Nationalrat stimmt für landesweites Verbot von «Konversionstherapien»
Laut Pink Cross bestehe dringender Handlungsbedarf
Der Nationalrat hat am Montag für ein nationales Verbot von «Konversionstherapien» gestimmt. Beschlossen ist das Verbot damit noch nicht.
Der Nationalrat hat mit einer Mehrheit von 143 zu 37 Stimmen die Motion seiner Rechtskommission angenommen, die ein nationales Verbot der schädlichen Massnahmen an LGBTIQ fordert. Noch ist das Verbot nicht beschlossen: Der Ständerat ist nun gefordert, die Motion ebenfalls anzunehmen, damit das strafrechtliche Verbot möglichst rasch ausgearbeitet werden kann. Im Juli hatte bereits die Waadt ein konkretes Gesetzesprojekt vorgelegt (MANNSCHAFT berichtete).
Laut Pink Cross reagierte er damit auf den dringenden Handlungsbedarf, der auch durch einen neuen Forschungsüberblick aufgezeigt werde: Die Studie von Yv E. Nay der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) fordere ein Verbot und betone die Notwendigkeit einer Sensibilisierung von Fachpersonen zu queeren Lebensweisen, um die Gesundheit von LGBTIQ nachhaltig zu stärken.
In der Schweiz würden «Konversionstherapien» noch regelmässig durchgeführt, wie verschiedene Recherchen und journalistische Investigationen in jüngster Zeit belegten, so Alecs Recher, Leitung Rechtsberatung und Advocacy bei TGNS. Doch während mehrere Staaten wie Deutschland diese Praktiken verboten haben (MANNSCHAFT berichtete) oder ein solches Verbot vorbereiten, mahlen die Mühlen in der Schweiz langsam. «Wir fordern ein strafrechtliches Verbot dieser Praktiken und Sanktionen gegen Personen, die sie anbieten, vermitteln oder bewerben. Denn ‹Konversionsmassnahmen› sind für die psychische Gesundheit der Betroffenen höchst schädlich, und nur mit einem expliziten strafrechtlichen Verbot können alle Fälle abgedeckt werden», so Recher.
«Der Nationalrat hat diesen Handlungsbedarf endlich erkannt und beschlossen, zu handeln. So macht er klar: Die Schweiz darf bei diesen Schandtaten nicht länger wegschauen», zeigt sich Muriel Waeger, Co-Geschäftsleiterin der Lesbenorganisation Schweiz (LOS), erleichtert über die nationalrätliche Annahme der Motion.
Andreas Künzler, Leiter der politischen Kommission von Network, mahnt: «Noch ist das Verbot leider nicht beschlossen. Der Ständerat ist nun gefordert, die Motion ebenfalls anzunehmen, damit das strafrechtliche Verbot möglichst rasch ausgearbeitet werden kann.»
Letzte Woche hatte Blutspende SRK Schweiz bekannt gegeben, dass sie bei Swissmedic eine Änderung der Blutspendekriterien für MSM beantragen wolle (MANNSCHAFT berichtete).
Das könnte dich auch interessieren
Deutschland
Nach Morddrohungen gegen Dunja Hayali: Petition zeigt Solidarität
Nach einer Moderation zum Attentat auf Charlie Kirk bekam Dunja Hayali zahlreiche, auch lesbenfeindliche Hassnachrichten. Eine Petition fordert jetzt eine schnellere Strafverfolgung bei solchen Nachrichten.
Von Newsdesk/©DPA
News
Lesbisch
Gesellschaft
Wien
Auf Luziwuzis Spuren: Conchita Wurst singt in der schwulen Sauna
Eine der berühmtesten schwulen Saunen der Welt geht neue Wege. Im Wiener «Kaiserbründl» werden jetzt auch Konzerte veranstaltet. Conchita Wurst tritt dort auf. Zuvor und danach gibt es exklusive Führungen für alle Konzertgäste.
Von Christian Höller
Schwul
Unterhaltung
News
Lifestyle
Österreich
News
Wegen Pride-Fahne: Mann bei Gemeindefest in Essen verletzt
In Essen wird auf einem katholischen Gemeindefest mindestens ein junger Mann attackiert und verletzt. Der Angreifer störte sich offenbar an einer Regenbogenfahne. Der Bischof verurteilt die Attacke.
Von Newsdesk/©DPA
Deutschland
Queerfeindlichkeit
HIV, Aids & STI
«Die sexuelle Gesundheit unserer Community steht auf dem Spiel»
Am Dienstag setzten Vertreter*innen von 48 Organisationen ein Zeichen gegen die geplanten Kürzungen bei der Prävention im Bereich der sexuellen Gesundheit. Vor Ort war auch Andreas Lehner, Geschäftsleiter der Aids-Hilfe Schweiz.
Von Greg Zwygart
Politik
Schweiz
Gesundheit