Nach zehn Jahren Pause kehrt das queere Fanzine «Butt» zurück

Die Publikation etablierte in den frühen 2000er-Jahren ein neues Körperideal und Lebensgefühl

Die neue Ausgabe des Fanzines «Butt» (Foto: BUTT Magazine / Twitter)
Die neue Ausgabe des Fanzines «Butt» (Foto: BUTT Magazine / Twitter)

Das legendäre Butt-Magazin kehrt nach einem Jahrzehnt mit einer Frühjahrssonderausgabe 2022 zurück in die Buchläden, im bewährten Taschenformat und mit den ikonischen rosafarbenen Seiten.

Das teilte das Modenachrichtenportal WWD («Women’s Wear Daily») mit und verwies darauf, dass die italienische Luxusmarke Bottega Veneta «die Rückkehr dieser quartalsmässig erscheinenden Zeitschrift für schwule Männer» unterstütze, «zehn Jahre nach der letzten Ausgabe».

«Als Marke muss man manchmal etwas fördern, an das man einfach glaubt und das man sehr mag», so Bottega Veneta. «Butt Magazine ist eines dieser Dinge.»

Demnach soll die 30. Ausgabe am 4. März erscheinen, wie auch Butt selbst via Twitter bestätigt. Die Rückkehr der «wahren Heimat von Schwuchteligkeit» («veritable home of faggorty») werde in Paris mit einer Installation im Palais de Tokyo gefeiert und mit einer Clubnacht im Mustang. (MANNSCHAFT berichtete darüber, dass derzeit in Paris sechs Ausstellungen zum schwulen Modemacher Yves Saint Laurent zu sehen sind, ebenfalls im Kontext der Fashion Week.)

Damit ist das Erscheinen der Ausgabe zeitlich so gelegt, dass dies mit der Paris Fashion Week zusammenfällt. Entsprechend gibt es eine ganze Reihe von Mode-Events rund um den Butt-Splash. Die 100-Seiten-Ausgabe wird online zu bestellen sowie in ausgewählten Buchgeschäften erhältlich sein. Spezielle Launch-Events finden zwischen dem 10. und 17. März in London statt im Shreeji-Buchladen, am 7. April gibt eine ferner ein Spezialevent in Los Angeles.

Sexuelle Freiheit und Solidarität in der Community In einem Statement der Butt-Macher heisst es: «Diese überraschende Wiedergeburt im Frühling belebt eine Diskussion neu, die sich mit der Solidarität in der gesamten Community beschäftigt und mit der Frage sexueller Freiheit. Während sich queere Sichtbarkeit aktuell auf einem Allzeithoch befindet, sind die freizügigen Dialoge zwischen den Generationen – wie sie in Butt stattfanden – zu zeitgenössischem Leben und Lieben bedauerlicherweise in den letzten zehn Jahren verlorengegangen.»

Das Cover der neuen Ausgabe wurde vom US-amerikanischen Fotografen Clifford Prince King geschossen. Zu den Geschichten, die enthalten sein werden, zählen u.a. ein Interview mit Künstler AA Bronson mit trans Pornostar Billy Vega. Ferner gibt’s ein Interview mit Hairstylistin Holli Smith und Kunst von Ajamu X sowie Sunil Gupta.

Weitere Schlagworte auf dem Cover sind «Fetish», «Cissy», «Hung», «Positive» und «Femme». (MANNSCHAFT hatte darüber berichtet, dass «Femboys» und «Trans» aktuell die Trend-Suchbegriffe im Pornobereich sind.)

Antwort auf die Geschichte von HIV und AIDS Wer das Magazin nicht (mehr) kennt und wissen will, was daran so besonders war aus LGBTIQ-Perspektive, dem sei Peter Rehbergs Buch «Hipster Porn: queere männlichkeiten und affektive sexualitäten im fanzine butt» empfohlen. (MANNSCHAFT berichtete über das Buch.)

Peter Rehbergs Buch «Hipster Porn: queere männlichkeiten und affektive sexualitäten im fanzine butt» vpn 2018 (Foto: b-books)
Peter Rehbergs Buch «Hipster Porn: queere männlichkeiten und affektive sexualitäten im fanzine butt» vpn 2018 (Foto: b-books)

In der Ankündigung des Titels heisst es: «Die Butt-Jahre – das war das erste Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts. Von 2001 bis 2011 wurde die Printversion des queeren Fanzines von Amsterdam aus herausgegeben und prägte mit seinen rosa eingefärbten Fotos das Bild eines neuen schwulen Männertyps: Weniger genormt als die Körperideale der 1990er, lässiger, behaart, mit Bart. Längst zirkuliert dieses Image auch unter dem Label ‹Hipster›.»

Abseits von triumphierendem Sportsex sind die Männer in Butt ebenso sexy wie verletzbar

Und weiter: «Im Unterschied zu seiner Mainstream-Variante aktiviert der Homo-Hipster das subversive Potenzial der 60er-Jahre Gegenfigur und schafft damit ein machtvolles Bild queerer Männlichkeit. Innerhalb einer schwulen Geschichtsschreibung sind die Butt-Boys damit auch eine Antwort auf die Geschichte von HIV und AIDS, ihre Medikamentalisierung und den daraus hervorgegangenen normativen Körper­politiken. Abseits von triumphierendem Sportsex sind die Männer in Butt ebenso sexy wie verletzbar: Butt zeigt schwule Intimität. Diese Ästhetik des Nichtperfekten ist vor dem Hintergrund der Amateur­kultur des Porn 2.0 zu verstehen.»

Das Magazin war 2001 von Gert Jonkers und Jop van Bennekom gegründet worden, der Taschen Verlag brachte 2014 Highlights aus der Publikationsgeschichte unter dem Titel «BUTT Forever» heraus.

Und nun geht die Geschichte weiter.

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