.
60 % wollten dem Kontakt weiterhin eine Chance zu geben, 43 % gaben Bequemlichkeit als Grund an, warum sie sich seltener meldeten.


Gebauer schliesst daraus: «Beim Fizzling geht es hauptsächlich darum, dass Personen sich über einen Kontakt unsicher sind und sich daher seltener melden. Sie brechen den Kontakt aber nicht komplett ab, weil sie eine Resthoffnung haben, dass sich der Kontakt doch noch positiv entwickeln könnte.»

Gebauer sieht in diesem Phänomen keinen neuen Dating-Trend, sondern ein normales und bewährtes menschliches Verhalten: «Wenn wir von jemanden einen positiven Eindruck, haben wir mit dieser Person gerne oft und intensiv Kontakt. Stehen wir einem Kontakt aber mit gemischten oder negativen Gefühlen gegenüber, brechen wir diesen Kontakt ab, oder aber wir setzen ihn mit geringerer Intensität fort. Dadurch bewahren wir und die Chance, unsere Wahrnehmung später zu korrigieren und einen Kontakt wieder zu intensivieren.»

Kritisch bewertet der Psychologe aber die von 43 % der Befragten benannte Bequemlichkeit als einen weiteren Grund für Fizzling: «Erfolg bei der Online-Partnersuche haben vorwiegend diejenigen, die ihre Partnersuche aktiv voranbringen. Dazu gehört es, zeitnah zu antworten. Wer sich aus Bequemlichkeit seltener meldet und Antworten verzögert, läuft Gefahr, seine Beziehungschancen zu verpassen.»


Zugleich gebe es keine Endgültigkeit wie beim Ghosting. Beim Fizzling bestehe für beide Seiten weiterhin die Möglichkeit, die Zukunft der Beziehung noch einmal in einem neuen Licht zu sehen und sich für die Beziehung zu entscheiden.

Laut Gebauer spräche nichts dagegen, Kontakte langsam auszublenden, wenn einfach keine Beziehungsbegeisterung entstehe, aber dennoch eine Beziehung nicht gänzlich ausgeschlossen erscheine. Der beste Weg sei es dabei aber, dies direkt miteinander zu besprechen.

An der Umfrage beteiligten sich 1817 partnersuchende Singles, unter ihnen 930 Frauen, 862 Männer und 25 nicht-binäre Personen im Alter von 18 bis 82 Jahren.


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